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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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allerdings nicht klar, daß eine Ehefrau genauso neugierig sein kann. Sie war immer da, wenn der Postbote kam, und sie hat den Brief gesehen. Sie ist sogar in mein Arbeitszimmer gekommen und hat ihn mir aus der Hand gerissen, während ich ihn gelesen habe.«
    Er sah leidend aus wie ein tragischer Held. »Sie war wie Lady Macbeth: Sie hat mir keine Ruhe gelassen, bis ich herausgefunden hatte, warum er das wissen wollte. Sie dachte, wenn ich ihm einen so großen Gefallen tue, würde er mir sicher zu der Stelle als Bundesrichter verhelfen. Ich weiß nicht, warum ihr das so wichtig war, aber offenbar ging es ihr ums Prestige. Vielleicht hat sie gedacht, daß sie dadurch an Ansehen gewinnt in den Kaffeekränzchen im Hyde-Park-Viertel.«
    »Du selbst hattest natürlich keinerlei Ehrgeiz«, sagte ich mit sanfter Stimme. »Als sie umgebracht wurde, bist du nicht auf die Idee gekommen, daß der Mord an ihr vielleicht etwas mit der Geldwäsche zu tun haben könnte? Wie haben sie das Geld übrigens ins Land gebracht?«
    »Das hat Deirdre dir nicht gesagt?«
    »Nun, ich weiß Bescheid über die großen Geschäfte, zum Beispiel über die telegrafische Anweisung an die Century Bank von den Caymaninseln aus, und auch, warum die drei Mus ... Gantner und seine Freunde so ein großes Geheimnis um diese Erwerbung gemacht haben. Aber die fünf Millionen, die Jasper in seiner Schublade hatte - das konnten nicht nur Gehaltserhöhungen sein.«
    Er verzog die Lippen verächtlich. »Wenn Deirdre schon mal die Güte hatte, einen Teil dessen zu verschweigen, was sie wußte, werde ich das jetzt doch nicht ausplaudern.«
    »Fabian, dir scheint nicht klar zu sein, daß du im Moment ziemlich leicht abzuschießen bist. In ein paar Tagen steht die Story über Gant-Ags illegale Verkäufe an den Irak auf den Titelseiten. Und weißt du, was Gantner und Blakely dann tun werden? Sie machen dich zum Sündenbock. >Fabian Messenger hat uns den Rat gegeben, das so zu machen<, werden sie sagen. >Ein Juraprofessor der University of Chicago hat uns versichert, daß wir damit weder gegen das Steuerrecht noch geg en die Boland-Novelle verstoßen< Sie hätten nichts dagegen gehabt, wenn du wegen des Mordes an deiner Frau verhaftet worden wärst. Deswegen haben sie auch ... «
    Als Fabian wieder mit Emily und seiner Odipuslitanei anfing, redete ich einfach weiter. »Nein, jetzt wirst du mir mal zur Abwechslung zuhören, Messenger. Ich habe einen Zeugen, der eine Aussage auf Kassettenrecorder gemacht hat. Donald Blakely hat am Donnerstagmorgen nach deiner Abendeinladung den Baseballschläger in Jasper Heccombs Büro gebracht. Wahrscheinlich hat er ihn einfach in seinen Mantel gehüllt und mitgenommen, als er gegangen ist. Wenn wir alle Gäste befragen, finden wir vielleicht sogar jemanden, der ihn dabei beobachtet, aber nichts gesagt hat, weil er meinte, du wüßtest davon. Aber egal, wie's war: Blakely hat jedenfalls deinen Baseballschläger gestohlen. Heccomb, vielleicht auch Anton, sein Vorarbeiter auf einer seiner Baustellen, hat in jener Nacht Deirdre damit erschlagen. Blakely ist davon ausgegangen, daß du festgenommen wirst. Das hätte bedeutet, daß all ihre Probleme mit einem Schlag gelöst wären. Deirdre, die bei der Abendeinladung allerlei Andeutungen fallenließ, war tot, bevor sie noch weitere Dinge ausplaudern konnte. Vielleicht würdest du dich versucht fühlen, sie zu verpfeifen, aber das wäre egal, denn du würdest ja wegen des Mordes an deiner Frau einsitzen. Die Geschichte wäre wunderbar aufgegangen. Bloß hast du leider Emily vergewaltigt, und sie ist mitten in der Nacht in die Stadt gefahren, um ihre Mutter zu suchen. Als sie ... «
    »Wie kannst du es wagen?« brüllte Fabian mit fahlem Gesicht. »Wie kannst du es wagen, mir etwas so Niederträchtiges zu unterstellen? Emily ist ziemlich gestört ... « »Vielleicht«, herrschte ich ihn an. »Aber sie hat ihre Mutter nicht umgebracht. Und jetzt möchte ich dir einen kleinen Deal vorschlagen, Messenger. Eigentlich finde ich das zum Kotzen, aber es geht nun mal nicht anders. Sag mir, was du Deirdre gesagt hast: Wie sie das Geld ins Land gebracht haben. Dann erzähle ich dem Staatsanwalt nichts von deinem Schriftverkehr mit Gant-Ag.«
    Es kostete ihn unglaubliche Mühe, nicht loszubrüllen. »Deirdre war krank. Wenn sie dir tatsächlich eine Nachricht hinterlassen hat, und ich betone das Wörtchen >wenn<, dann würde ich dem, was drinsteht, nicht allzuviel Glauben schenken. Aber dir kommt diese

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