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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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einem knappen Blick und nickt ihm zu. Silja bekommt ein sehr intensives Lächeln, bei dem sich die Falten wie ein Strahlenkranz um Kreuzers Augen legen.
    Neugierig beobachtet Sven die Reaktion der Kollegin. Ihr plötzlicher Atemstoß klingt, als entspanne sich ihr ganzer Körper.
    »Auch gut«, Bastian Kreuzer redet immer noch ins Telefon. »Ja klar, das Foto können Sie uns mailen, und wir schneiden dann die anderen beiden Personen weg. Nein, dann ist nicht das ganze Maklerteam auf der Vermisstenmeldung. Natürlich geht das an die Presse, dafür brauchen wir es ja. Wie?«
    Er lauscht und bedeutet gleichzeitig Sven und Silja mit einer ungeduldigen Geste, im Raum zu bleiben. Als er anschließend seinem Telefonpartner antwortet, klingt seine Stimme reichlich aggressiv.
    »Also, Sie wollen nicht ins Gerede kommen. Na bestens. Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Ihre Kollegin ist seit zwei Tagen verschwunden. War doch so, oder? Was? Ach so, Chefin, meinetwegen auch das. In jedem Fall müssen wir diese Mona Hofacker suchen, da sind Sie doch meiner Meinung, oder?«
    Bastian Kreuzer macht eine abschätzige Bewegung zum Telefonhörer und verdreht die Augen. Silja verschlingt den Kollegen mit ihren Blicken, während Sven immer mehr Mühe hat, sich das Grinsen zu verkneifen. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der handfeste Kollege vom Festland die eiserne Inseljungfrau knackt.
    »Okay, so machen wir das. Und wenn Sie darauf bestehen, nennen wir natürlich Ihre Firma nicht mit Namen, auch wenn ich das, mal ganz unter uns gesagt, nicht besonders hilfreich finden kann.«
    Energisch unterbricht Bastian Kreuzer die Verbindung.
    »Also, die Maklerin ist immer noch weg. Wir geben ihr Foto an die Presse, sobald wir es haben. Den Rest habt ihr ja mitgekriegt. Die stellen sich vielleicht an!«
    Kreuzer fährt sich nervös mit beiden Händen übers Gesicht. Dann wird er laut.
    »Was ist das verdammt nochmal für eine Scheißwelt, in der die Sorge um den Ruf eines Maklerbüros größer ist als die um das Wohlergehen einer Kollegin? Die haben doch tatsächlich Angst, dass ihr Name in der Presse landet. Jetzt steht hier nicht so rum, das macht mich ganz wirr, sondern setzt euch endlich. Wir müssen was besprechen.«
    Mit einer ausholenden Geste weist er auf zwei Stühle. Allerdings rudert Kreuzers Arm weiter und landet in seinem eigenen Schoß. Es wirkt, als wolle er Silja einladen, direkt dort Platz zu nehmen. Natürlich reagiert sie nicht auf die stumme Aufforderung. Ein Lächeln fliegt über Bastian Kreuzers Gesicht, dann tippt er auf ein Blatt Papier, das auf seinem Schreibtisch liegt, und erklärt mit nüchterner Stimme: »Es gibt noch etwas Neues. Die Mediziner haben ein Fax geschickt.«
    »Welche Mediziner?«
    Silja ist froh, dass sie eine neutrale Frage stellen kann.
    »Von der Uniklinik. Wegen der Narbe.«
    »Narbe?«
    »Ich war gestern Abend bei Sven zum Essen. Es gab einen kleinen Unfall mit dem Brotmesser, und seine Tochter hat sich an den Entführer erinnert. Beziehungsweise an eine Narbe auf dessen Stirn.«
    Bastian Kreuzer sieht Silja Blanck konzentriert in die Augen. Die Botschaft ist deutlich. Hör mir gut zu und denk nur an den Job. Über den Rest reden wir später. Als Silja kaum merklich nickt, spricht er etwas leiser weiter.
    »Die Ärzte haben zwei Erklärungen für eine derart ausgeprägte Narbe auf dem Oberkopf, wie sie Svens Tochter beschrieben hat. Entweder eine große Kopf- OP , das müsste dann in irgendwelchen Krankenhausakten zu finden sein. Oder ein Unfall, der allerdings auch in einer Klinik behandelt worden wäre. Dass ein Arzt ambulant eine so große Wunde näht, ohne den Patienten zum Röntgen in ein Krankenhaus zu schicken, halten sie für fahrlässig, also für wenig wahrscheinlich.«
    »Das hieße für uns, alle Kopfwunden der letzten Jahrzehnte in allen deutschen Krankenhäusern zurückzuverfolgen. Glaubst du, das bringt was?«, wirft Sven ein.
    »Wir haben nichts anderes.«
    »Vielleicht doch. Es könnte immerhin sein, dass das Verschwinden dieser Maklerin etwas mit unserem Fall zu tun hat.«
    Silja räuspert sich. Ihre Stimme ist etwas wacklig, wird aber zunehmend fester.
    »Sie ist doch schon um die dreißig, oder? Dann passt sie nicht wirklich ins Engelsschema, finde ich.«
    »›Engelsschema‹ ist klasse«, entgegnet Sven und will gerade auf die Analyse des Entführerbriefes zu sprechen kommen, als eine rüde Bewegung Bastians ihn innehalten lässt.
    »Stopp mal, Sven. Hast du ›Engelsschema‹

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