Engel im Schacht
Alec Gantner haben dir Mr. T. als Köder hingehalten - Alec junior hat dir versprochen, daß sein Daddy sich bei der Food and Drug Administration für dich einsetzt. Wahrscheinlich hättest du Alec senior am Gewinn bei Cellular Enhancement beteiligen können, aber ich halte es eher für unwahrscheinlich, daß der Eigentümer von Gant-Ag Capital Concerns braucht, um seine Finanzen aufzubessern. Du mußt gemerkt haben, daß da was faul ist. Vielleicht bist du die arroganteste Frau, mit der ich je zusammengearbeitet habe, aber jedenfalls bist du nie dumm gewesen. Und auch nicht unehrlich.«
Camilla begann, nervös in der Küche hin und her zu laufen, Schranktüren aufzumachen, Conrads ordentlich aufgehängte Geschirrtücher zurechtzurücken. Sie ließ einen Topf fallen, daß er laut scheppernd durch die Wohnung knallte. »Schmeißt du jetzt mit Geschirr?« erkundigte sich Phoebe. »Ist schon ein denkwürdiger Tag, wenn eine Frau wie du sich einbildet, mich arrogant nennen zu müssen. Na schön - ich glaube nicht, daß es ein Verbrechen war, Alec um Hilfe zu bitten. Mr. T. - Cellular Enhance ment - ist ein sauberes klei nes Unternehmen. Sie brauchten bloß ein bißchen Aufmerksamkeit bei wichtigen Leuten. Also hat Alec Jasper dazu gebracht, Lamia ein Sanierungsprojekt von Home Free zu geben. Daran ist nichts Ungewöhnliches.«
Camilla stellte den Topf wieder auf den Herd zurück. Ängstlich die Stirn runzelnd, verließ sie die Küche.
»Da hast du also gleich zwei Sachen von ihnen gekriegt. Soso. Und die wollten keine Gegenleistung von dir. Ist ja wie an Weihnachten. Hat Jasper sich mit dir darüber unterhalten, wen er wegen seiner Baustellen im Rathaus kaufen muß? Und bitte tu nicht so, als wüßtest du nicht, wovon ich rede - die Geschichte von meiner Festnahme auf der Home-Free-Bau stelle war am Samstag in allen Nachrichten.« Ich hörte ein Klicken. »Bescheißen die bei den Lohnabrechnungen?« Camilla hatte den Hörer im Schlafzimmer abgehoben.
»Hallo, Zu-Zu«, begrüßte Phoebe sie. »Wenn sie das tun, haben sie mir nichts davon erzählt.«
So ging das eine ganze Weile hin und her. Phoebe war eine erfahrene Pokerspielerin; sie würde im Verlauf dieses Telefongesprächs mit Sicherheit nicht klein beigeben. Nicht einmal Camillas nervöses Bitten, ihr doch mehr über die Geschäfte von Home Free mitzuteilen, konnten Phoebe erweichen. Schließlich drohte ich in meiner Verzweiflung, die Sache mit Murray zu besprechen.
»Vielleicht werde ich nie erfahren, wer da im Rathaus solche Angst hat, aber wenn der Herald-Star eine Geschichte über die Lohnabrechnungen bringt, kann Murray die übrigen Baustellen von Home Free wenigstens vorübergehend ins Licht der Öffentlichkeit rücken. So schnell fliegen die jedenfalls keine Rumänen mehr ein. Vielleicht kriegen dann auch ein paar amerikanische Arbeiter wieder einen Job. Und Senator Gantner wird sich bestimmt freuen, wenn die breite Öffentlichkeit erfährt, was er für seine Wähler tut.«
»Leuchte nur nicht alles so hell aus, sonst kriegen wir das Projekt nicht«, ermahnte mich Camilla eindringlich von ihrem Ende der Leitung.
»Ich möchte wissen, was sie zum Ausgleich für euren Job erhalten haben. Der Schlüssel ist die Century Bank.«
»Aber Home Free hatte nichts mit dem Deal zu tun«, erinnerte mich Camilla. »Genau das würde ich gern wissen. Eleanor Guziak sitzt im Vorstand von Century. Sie ist die rechte Hand von Donald Blakely, also müßte sie eigentlich wissen, was da vor sich geht, und wenn das so ist, wissen auch die anderen beiden Musketiere Jasper und Alec Bescheid...« Ich schwieg. » Jad Holdings. Was bin ich blöd! J wie Jasper, A wie Alec, D wie Donald. Einer für alle, alle für einen. Stimmt's, Phoebe?« »Du wirst schon wissen, was du sagst, Vic«, meinte Phoebe. »Ich weiß es nicht. Geh ruhig zu Murray. Aber wenn du die Sache mit Lamia verpatzt, solltest du lieber noch was für die Frauen in der Hinterhand haben.«
Sie legte auf. Camilla kam in die Küche zurück, besorgt über den Verlauf des Gesprächs. Ich konnte ihr nicht versprechen, daß das Lamia-Projekt sicher war - wenn ich Home Free bei meinen Nachforschungen den Boden unter den Füßen wegzog, war vielleicht auch die Finanzierung von Lamias Sanierungsprojekt gefährdet. »Was haben die bloß vor?« wollte ich wissen. »Die kaufen Century und machen ein großes Geheimnis draus. Wenn ich richtig geraten habe, wer hinter Jad Holdings steckt, bedeutet das, daß Jasper sich aus dem
Weitere Kostenlose Bücher