Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
Navigationsinstrumente zu sehen waren –, den ich aber als Bibliothek betrachtete, mit ihren zahllosen Regalen voller Bücher – richtige Bücher, gedruckte Bücher.
    Und schließlich eine letzte Treppe hinauf in die Spitze des Schiffs, wo sich lediglich ein rundes Schlafzimmer mit einem einzigen Bett in der Mitte befand.
    »Der Konsul beobachtete von hier aus gerne das Wetter und hörte Musik dabei«, sagte Martin Silenus. »Schiff?«
    Die halbrunde Hülle um den kreisförmigen Raum herum wurde transparent, ebenso der Bug des Schiffes über uns. Um uns herum waren lediglich die gemauerten Turmwände zu sehen, aber von oben fiel spärliches Licht durch das verfallene Dach des Silos. Leise Musik ertönte plötzlich in dem Raum. Es war ein Piano ohne Begleitung, und die Melodie war uralt und ergreifend.
    »Czerchyvik?«, riet ich.
    Der alte Dichter schnaubte. »Rachmaninow.« Plötzlich wurden die Satyrzüge in dem düsteren Licht sanfter. »Kannst du erraten, wer da spielt?«
    Ich lauschte. Der Pianist war ausgezeichnet. Ich hatte keine Ahnung, um wen es sich handelte.
    »Der Konsul«, sagte A. Bettik.
    Martin Silenus grunzte. »Schiff... undurchsichtig.« Die Wände verfestigten sich. Das Holo des alten Dichters verschwand von der Stelle beim Schott und leuchtete bei der Wendeltreppe wieder auf. Das machte er immer wieder, und die Wirkung war beängstigend. »Nun, nachdem wir die beschissene Führung hinter uns haben, gehen wir runter ins Wohnzimmer und überlegen, wie wir den Pax austricksen können.«
    Die Karten waren von alter Machart – Tusche auf Papier – und auf der glänzenden Oberseite des Flügels ausgebreitet. Der Kontinent Aquila spreizte seine Schwingen über der Tastatur, und der Pferdekopf von Equus krümmte sich als separate Karte darüber. Martin Silenus’ Holo stapfte mit kräftigen Beinen zu dem Flügel und klopfte mit dem Finger auf die Stelle, wo sich das Auge des Pferdes befinden sollte. »Hier«, sagte er. »Und hier.«
    Der substanzlose Finger erzeugte kein Geräusch auf dem Papier. »Der Papst hat seine Scheißtruppen überall, von der Chronos Keep hier« – der gewichtslose Finger zeigte auf einen Punkt, wo der Gebirgszug des Bridle Range hinter dem Auge seine östlichste Stelle erreichte – »bis hier runter zum Maul. Sie haben Flugzeuge hier, in der verfluchten Stadt des Traurigen Königs Billy« – der Finger klopfte lautlos auf einen Punkt nur wenige Kilometer nordöstlich vom Tal der Zeitgräber –, »und im Tal selbst haben sie massenhaft Soldaten der Schweizergarde zusammengezogen.«
    Ich betrachtete die Karte. Abgesehen von der verlassenen Stadt des Dichters und dem Tal bestand das östliche Viertel von Equus aus unbewohnter Wüste und war seit mehr als zwei Jahrhunderten für jeden verboten, ausgenommen Truppen des Pax. »Woher wissen Sie, dass die Schweizergarde dort ist?«, fragte ich.
    Der Satyr zog die Augenbrauen hoch. »Ich habe meine Quellen«, sagte er.
    »Haben Ihre Quellen Ihnen auch etwas über die Einheiten und ihre Bewaffnung verraten?«
    Das Holo gab ein Geräusch von sich, das sich anhörte, als würde der alte Mann auf den Teppich spucken. »Du musst nichts über die Einheiten wissen«, sagte er bestimmt. »Es genügt, dass dreißigtausend Soldaten zwischen dir und der Sphinx sind, wo Aenea morgen herauskommen wird.
    Dreitausend dieser Soldaten sind Schweizergardisten. Wie willst du an denen vorbeikommen?«
    Ich dachte, ich müsste laut auflachen. Ich bezweifelte, ob es der gesamten Heimatgarde von Hyperion gelungen wäre, an einem halben Dutzend Soldaten der Schweizergarde »vorbeizukommen«. So gut waren ihre Waffen, Ausbildung und Verteidigungssysteme. Anstatt zu lachen, studierte ich wieder die Karte.
    »Sie sagen, die Basis der Flugzeuge liegt in der Stadt des Dichters...
    Wissen Sie, um was für Flugzeuge es sich handelt?«
    Der Dichter zuckte die Achseln. »Kampfflugzeuge. EMVs taugen hier keinen Scheißdreck, darum haben sie Maschinen mit Schubdüsen hergebracht. Jets, glaube ich.«
    »Schwenker, Rammer, Pulser oder Sauerstoffverbrenner?«, fragte ich.
    Ich versuchte, mich so anzuhören, als wüsste ich, wovon ich spreche, aber das militärische Wissen, das ich mir bei der Heimatgarde angeeignet hatte, beschränkte sich darauf, meine Waffe unter Gefechtsbedingungen zu zerlegen, meine Waffe zu reinigen, meine Waffe abzufeuern, durch schlechtes Wetter zu marschieren, ohne dass meine Waffe nass wurde, zu versuchen, ein paar Stunden Schlaf zu bekommen,

Weitere Kostenlose Bücher