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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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wo du vorm Fernseher sitzen konntest. Kein glückliches Familienleben, keine Spaziergänge am Strand, vorbei, vorbei. Du kannst nichts tun und dich nirgends vor ihnen verbergen.«
    »John, was steckt deiner Meinung nach dahinter?«
    »Nicht die Indianer haben die Siedler in Roanoke umgebracht, sondern die Straw Men.«
    Ich starrte ihn an. »Was sagst du da?«
    »Die Croatoans wussten über alles Bescheid. Sie berichteten der nächsten Siedlergruppe, dass ein ›anderer Stamm‹ die fünfzehn Zurückgebliebenen von der zweiten Expedition umgebracht hatte. Dieser andere Stamm waren die Straw Men, ihre Vorfahren, die die neu ankommenden Europäer ausradieren wollten, ehe sie in einem Land Fuß fassen konnten, das lange Zeit ihnen gehört hatte. Sie löschten auch die nächste Expedition aus, mit Ausnahme von ein paar Frauen und Kindern – rate mal, warum. So machten sie es auch mit den Spaniern und allen anderen, wenn sie nur die Gelegenheit dazu hatten. Deshalb stand der Name Croatoan an der Blockhütte in den Bergen. Damals war es der offensichtliche Versuch, den Indianern die Schuld in die Schuhe zu schieben; jetzt aber heißt es so viel wie ›Wir waren hier‹ oder ›Das hier gehört uns‹.«
    »Die Straw Men waren wirklich schon im 15 . Jahrhundert hier in Amerika?«
    »Sie waren sogar schon lange Zeit vorher hier. Sie waren zuerst da. Sie haben vor viertausend Jahren Amerika den Ureinwohnern gestohlen, lange ehe die anderen überhaupt wussten, dass es Amerika gab.«
    »Aber wer sind sie eigentlich?«
    »Alle und keiner. Sie kamen aus der ganzen übrigen Welt zu verschiedenen Zeiten. Phönizier, Römer, Iren, Ägypter, Portugiesen, Skandinavier. Die Römer eroberten die halbe Welt, bewegten Zehntausende über mehrere Kontinente – sollten da nicht einige von ihnen den fünfhundert Meilen weiten Sprung über den Atlantik geschafft haben? Sie kamen in kleinen Gruppen, Menschen, die nicht nach den neuen Regeln dieser Welt leben wollten, denen die ganze Richtung nicht passte, vor allem nachdem das Christentum mit dem alten Götterglauben aufräumte. Über das ganze Land verstreut gibt es Zeichen für ihre Anwesenheit, unterdrückte Indizien. Westliche Artefakte in den falschen Grabungsschichten, altchinesische Münzen im Nordwesten Amerikas, Märchen von englisch oder walisisch sprechenden Ureinwohnern, ein verborgener ägyptischer Schrein im Grand Canyon, altirische Oghamschrift in den Felsen Neuenglands, Megalithe in New Hampshire, Sagen von rothaarigen Indianern in Oregon. Die Neue Welt hat immer jene angezogen, die mit der Alten nicht mehr klarkamen, die der Auffassung waren, dass die Alte Welt mit dem Virus der neuzeitlichen Zivilisation infiziert sei. Nach und nach knüpften diese Gruppen Kontakte untereinander und arbeiteten zusammen. Ab und zu sickerte etwas davon durch – die Reise des heiligen Brendan, die Karte des Peri Reis, die Weltgegenden zeigt, von denen wir heute behaupten, dass sie damals noch gar nicht bekannt gewesen seien –, aber immer wurde alles sofort unterdrückt. Die Straw Men wollten diesen Kontinent für sich haben, ihr eigenes Reich und ihr Versteck – nicht zuletzt, weil er ihnen Reichtum bescherte.«
    »Wie das?«
    »Kupfer. Seit dem dritten Jahrtausend vor Christus wurde eine halbe Million Tonnen Kupfer in Ober-Michigan abgebaut. In fünftausend Minen, die sich über ein Gebiet von hundertfünfzig Meilen erstreckten, wurde über ein Jahrtausend lang Bergbau betrieben.«
    »Davon habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Schon merkwürdig, nicht wahr? Und das, obwohl sie Millionen von Werkzeugen und Tausende von Gruben hinterlassen haben. Wohin sind fünfhunderttausend Tonnen Kupfer gegangen? Sie wurden in die ganze Welt exportiert, und darauf gründete sich anfangs der Reichtum der Straw Men. Und dadurch wurden sie mächtig genug, um ihr Reich geheim zu halten. Wenn ihre Nachbarn Schwierigkeiten machten, rotteten sie sie einfach aus. Sie löschten die Anasazi aus, als deren Kultur sich zu hoch entwickelte. Sie löschten die Roanoke aus, und um ein Haar hätten sie das Gleiche auch mit der ersten dauerhaften Niederlassung der Engländer in Jamestown getan. Sie brachten so viele Siedler um, wie sie erhaschen konnten. Im Tagebuch des Patrick Breen, eines Mitglieds der Donner-Partei, findet sich die merkwürdige Stelle, wo er an einem Freitag, dem Achtzehnten, notiert: ›Heute keinen Fremden vor den Hütten gesehen.‹ Was für Fremde? Im ganzen übrigen Tagebuch ist von diesen

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