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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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dass er weder fähig noch willens war, den Mord an Ferillo zu überdenken. »John, binde mich jetzt endlich los.«
    Er schüttelte den Kopf. »Geht nicht. Du kommst mir sonst in die Quere. Du bist einfach nicht der richtige Mann dafür.«
    »Ach, leck mich doch.«
    Plötzlich fuchtelte er mit seinem Finger vor meinem Gesicht. »Warst du es etwa das letzte Mal? Als du die Gelegenheit zu einem gezielten Schuss hattest? Hast du den Mann, der meine Tochter bestialisch umgebracht hat, unschädlich gemacht, als er genau vor deinem Pistolenlauf stand?«
    Ich wusste darauf nichts zu antworten. Damals hatte ich nicht abgedrückt.
    »Er ist hier, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte John. »Er ist hier auf der Suche nach etwas, von dem er glaubt, dass es alles in Ordnung bringen wird.«
    »Er hat Fehler gemacht. Er ist nicht mehr der Star der Straw Men. Sie haben ihn verbannt, und nun wollen sie ihn am liebsten tot.«
    »Dumm bist du nicht, das gebe ich zu.«
    »John, sei offen zu mir. Ich habe ein Recht darauf. Und entweder bindest du mich los, oder du holst mir was Hochprozentiges. Hier erfriert man sich ja die Knochen.«
    Er ging hinüber ins Badezimmer. Geklirr im Dunkeln, dann kam er mit einem Glas zurück, das eine bernsteinfarbene Flüssigkeit enthielt. Ich machte den Mund auf, und er goss sie hinein. Ich musste husten, doch dann breitete sich Wärme in meiner Brust aus.
    Er trat zurück und ging zum Fenster. Von dort aus schaute er eine Weile lang auf den Parkplatz.
    »Er ist nicht hier im Motel, oder?«
    »Er war es, zusammen mit einem Kerl, mit dem er sich herumtreibt. Ich bin erst am Abend angekommen, da war er nicht mehr hier. Aber er muss noch in der Gegend sein.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er ist krank im Kopf. Er glaubt, ein Wundermittel gefunden zu haben, um die Welt nach seinem Ebenbild zu formen.«
    »Was soll das sein?«
    Er schüttelte den Kopf. »Du würdest es nicht glauben.«
    »Weißt du, dass die getöteten Frauen zu Pflegefamilien gehörten, die ihn als Kind aufgenommen hatten?«
    »Ja. Ich habe Leute aufgespürt, die damals mit seinem Fall befasst waren. Ich habe mit der alten Frau in San Francisco gesprochen. Den Rest habe ich mir ausrechnen können.«
    »Warum Ferillo?«
    »Wie viele andere im ganzen Land diente er als Fassade für die Straw Men. Sie sorgten dafür, dass er der Strafverfolgung entging, das ist schon Jahre her. Vermutlich hat er nie begriffen, was die Straw Men eigentlich trieben, aber er hat sich von ihnen zur Geldwäsche in seinem Restaurant einspannen lassen. Die Wohnung, in der er starb, gehörte einem Mann namens George Dravecky. Dravecky ist ein sehr reicher Immobilienhai. Er hatte zwar noch kein Haus oben in The Halls, aber seine Bewerbung lief schon. Die Investitionen, um dort aufgenommen zu werden, hatte er schon getätigt. Er gehört zu den Straw Men.«
    »Wie hast du das herausgefunden?«
    »Ich verstehe eben mein Handwerk.«
    »Du bist kein Polizist mehr, und du hast dich geweigert, Nina ins Vertrauen zu ziehen. Wer verschafft dir dann Zugang zu Informationen?«
    »Ein Typ, mit dem ich während meiner Zeit beim LAPD gearbeitet habe. Damals hatte er die Angewohnheit, sich hin und wieder einen Beutel Stoff aus der Asservatenkammer für den eigenen Gebrauch abzuzweigen. Nichts Größeres. Auf ihn ist Verlass, und da er jetzt aufgestiegen ist, möchte er nicht, dass irgendetwas davon herauskommt. Er tut, worum ich ihn bitte.«
    »Könnte das Doug Olbrich sein?«
    John lächelte kurz, aber es war ein hässliches Lächeln. »Wirklich nicht dumm, der Kleine.«
    »Ganz sicher nicht. Nur hat Olbrich den Hang, den falschen Leuten zu vertrauen, vor allem jenen, die ich einmal für meine Freunde hielt. Kennt Olbrich den weiteren Zusammenhang?«
    »Warum sollte er? Er ist bloß ein Cop.«
    »Bist du an Dravecky herangekommen?«
    »Ja. Er bestätigte mir, was ich schon selbst ermittelt hatte. Du hast keine Vorstellung, mit welchem Gegner wir es zu tun haben.«
    »Ich denke doch.«
    »Nein, da irrst du dich gewaltig. Ich hatte Roanoke erwähnt, weil ich dachte, dir würde ein Licht aufgehen. Ich habe deine Miene studiert, aber nichts deutete darauf hin, dass du irgendetwas begriffen hast. Wie ist das möglich, Ward? Was hast du denn die ganze Zeit über gemacht?«
    »Ich habe versucht, am Leben zu bleiben.«
    »Du hast dich versteckt, willst du sagen. Wofür? Wenn du erst einmal entdeckt hast, dass es diese Leute gibt, dann kannst du kein normales Leben mehr führen. Vorbei die Zeit,

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