Engel im Schacht
daß ich den Freund Ihrer Tochter beschatte?
Sie wollen herausfinden, wer die Geheimnisse Ihres Unternehmens ins Ausland verkauft? Sie wollen mich auf Geheiß von Donald Blakely erschießen? Oder wollen Sie mich warnen vor weiteren Nachforschungen im Fall Gantner?«
Er schnaubte vor Verzweiflung. »Wir müssen uns ernsthaft unterhalten. Ich komme von Senator Gantner.«
»Und Sie haben sicher einen Namen.«
»Der tut nichts zur Sache.«
»Für mich schon - ich werde wohl in Ihrem Büro anrufen und mich erkundigen müssen, ob Sie wirklich dort arbeiten. Da könnte ja jeder mit einem teuren Anzug daherkommen und behaupten, daß er für einen Senator der Vereinigten Staaten arbeitet.«
Bevor er reagieren konnte, hatte ich schon die Hand in seine linke Brusttasche geschoben, aus der ich seine Brieftasche holte, ein braunes Ding, so zart wie ein Windhauch. Mit einer Hand auf meiner Smith & Wesson klappte ich die Brieftasche auf und zog seinen Führerschein mit den Zähnen heraus. Er wurde laut - was für eine Unverschämtheit, was glaubte ich eigentlich, wer ich sei. Ich holte meine Waffe heraus und hielt sie ihm unter die Nase. Der Führerschein wies ihn als Eric Bendel aus. Ich gab ihm die Brieftasche wieder. »Ich weiß nicht, ob Sie wirklich dieser Bendel sind - der Mann auf dem Bild sieht mehr wie ein aus dem Irrenhaus in Elgin Entsprungener aus. Wollen Sie den Ausweis tatsächlich wieder?«
»Ich habe eine Botschaft für Sie von einem Senator der Vereinigten Staaten«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Sie sollten das ernst nehmen.« »Hoppla, einen Augenblick mal. Ich gehe zur Wahl und zahle meine Steuern. Wenn er das gleiche von sich behaupten kann, sind wir ebenbürtig. Aber Sie und er halten Ihren Besuch wahrscheinlich für etwas Besonderes.«
»Der Senator hat mich vor einer Stunde aus Washington angerufen.« Sein Blick war mittlerweile noch kühler geworden. »Er sagt, Sie könnten Ihre Energien nutzbringender auf andere Tätigkeiten verwenden - Sie wüßten schon, was er meint. Er hat außerdem gesagt, wenn Sie weiterhin Nachforschungen anstellen, die das Wohl seiner Wähler bedrohen, würde er sich erkundigen, ob er Ihnen nicht aufgrund Ihrer Gesetzesverstöße in den letzten beiden Wochen die Detektivlizenz entziehen lassen kann. Auch der Staatsanwalt wird sich für die Angelegenheit interessieren.« »Soso. Und auswendig gelernt haben Sie das alles auch noch. Kein Wunder, daß er Sie als Mitarbeiter schätzt. Auf Wiedersehen, Eric. Einen schönen Tag noch.« Ich schloß die Tür auf und winkte ihm abschließend mit der Hand, in der ich meine Waffe hielt. »Und was soll ich dem Senator sagen?« erkundigte er sich mit einer Stimme wie zermahlenes Glas.
»Daß ich mich als Wählerin geehrt fühle über sein Interesse an meinen Angelegenheiten, und daß ich mein möglichstes tun werde, mich erkenntlich zu zeigen. Auf Wiedersehen, Mr. Bendel.«
Frustriert machte er noch einen letzten Versuch: »Der Senator ist es gewöhnt, ernst genommen zu werden.«
»Er und ich müssen uns eines Tages mal persönlich unterhalten. Wir haben sehr vieles gemein - unser Interesse für die Angelegenheiten des anderen und das Bedürfnis, ernst genommen zu werden. Hoffentlich haben Sie sich meine Antwort gemerkt. Auf Wiedersehen.«
Ich wartete, bis er beim Wagen war, und ging dann hinein. Vielleicht hatten sie mich deshalb in letzter Zeit nicht mehr zusammengeschlagen - weil sie hofften, ich würde auf die Überredungskünste des Senators reagieren. Mir meine Lizenz als Privatdetektivin entziehen? Pah! Ich lachte höhnisch. So wie die Geschäfte augenblicklich liefen, würde das kaum einen Unterschied ausmachen.
Ich war besonders vorsichtig, als ich nach Elk Grove Village fuhr, um Mr. Contreras abzuholen. Auf dem ganzen Weg zu Fabian in den Süden der Stadt und auch wieder zurück hatte ich das Gefühl, daß mich jemand verfolgte. Wenn das Terrys Leute waren, beruhigte mich das, aber wenn nicht - wenn nicht, mußte ich die ganze Zeit Augen und Ohren spitzen.
Als ich in Elk Grove Village ankam, mußte ich mich erst einmal mit Mr. Contreras' Tochter auseinandersetzen, denn Ruthie Marcano war verständlicherweise eifersüchtig auf mich. Sie wollte nicht, daß ich ihn wieder mit nach Hause nahm. Ich hätte einen schlechten Einfluß auf ihn. Dies war das dritte Mal innerhalb von sechs Jahren, daß er im Krankenhaus gewesen war, weil ich ihn in eine gefährliche Situation gebracht hatte. Zwei Schußverletzungen und
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