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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sich gar nicht erst mit Alkoholtupfern oder sterilen Skalpellen ab; sie winkte mich zu sich, nahm das Jagdmesser aus meinem Gürtel und zog die Klinge mit einer hastigen Bewegung, bei der ich zusammenzuckte, über drei ihrer Fingerspitzen. Ihr Blut floss rot. Aenea tauchte die Finger nur einen Augenblick in den Trinkbecher, aber lange genug, dass sich dickliche scharlachrote Schlieren in dem Wasser kräuselten.
    »Trinken Sie das«, sagte sie zu Pater Captain de Soya und half dem sterbenden Mann, den Kopf zu heben.
    Der Priester-Captain trank, hustete, trank wieder. Als sie ihn auf das fleckige Kissen zurücklegte, machte er die Augen zu.
    »Die Kruziform wird in vierundzwanzig Stunden verschwunden sein«, flüsterte meine Freundin.
    Pater Captain de Soya gab wieder dieses raue, kichernde Geräusch von sich. »Ich werde in einer Stunde tot sein.«
    »Sie werden in fünfzehn Minuten im Autochirurgen sein«, sagte Aenea und berührte seine bessere Hand. »Schlafen Sie jetzt, aber sterben Sie mir nicht weg, Federico de Soya... sterben Sie mir nicht weg. Wir haben viel zu bereden. Und Sie müssen mir... uns... einen großen Dienst erweisen.«
    Sergeant Gregorius kam näher. »M. Aenea«, sagte er, verstummte, scharrte mit den Füßen und versuchte es noch einmal. »M. Aenea, kann ich auch von diesem... Wasser trinken?«
    Aenea sah ihn an. »Ja, Sergeant, aber wenn Sie getrunken haben, können Sie nie wieder eine Kruziform tragen. Niemals. Es gibt keine Auferstehung mehr. Und es gibt andere... Nebenwirkungen.«
    Gregorius tat jede weitere Diskussion mit einer Handbewegung ab. »Ich bin meinem Captain zehn Jahre gefolgt. Ich werde ihm auch jetzt folgen.«
    Der Gigant trank mit großen Schlucken aus dem Becher.
    De Soya hatte die Augen geschlossen, und ich war davon ausgegangen, dass er schlief oder vor Schmerzen bewusstlos war, aber nun schlug er die Augen auf und sagte zu Gregorius: »Sergeant, würden Sie M. Endymion bitte das Bündel bringen, das wir aus dem Rettungsboot geschleppt haben?«
    »Aye, Capt’n«, sagte der Gigant und wühlte in dem Durcheinander von Trümmern in einer Ecke. Er gab mir eine versiegelte Röhre, etwas mehr als einen Meter hoch. Ich sah den Priester-Captain an. De Soya schien zwischen Delirium und Schock zu schweben. »Ich mache es auf, wenn es ihm besser geht«, sagte ich zu dem Sergeanten.
    Gregorius nickte, trug das Glas zu Carel Shan und goss dem bewusstlosen Waffenoffizier etwas Wasser in den offenen Mund. »Carel könnte sterben, bevor Ihr Schiff eintrifft«, sagte der Sergeant. Er sah auf.
    »Oder hat das Schiff zwei AutoDocs?«
    »Nein«, sagte Aenea, »aber der, den wir haben, hat drei Kammern. Sie können Ihre Verletzungen ebenfalls heilen.«
    Gregorius zuckte die Achseln, ging zu dem Mann namens Liebler und bot ihm das Glas an. Der schlanke Mann mit dem gebrochenen Arm sah es nur an.
    »Vielleicht später«, sagte Aenea.
    Gregorius nickte und gab ihr das Glas zurück. »Der EO war ein Gefangener auf unserem Schiff«, sagte der Sergeant. »Ein Spion. Ein Feind des Captains. Trotzdem hat der Pater Captain sein Leben riskiert, um Liebler aus dem Schiffsknast zu bekommen... er hat sich seine Verbrennungen geholt, als er ihn gerettet hat. Ich glaube, Hoag begreift gar nicht, was passiert ist.«
    Da sah Liebler auf. »Ich verstehe es«, sagte er leise. »Ich verstehe es nur nicht.«
    Aenea stand auf. »Raul, ich hoffe, du hast den Kommunikator des Schiffs nicht verloren.«
    Ich suchte nur ein paar Sekunden in meiner Tasche, bis ich das Kom-Einheit/Diskey-Tagebuch gefunden hatte. »Ich gehe hinaus und sende visuell über Richtstrahl«, sagte ich. »Mit dem Stecker des Hautanzugs. Hast du Anweisungen für das Schiff?«
    »Es soll sich beeilen«, sagte Aenea.
    Es war nicht einfach, den halb bewusstlosen de Soya und den ganz bewusstlosen Carel Shan in das Schiff zu befördern. Sie hatten keine Raumanzüge, und draußen herrschte immer noch fast Vakuum. Sergeant Gregorius erzählte uns, dass er einen aufblasbaren Transferball benutzt hatte, um sie vom Wrack des Landungsboots zum Tempel des Jadekaisers zu bringen, aber der Ball selbst war beschädigt worden. Ich hatte etwa fünfzehn Minuten, um über das Problem nachzudenken, bis das Schiff sichtbar werden würde, wenn es mit seinen EM-Schubdüsen und der blauen Fusionsflamme zum Landeanflug ansetzte, und als es eintraf, befahl ich ihm, unmittelbar vor der Luftschleuse des Tempels zu landen, eine Rolltreppe zur Schleusentür zu morphen und sein

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