Engel für den Duke
dass du das glaubst, aber Tatsache ist, dein Vater ist tot. Du musst dein eigenes Leben bedenken, Royal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der alte Duke gewollt hätte, dass du etwas tust, das dich unglücklich macht.“
„Der größte Wunsch meines Vaters war es, Bransford Castle wieder aufzubauen und das Familienvermögen wiederherzustellen. Nur das hat für ihn gezählt. Er würde alles tun, damit das geschieht, und dasselbe hat er von mir erwartet.“
Sherry antwortete nicht.
„Sieh mal, es ist nicht so, dass die meisten Menschen nicht aus ähnlichen Gründen heiraten würden – Geld, Macht und soziale Stellung. Nur wenige Leute haben das Glück, aus Liebe zu heiraten.“
Sherry setzte sich auf. „Ah, du gibst also zu, zarte Gefühle für Miss Moran zu hegen.“
Gefühle ganz sicher. Lust, Begehren, körperliches Verlangen. Er war nicht sicher, was sonst noch dabei war. „Ich gebe zu, ich fühle eine starke Anziehung. Mehr wird es nie sein, und selbst dem werde ich ein Ende setzen.“
„Nun denn, ich wünsche dir viel Erfolg. Du hast deutlich gemacht, wie wichtig das ist.“
Royal warf einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims. „Ich muss gehen.“ Er nahm seinen Rock auf und zog ihn an, dann ging er zur Tür. „Vielleicht sehe ich dich heute Abend im Club.“
„Oh, das wirst du. Ich habe vor, einiges von dem Geld zurückzugewinnen, dass ich beim letzten Mal an diesen Schuft St. Michaels verloren habe.“
Dillon St. Michaels war einer ihrer engsten Freunde. Zusammen mit Royal und Sherry war er einer der Ruderer, eine Gruppe früherer Oxford-Studenten, zwischen denen mit den Jahren ein enges Band entstanden war.
Royal verließ das Schlafzimmer, und Sheridan folgte ihm nach draußen. Die Kutsche wartete vor der Tür, als der Butler öffnete und Royal die Treppe hinunterging.
„Kann ich dich irgendwohin mitnehmen?“, fragte er Sherry.
„Nicht nötig. Ich sehe dich heute Abend.“
Royal stieg in die Kutsche und ließ sich schwer auf den Sitz fallen.
Seine Aufgabe lag vor ihm, seine Pflicht stand fest.
„Meadowbrook“, rief er dem Kutscher zu und schloss die Augen. Er fürchtete das, was ihm bevorstand.
Lily hatte ein ungutes Gefühl bei der Aufforderung, die sie erhalten hatte, und stand jetzt in dem üppigen scharlachroten Salon, zusammen mit dem Duke und den Caulfields. Vor einer halben Stunde hatte sich Royal mit Henry Caulfield getroffen und formell um die Hand von dessen Tochter angehalten. Das Treffen war vorbei, die glückliche Nachricht verkündet. Jetzt blieben nur noch die finanziellen Verhandlungen, dann würde die Verlobung offiziell.
Neben Matilda Caulfield stand Lily, kerzengerade, das Lächeln wie eingemeißelt auf ihrem Gesicht.
„Ich könnte nicht glücklicher sein, mein Junge!“ Henry schlug Royal auf den Rücken. „Sie werden für mein schönes Mädchen ein guter Ehemann sein!“ Henry lächelte, und sein kahler Kopf schimmerte im Gaslicht des Kristallleuchters im Salon, das entzündet worden war, um die Dunkelheit dieses grauen Tages zu vertreiben.
Lilys Verwandter war gut einen Fuß kleiner als der Duke, und seine buschigen Koteletten zeigten bereits Spuren von Grau.
„Winston!“, rief er durch die offene Salontür nach seinem Butler. „Holen Sie eine Flasche meines besten Champagners! Dies ist ein Anlass zum Feiern!“
Lily wurde es übel. Sie warf einen Blick zu Royal, dessen Lächeln wie festgefroren zu sein schien.
Der Champagner wurde unter Jocelyns und Matildas begeistertem Geplauder gebracht. Lily nickte und lächelte, als könne sie wirklich hören, was gesagt wurde, trotz des Rauschens in ihren Ohren. Henry stand neben Royal und lächelte immer noch.
Champagner wurde in Gläser gegossen, und es wurde angestoßen. Lily zwang sich, einen Schluck zu trinken, obwohl es ihr schwerfiel, das prickelnde Getränk an dem Kloß an ihrem Hals vorbeizuschlucken.
Royal sah sie nur einmal an, als sie ihm und Jo gratulierte. Es war sehr förmlich und distanziert, und Lily hätte am liebsten geweint.
Stattdessen trank sie den Champagner und hörte den Plänen zu, die für die große Verlobungsfeier geschmiedet wurden.
„Wir können den Ball hier in Meadowbrook veranstalten“, sagte Matilda, und auf ihrem breiten Gesicht lag ein Lächeln. „Seine Hoheit kann die Verlobung an dem Abend verkünden.“
„Ich will nicht so lange warten“, sagte Jocelyn, die begierig darauf war, die neue Gesellschaftskönigin zu sein.
„Wir planen es für Ende nächsten
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