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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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drastisch zu reduzieren; in einem Anfall von Selbstmitleid hatte er sich gedünsteten Steinbutt ohne Soße bestellt, in dem er jetzt mit düsterer Miene herumstocherte. Nach seiner dritten unkonzentrierten Bemerkung ertrug ich die Anspannung nicht mehr und fragte ihn rundheraus, ob er mit Finchley gesprochen hatte.
    »Er ist heute abend zu mir gekommen, gerade bevor ich gehen wollte, um dich zu treffen.«
    »Und da hat er dir erzählt, daß er mich gestern abend festnehmen wollte?«
    »Klingt ziemlich schrecklich, die ganze Sache. Er sagt, du hast dich heute als Polizistin ausgegeben, um ins Haus der Messengers zu kommen.«
    »Genaugenommen, nein. Ich hab' der Haushälterin meine Zulassung als Privatdetektivin gezeigt, aber mir ist das polnische Wort dafür nicht eingefallen. Sie hat mich für eine Polizistin gehalten. Mir tut's schon leid, daß ich's gemacht habe. Aber da Terry Fabian Messenger nicht ernsthaft als Verdächtigen in Erwägung gezogen hat, hätte er das Haus nicht durchsucht, und dann wäre der Schläger wahrscheinlich die nächsten zehn Jahre hinter der Heizung geblieben.« Ich versuchte, das in ruhigem Plauderton vorzubringen und nicht aggressiv zu klingen.
    »Da täuschst du dich, Vic: Terry hat sich durchaus seine Gedanken über Fabian gemacht. Aber er hatte nichts in der Hand, womit er den Staatsanwalt hätte überzeugen können, einen Durchsuchungsbefehl auszustellen.« Er nahm noch einen Bissen Fisch und hielt die Luft an, während er ihn hinunterschluckte. Ich häufte einen Teil meiner Calamari alla marinara auf einen Brotteller und schob ihn zu Conrad hinüber.
    »Da, iß lieber die. Da ist auch kein Fett dran, aber die schmecken wenigstens ... Apropos Beweise: Niemand hat sich dafür interessiert, als ich gesagt habe, daß Deirdre jemanden in meinem Büro treffen wollte.«
    »Darum geht's nicht, Ms. W. Es wußten doch alle, daß du diese Obdachlose unter deine Fittiche genommen hast, deshalb war nicht so klar, ob man dir glauben konnte oder nicht.«
    Ich ließ meine Gabel auf den Teller knallen. »Das ist ja unerhört, Conrad! - Zu denken, daß ich falsche Beweise heranschaffe, um jemanden zu schützen, dem ich glaube! Meinst du denn, ich hätte diesen Baseballschläger nicht am liebsten mitgenommen und verbrannt? Das hätte niemals jemand erfahren. Außer Emily oder Fabian.« Oder Emily und Fabian, fügte ich insgeheim hinzu.
    »Immer mit der Ruhe, Baby: Hier geht's nicht um deine mangelnde Integrität, sondern um deine Leidenschaft, Menschen in Not zu helfen.«
    Ich versuchte, meine ang espannten Gesichtsmuskeln zu loc kern. »Und was passiert jetzt?«
    »Jetzt redet Finch mit Fabian. Und mit Emily, wenn er sie findet.«
    »Und was ist, wenn Fabian Emily davon überzeugt, daß es das Kind war - wenn das gar nicht stimmt, wenn er in Wirklichkeit der Schuldige ist?«
    »Hab doch ein bißchen Vertrauen zu Terry, Vic.« Er nahm meine rechte Hand und massierte sie. »Er hat einen Blick für die Wahrheit. Nur weil er unter Druck steht, glaubt er noch lange keine Lügen.«
    Meine Finger blieben steif, reagierten nicht auf seine Berührung. »Noch vor vier Tagen habt ihr beide mir erklärt, daß Tamar Hawkings die Hauptverdächtige ist, nicht Fabian. Offenbar habt ihr sogar gedacht, ich würde falsche Beweise heranschaffen, um sie zu schützen.«
    »Jetzt mal langsam, Vic. Wir können nur von dem ausgehen, was wir haben. Vor vier Tagen haben wir - er - noch nicht gewußt, daß sich die Mordwaffe im Zimmer eines vermißten Teenagers befindet. Tamar Hawkings zu verdächtigen, ergab durchaus Sinn: Schließlich war sie die einzige Person am Tatort.«
    Er schwieg eine Weile und meinte dann hastig: »Um Terry einen Gefallen zu tun, habe ich mich mit Leon Hawkings, dem Mann von Tamar, unterhalten. In der Familie ist es schon öfter zu Gewalttätigkeiten gekommen, aber ich bin mir nicht sicher, wer da wen schlägt. Die Frau hat eine Schwester, die ihren gewalttätigen Ehemann ermorden wollte. Eines Tages hat sie auf ihn eingestochen, als er schlief, sie also nicht angreifen konnte. Deshalb saß sie fünf Jahre in Dwight. Leon scheint zu glauben... «
    »Das ist genau das Problem für die Frauen in solchen Familien«, fiel ich ihm ins Wort. »Wenn sie sich während des Angriffs wehren, ziehen sie immer den kürzeren. Also distanzieren sie sich emotional. Erst später kommt dann die Wut zum Ausbruch.«
    »Das heißt noch lange nicht, daß man einen schlafenden Mann mit dem Messer angreifen darf. Jedenfalls

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