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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Gott, Vic. Wir sind absolut voll, aber wenn sie nur die Wahl zwischen deinem Keller und einem engen Zimmer hat, das sie mit einer anderen Frau teilt, dann ... Wenn die Kinder jetzt seit sechs Monaten auf der Straße sind, sind die sicher ziemlich wild. Ich weiß nicht so recht. Bring sie mal vorbei, dann arrangiere ich ein Interview mit Eva.«
    Eva Kuhn war die Psychotherapeutin von Arcadia House. »Es gibt da ein kleines Problem«, mußte ich zugeben. »Sie ist erst mal untergetaucht.« Marilyn hörte sich die Geschichte mit Tamar ohne großes Mitleid an. »Sie braucht mehr Hilfe, als wir ihr geben können, Vic. Aber wenn sie tatsächlich wieder auftaucht und wenn du sie überreden kannst, noch irgendwo mit dir hinzugehen, sage ich Eva, daß sie ein diagnostisches Profil erstellen soll. Sprich lieber erst mit Deirdre: Sie hat Kontakte zu den Obdachlosenheimen.« Dann legte sie auf.
    Ich nahm meine zweitbeste Taschenlampe und ging damit hinunter in den Keller. Vergebene Liebesmüh. Selbst wenn Mrs. Hawkings tatsächlich wieder hierher zurückgekehrt war, wartete sie sicher nicht darauf, daß ich sie fand. Ich verdrängte meine Angst vor den Ratten und drückte mich hinter den Boiler, wo ich die Familie am Montag entdeckt hatte.
    Bei dem Boiler handelte es sich um ein großes schmiedeeisernes Ungetüm aus den zwanziger Jahren, aus der Zeit also, in der das Pulteney gebaut worden war. Zuerst hatte man die Heizung von Kohle auf Ol, dann, zu Anfang meiner Zeit als Mieterin in dem Gebäude, auf Erdgas umgestellt. Irgendwann, lange bevor ich eingezogen war, hatte man eine Wand zwischen Boiler und Fundament eingezogen, so daß gerade noch genug Platz für einen durchschnittlich großen Menschen - oder sechs Ratten nebeneinander - blieb.
    Nachdem die dritte an mir vorbeigehuscht war, ließ ich den Strahl der Taschenlampe über die Wand gleiten. Vielleicht steckten die Hawkings hinter der falschen inneren Wand - dort schienen auch die Ratten zu nisten -, aber ich konnte keine Öffnung entdecken. Ich zog mich hastig zurück und ging wieder in mein Büro. Sogar die Monotonie der Berichte und Rechnungen war noch besser, als zusammen mit den Ratten hinter dem Boiler herumzukriechen.
    Ich stellte fest, daß ich in den vergangenen Wochen genug gearbeitet hatte, um ein paar Rechnungen stellen zu können. Um drei hatte ich schließlich Rechnungen im Gegenwert von zweitausend Dollar ausgedruckt und in Umschläge gesteckt. Das hieß, daß ich noch ein paar Sachen für Phoebe Quirk erledigen konnte, bevor ich nach Hause fuhr, um mich umzuziehen. Ich machte einen Bekannten im Rathaus ausfindig, der mir vielleicht ein paar Hinweise darauf geben konnte, warum die Stadt die Genehmigungen für Lamia zurückgezogen hatte.
    Als Cyrus Lavalle meine Stimme hörte, flüsterte er mir theatralisch zu, daß ich seinen Mitarbeitern meinen Namen nicht hätte angeben sollen. Nein, ich konnte nicht zu ihm ins Büro kommen, aber er würde mich gern um fünf im Golden Glow treffen. »Ach, komm schon, Cyrus. Inzwischen solltest du mich eigentlich kennen. Ich werde nicht in der Öffentlichkeit versuchen, dich mit Bildern von Andrew Jackson zu erpressen - ich will dir nur ein paar Fragen stellen.«
    »Keine Chance, Warshawski«, flüsterte er. »Hier gibt's jede Menge Leute, die ziemlich wenig von dir halten. Es könnte mich meinen Job kosten, wenn ich mit dir gesehen werde.«
    Mit anderen Worten: Er wollte auf einen Drink eingeladen werden und noch ein bißchen Geld rausschlagen für seine Informationen über Camillas Projekt. Ich gab widerwillig nach und machte mich wieder an die Arbeit.
    Ich hatte einen lukrativen Auftrag von Phoebe - ich sollte die Eigentümer eines kleinen pharmazeutischen Betriebes überprüfen, für den sie sich interessierte und der nur ein einziges Produkt herstellte, einen T-Zellen-Aktivator, für den noch die Genehmigung von der Food and Drug Administration fehlte, damit die Versuche am Menschen beginnen konnten. Eigentlich hieß das Unternehmen »Cellular Enhancement Technology«, aber in meinen Akten verwendete ich den Spitznamen, den Phoebe ihm gegeben hatte - Mr. T. Mr. T. hatte die letzten beiden Jahre keinen rechten Erfolg gehabt, aber wenn die Genehmigung endlich erteilt wurde, konnte das ziemlich viel Geld für Phoebe bringen.
    Die biologischen Fragen, um die es dabei ging, verstand ich nicht einmal annähernd, etwas anderes war das mit den Referenzen der Biologen. Ich rief bei den Universitäten an, wo sie angeblich

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