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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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mehr Freizeit verhelfen. Kennst du Darraugh Graham?« »Du meinst den Manager? Du willst mir doch nicht etwa erzählen, daß die Polizei ihn des Mordes an Deirdre verdächtigt, oder?«
    Ich sah ihn mit gequältem Lächeln an. »Er hat einen Sohn, der zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde; er muß ein paar Stunden mit gemeinnütziger Arbeit verbringen. Wie wär's denn hier bei dir?«
    »Bewährungsstrafe?« Jasper hob die Augenbrauen. »Wa s hat er denn ausgefressen?«
    »Er hat den Computer vom Energieministerium angezapft. Und jetzt muß er fünf Wochen bei einer gemeinnützigen Einrichtung arbeiten. Ich bin mir ziemlich sicher, daß der Richter höchst erfreut wäre, wenn er das bei Home Free täte.«
    Jasper sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Einen Hacker willst du mir andrehen, Vic? Stellst du dich nur so dumm, oder bist du's wirklich?«
    »Was soll denn das heißen? Du würdest also lieber jemanden nehmen, der dir den Computer unterm Arsch wegklaut, um sich seine nächste Drogenration zu kaufen, als einen Computertüftler? Der könnte das Büro hier in einer Woche auf Vordermann bringen.«
    »Tish ist auch eine Computertüftlerin. Und bitte tu nicht so naiv, Vic. Ich kann keinen Hacker brauchen, der in meinen Unterlagen herumschnüffelt. Wenn das eine große Enttäuschung für Darraugh Graham ist, tut's mir leid. Dann müssen wir ihn eben als Geldgeber abschreiben. Tish macht mit dir einen Termin am Nachmittag. Ich muß jetzt wieder in meine Besprechung.« Er marschierte in sein Büro zurück, das erste Mal, ohne zu lächeln.
    Was war denn so Wichtiges in seinen verdammten Unterlagen, daß niemand drandurfte - vielleicht Gelder, die er an der Steuer vorbeiverdiente? Außerdem kam ich nun fast um vor Neugierde, wen er da hinten in seinem Büro versteckte. Als ich wieder draußen auf der Straße war, schaute ich mich nach einem günstigen Platz um, von dem aus ich den Eingang beobachten konnte. Die Jalousien versperrten mir immer noch den Blick ins Innere. Oben am Türsturz entdeckte ich eine auf mich gerichtete Videokamera. War das eine unerläßliche Vorsichtsmaßnahme in dieser Gegend? Oder war es eher übertriebene Ängstlichkeit?
    Ich ging wieder zu dem koreanischen Kuriositätenladen hinüber. Die Lampe, die ich in der vergangenen Woche dort bewundert hatte, war immer noch da. Mittlerweile lag zwar eine dicke Schicht Staub auf der Oberlippe des Babys, aber auf dem Schirm prangte noch immer in leuchtend roten Lettern »O Mama«. Wenn ich jedoch in den Laden hineinginge, um mir das Ding genauer anzuschauen, würde ich nicht sehen, wann die Tür von Home Free aufginge.
    Damit die Videokamera auch tatsächlich was zu schauen hatte, fuhr ich los und parkte ein paar Straßen weiter. Dann nahm ich die Handtücher, die ich immer für die Hunde auf dem Rücksitz habe, und überquerte die Fahrbahn, um in den Waschsalon auf der anderen Seite zu gehen. Er befand sich ungefähr drei Häuser südlich von Home Free und bot durch seine großen Fenster einen wunderbaren Ausblick auf die ganze Straße.
    Ein paar Frauen mit Kopftüchern unterhielten sich in einer Ecke. Eine weitere junge Frau las eine koreanische Zeitung. Keine von ihnen beachtete mich; ich hätte eigentlich gar keine Wäsche dabeihaben müssen, aber es war sicher nicht falsch, wenn die Handtücher einmal im Jahr gewaschen wurden.
    Das Wasser lief gerade mit großem Getöse in die Maschine, als die Tür von Home Free aufging. Ich blinzelte hinüber, und dann fiel mir die Kinnlade herunter. Heraus kam Phoebe Quirk, an ihrer Seite Alec Gantner junior, der Senatorensohn, den ich vergangene Woche bei Deirdres Fest kennengelernt hatte. Der Drang hinauszurennen, sie zu packen und sie so lange zu schütteln, bis sie mir sagte, was sie und Gantner bei Heccomb zu schaffen hatten, war so stark, daß es mich fast nicht mehr an meinem Platz hielt.
    Es war nichts Ungewöhnliches, daß Phoebe sich mit Heccomb traf: Schließlich unterstützte sie Lamia, und Lamia sanierte ein Gebäude für Home Free. Es war auch nicht sonderlich erstaunlich, daß Gantner dort war - er saß ja im Stiftungsbeirat von Home Free. Wieso wollten Jasper und Tish dann unbedingt verhindern, daß ich erfuhr, wer an der Besprechung teilnahm? Gab es Interessenkonflikte - hatten Phoebe und Alec vielleicht etwas mit einem anderen Projekt zu tun, das das Geschäft mit Lamia ausschloß? Aber wie sollte das aussehen?
    Ich warf einen Blick auf die Waschmaschine. Es würde noch fast eine Stunde

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