Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
ließ mich von ihm zurückbringen. Bevor ich aus seinem Auto ausstieg, schaute ich ihn noch einmal kurz an. Sein Blick ruhte ruhig auf meinem Gesicht, ehe ich wortlos ausstieg und ihm den Rücken zukehrte.
Ich schlug die Augen auf und schaute zum Fenster hinaus. Ich hatte lange geschlafen, was mir nach dem gestrigen Tag gut tat. Nachdem ich gestern Nachmittag von ihm zurückgebracht wurde, hatte ich mich auf mein Bett gelegt und den ganzen restlichen Tag bis heute Morgen durchgeschlafen. Draußen war es bereits hell und ich konnte einige kleine Wolken am Himmel vorbeiziehen sehen. Meine Schmerzen waren ebenfalls besser geworden, sodass ich mich unter die Dusche stellte und das warme Wasser auf meiner Haut genoss. Den ganzen restlichen Samstag versuchte ich ihn zu erreichen, was mir erst am frühen Abend gelang. Aber er blieb bei seiner Aussage. Er wäre im Wald joggen gewesen und hätte mich bewusstlos dort liegen gesehen.Alles andere tat er als Unsinn ab. Ich schaffte es nicht, sein Vertrauen zu gewinnen, was mich zwar enttäuschte, aber verstand. Wer würde so ein intimes Geheimnis auch einfach ausplaudern!
Am nächsten Morgen stand ich gerade in der Küche und räumte mein benutztes Geschirr in die Spüle, als es an der Tür klingelte. Als ich öffnete, stand dort Jadon, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte.
»Zieh dir deine Jacke an und komm mit«, sagte er sogar in einem halbwegs freundlichen Ton zu mir und ohne zu fragen oder mich dagegen aufzubäumen, holte ich schnell meine Jacke und ging mit ihm zu seinem Auto.
»Wie geht es dir heute?« Er schaute mich, genau wie gestern, wieder mit leicht besorgter Miene an.
»Alles bestens, geht schon!«
Wir stiegen ein und fuhren schweigend zu einer abgelegenen Stelle am Klippenmeer. Das Klippenmeer, wie wir es hier nannten, tauchte hinter dem Wald am Ortsausgang von Vanicy auf. Dort, wo der Wald aufhörte, ragten einige Meter weiter ein paar Felsen aus dem Boden und eine Felsenwand ragte einige Meter steil ins Meer. Als Kinder haben wir uns immer Abenteuer ausgedacht und sind über die ganzen Felsvorsprünge, die aus dem Boden ragten, geklettert. Daran konnte ich mich noch sehr gut erinnern.
Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, bis Jadon abrupt stehen blieb und mich anschaute.
»Du meinst mich also zu kennen. Dann sag mir, wer oder was ich bin?«
»Jadon, ich sagte nicht, dass ich weiß, wer du bist. Ich sagte nur, dass ich weiß, was ich gesehen habe.«
Er schaute mich auf eine Weise an, dass ich das Gefühl bekam, als blicke er direkt in meine Seele. Ich drehte mich leicht von ihm weg und schaute auf das offene Meer, ehe ich ihm die Antwort gab, und die mir jetzt, erstaunlicherweise, dennoch schwer über die Lippen kam.
»Nun, du bist sehr schnell und du bist sehr stark. Immerhin konntest du ohne Weiteres diesen Vampir, welcher definitiv größer war als du, einfach wegschleudern«, ich machte eine kurze Pause, »du scheinst auch noch andere Fähigkeiten zu haben. Ich habe gesehen, wie du geflogen bist, zumindest meine ich, dass du es warst, und wie ein flammendes Schwert, zumindest sah es danach aus, plötzlich in deiner Hand auftauchte. Und natürlich deine Augen, welche manchmal einen wunderschönen bernsteinfarbenen Ring um die schwarzen Pupillen bekommen. Vermutlich immer dann, wenn du dich verwandelst? Zumindest habe ich gelesen, dass so etwas nur dann geschieht.«
Jetzt hatte ich alles gesagt, was ich wusste oder was ich glaubte zu wissen und atmete vorsichtig aus. Bildete ich mir alles vielleicht doch nur ein und machte mich genau jetzt zum größten Vollidioten aller Zeiten oder hatte ich doch recht und alles wahr wirklich passiert?
»Dann scheinst du also zu wissen, was ich bin, Enya? Dann sag es mir.« Er war einen Schritt näher gekommen und sagte den letzten Satz leise, aber mit angespannter Stimme und für einen kleinen Moment hielten wir die Luft an.
»Du besitzt die Eigenschaften sowohl von Engeln wie auch von Vampiren, nur verstehe ich noch nicht, wie das möglich sein kann und ob es das wirklich gibt? Eigentlich verstehe ich das überhaupt nicht, denn es kann nicht real sein und dennoch zweifele ich nicht daran!« Mit diesen Worten drehte ich mich wieder zu ihm und unsere Gesichter waren nur einen halben Meter voneinander entfernt.
»Du scheinst dich ja gut informiert zu haben. Hat dir das Buch also Antworten geben können ... Und, was denkst du jetzt über mich? Hast du Angst?«
»Nein. Aber wieso weißt du
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