Engel_der_Elemente-1
Fenster waren so schmutzig, dass man nicht mehr hinaussehen konnte. Offensichtlich hatte hier noch nie jemand sauber gemacht. Trotz allem war dieses schaurige Lokal gut besucht, etwa dreißig Leute lungerten an den Tischen herum, die genauso schmutzig waren wie der Rest.
„Isa, was kannst du sehen?“, fragte Cal sie.
Schon beim ersten Lokal heute Abend hatte Isa mit Erstaunen festgestellt, was ihre Gabe war. Wenn sie sich konzentrierte, konnte sie die Aura der Anwesenden sehen. Sie vermutete, dass aus diesem Grund ihre Augen so komisch gewesen waren.
Die meisten Leute hatten eine strahlende und leuchtend bunte Aura. Sie hatte jedoch auch einige gesehen, deren Aura grau schimmerte. Cal sagte, dass der Umgang mit Dämonen die Seele verschmutzt. Er hatte davon gehört, dass die Auren aus diesem Grund ihre Farbe verloren. Diese Menschen seien von einem Dämon versklavt, hieß es laut der Hexe, von der Cal diese Auskunft hatte. Vermutlich hatte sie recht damit - auf jeden Fall waren es keine braven und gesetzestreuen Mitbürger, die einen solchen Grauschleier um sich trugen. Sie strahlten Boshaftigkeit aus.
Isa ließ den Blick über die Menge schweifen und konzentrierte sich. Sogleich verschwamm ihre Sicht und die Silhouetten der Anwesenden zeigten sich ihr mitsamt den Auren.
„Der Typ hinter der Theke ist ziemlich grau, sehr dunkel. Die Gäste leuchten alle bunt bis auf den einzelnen Mann da am Tisch, der ist aber nur ganz schwach grau", flüsterte sie Cal zu.
„Dann fragen wir doch mal, ob Mario da ist ... Bin mal gespannt, wie es um seine Aura steht“, murmelte Cal zurück. Er ging voran an die Theke und baute sich vor dem Barmann auf. Isa und Raven stellten sich an seine Seite. Alle drei vermieden es, die schmutzige Theke anzufassen.
„Ich nehme mal an, du weißt, wer ich bin?“, fragte Cal, worauf der Barmann nickte.
„Ich bin hier, um mit deinem Chef zu sprechen. Ist er da?“ Wieder nickte der Kerl nur. Raven fragte sich, wozu der überhaupt einen Mund hatte. „Na dann ruf ihn mal fix!“, fuhr sie ihn an.
Der Barmann zuckte zusammen und verschwand durch eine Tür neben der Bar.
Raven kicherte. „Was hast du nur für einen Ruf, Cal. Es scheint ja eine Menge Leute zu geben, die Angst vor dir haben.“
Er zwinkerte ihr zu. „Ihr kennt halt nur meine nette Seite ... ihr solltet nicht vergessen, dass ich ein Vampir bin! Und außerdem, der unbestritten Stärkste aller Lokalbesitzer. Ich bin ein wenig wie ein Dirigent, der die anderen anführt. Nur, dass man mich besser nicht verärgert.“ Cal zwinkerte. Die meisten, die ihn kannten, ließen sich nicht von seinem netten und freundlichen Aussehen täuschen.
Isa zuckte mit den Schultern. „Wir hatten auch nicht vor, uns mit dir anzulegen. Es ist ohne Frage hilfreich, dass du so viel Einfluss hast, uns kennt ja schließlich kaum einer. Noch nicht. Du bist ganz nützlich!“, sie knuffte ihm freundschaftlich in die Seite und grinste.
„Na warte!“, gespielt empört hob er den Zeigefinger. In diesem Moment kam der Barmann zurück.
„M..Mein Chef w..wartet im Büro auf dich …“, hastig zeigte er auf die Tür, durch die er eben wiedergekommen war.
„Schon gut. Jetzt scheiß dir mal nicht gleich in die Hosen", gab Cal dem Stotternden zur Antwort und marschierte zur Tür.
„Kommt Engel, wir wollen doch den guten Mario nicht warten lassen, wo er uns doch so nett empfängt.“
Nacheinander traten sie in das Büro, welches völlig anders war, als der Rest des Lokals. Es war blitzblank, viele Blumen standen herum. Der Schreibtisch war aus dunklem Holz. Hochglänzend poliert. Dahinter auf dem Drehstuhl saß der schmierigste Mensch, den Isa je gesehen hatte. Er trug einen weißen Maßanzug, der seinen dicken Bauch noch fetter aussehen ließ. Die schwarzen Haare waren ölig nach hinten gekämmt, die kleine Brille auf seiner Nase passte absolut nicht in das runde Gesicht. Zu allem Überfluss trug er an jedem Finger goldene Ringe.
Als sie eingetreten waren, erhob sich Mario aus seinem Stuhl und trug ein künstliches Grinsen zur Schau. „Guten Abend Cal. Was verschafft mir die Ehre? Und einen wunderschönen guten Abend den hinreißenden Damen - welch eine Freude für meine Augen.“ Er verneigte sich kurz und hielt dann Cal seine Hand hin.
„Lass das. Wir sind nicht hergekommen, um von dir vollgeschleimt zu werden. Wir wollen Antworten, und wehe du hast keine!“
Cal verweigerte ihm die Hand, stattdessen ließ er seine Augen aufblitzen und
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