Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
Gras, das dort wuchs und in der Luft kreisten ein paar Vögel und zwitscherten sich zu. Plötzlich vernahm ich ein Geräusch, das mich abrupt aus meinen Gedanken riss. Dann hörte ich wieder ein Knacksen. Mir wurde jetzt erst bewusst, dass ich allein mitten im Wald war und niemand eine Ahnung hatte, wo ich war. Was hatte ich mir nur dabei gedacht! Natürlich war mir auch schon vorher bewusst, dass ich allein durch den Wald gehen würde, aber erst jetzt fing ich anscheinend an, mit der mir neuen, gefährlicheren Realität, die ich vor einigen Tagen gesehen hatte, zu verschmelzen. Ich schaute in die Richtung, aus der wieder ein Geräusch zu hören war und mein Atem wurde immer schneller, als etwas aus dem Dickicht hervorkam. Zum Vorschein kam aber lediglich ein Reh, sodass ich nach dem ersten kleinen Schock über mich selbst lachte. Das Reh verschwand bei meinem Anblick schnell wieder im Dickicht. Ich dachte kurz darüber nach, warum ich nicht mit dem Auto gefahren war ... wegen des schönen Wetters, erinnerte ich mich und weil ich Stew um den Fußweg gebeten hatte. Kurz darauf kam ich endlich am zweiten Waldweg an und dann machten auch schon die Bäume Platz, damit ich das Haus der Cartwrights sehen konnte. Es war ein wunderschönes zweigeschossiges Holzhaus, das mich an moderne Architektur erinnerte. Es standen keine Autos vor dem Haus und in den drei offen stehenden Garagen war weder Jadons Auto, noch ein anderes zu sehen. In der dritten Garage stand lediglich ein dunkelblaues Motorrad.
Ich klingelte mehrfach, aber im Haus rührte sich nichts, und auch als ich so weit wie möglich um das Haus herumging, konnte ich niemanden entdecken, sodass ich kurze Zeit später enttäuscht den Rückweg antrat. Langsam aber sicher verdunkelte sich der Himmel immer mehr und die Sonne verschwand hinter dicken Regenwolken, die sich bedrohlich am Himmel sammelten. Ich trödelte jetzt nicht mehr, sondern ging mit raschen Schritten den Waldweg zurück, da sich in mir plötzlich eine Unruhe ausbreitete. Aber nicht wegen der Möglichkeit, nass zu werden, sondern mich überkam immer mehr ein Angst erfüllendes Gefühl. Auch meine Narbe fing ausgerechnet jetzt wieder an zu schmerzen, was mich für kurze Zeit ablenkte, da ich sie wie wild massierte. Das tat ich immer, wenn dies der Fall war und nach kurzer Zeit verschwand der Schmerz auch immer wieder. Während ich stehen blieb und meine Handfläche versuchte zu massieren, in der Hoffnung, der Schmerz ließe endlich nach, übermannte mich plötzlich wieder das Gefühl von Angst, wie ich es aber noch nie zuvor gespürt hatte. Obwohl ich außer dem Wind in den Bäumen nichts hörte oder sah, fing ich auf einmal an zu rennen. Die Luft hatte sich deutlich abgekühlt und während ich, ohne zu wissen wohin, lief, bemerkte ich plötzlich dicht hinter mir eine Gestalt und ohne mich umzudrehen, wusste ich, welcher Gefahr ich jetzt ausgesetzt war. Ich rannte so schnell ich konnte quer durch den Wald, ohne weiter auf den Weg zu achten. Die Luft schien kalte Risse in meine Lungen zu reißen, mein Puls und mein Adrenalin waren auf dem möglichsten Hochstand, den es für einen Menschen wohl gibt und ich hatte das Gefühl, als wenn meine Beine aus Blei wären und ich einfach nicht schnell genug laufen konnte.
Auf einmal wurde ich auch schon von hinten gepackt und zu Boden geworfen. Dank des Herbstlaubes, das seit wenigen Wochen immer mehr den Boden bedeckte, fiel ich etwas weicher und tat mir nicht sonderlich weh. Als ich mich gerade umdrehen wollte, wurde ich ein zweites Mal gepackt und hochgehoben. Diesmal spürte ich zwei große kräftige Hände, die sich fest in meinen Rücken bohrten. Im nächsten Moment flog ich bereits kurz durch die Luft, um von einem Baum schmerzhaft gebremst zu werden. Ich spürte einen kurzen dumpfen Schlag am Rücken und jaulte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Der Versuch aufzustehen misslang und in meinem Mund breitete sich zudem ein leichter Blutgeschmack aus. Völlig kraftlos saß ich halb am Baum gelehnt und schaute etwas zur Seite. Ich sah einen großen Mann langsam auf mich zukommen. Seine Haut sah weiß und fahl aus und sein Gesicht wirkte verzerrt. Ich hatte davon gelesen und wusste sofort, mit wem, oder besser gesagt, womit ich es zu tun hatte – einem Vampir. Es gibt sie also wirklich, war das Einzige, was ich denken konnte. Zuerst war ich auf panische Weise über die Gewissheit erfreut, dass das Buch tatsächlich über Wahrheiten erzählte, doch dann kroch mit
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