Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
rasender Geschwindigkeit die Angst wieder durch meinen Körper und alles in mir schrie jetzt nach Flucht und Überleben. Trotz dieser Angst war ich dennoch weiterhin so fasziniert von dem Anblick, den mir dieser Vampir bot- ein leibhaftiges Wesen der Finsternis - dass ich weder meine Angst, noch die Schmerzen richtig wahrnehmen konnte.
»Na, wenn das kein Leckerbissen ist«, knurrte er mir mit einem fiesen Lächeln entgegen und seine Zunge schnalzte. Kaum hatte er dies gesagt, erwachte wieder der Überlebenswille in mir und ich versuchte mich aufzurappeln, was mir aber nur teilweise glückte. Dann stand er auch schon vor mir, bückte sich zu mir hinunter und ich konnte nur noch mit weit aufgerissenen Augen in seine blutroten Augen schauen. Zumindest dieser Mythos hatte sich bestätigt. Er leckte sich mit seiner Zunge über seine hervorstehenden Vampirzähne und mir lief eine Gänsehaut über den Körper. Er spielte mit mir, das konnte man sehen und ich überlegte, ob es wohl schmerzhaft und wenigstens schnell ginge, als er plötzlich von mir weggerissen wurde. Der Vampir wirbelte herum, fauchte und trat zum Angriff an, als er auch schon im nächsten Moment von einem Schwert durchbohrt wurde und daraufhin im Nichts verschwand. Meine Sicht war nicht mehr die Beste, sodass ich nur noch Umrisse wahrnehmen konnte, doch kurz bevor ich mein Bewusstsein verlor, schaute ich noch in zwei dunkle Augen mit einem bernsteinfarbenen Ring um die Pupille. Dann wurde alles Schwarz um mich herum.
Als ich wieder zu Bewusstsein kam, lag ich zugedeckt auf einem weichen Sofa in einem mir fremden Zimmer. Ich spürte noch leichte Schmerzen am Rücken und mein Kopf drehte sich bei dem Versuch aufzustehen. Ich vernahm lediglich das angenehme Knistern sowie den Geruch von brennendem Holz, was auf einen Kamin schließen ließ. Ich drehte den Kopf zu meiner linken Seite, öffnete die Augen und erblickte nach ein paar weiteren Sekunden Jadon sitzend auf einem Stuhl. Ich stand langsam auf und zum Glück klappte es diesmal besser als bei meinem ersten Versuch. Ich war ziemlich wackelig auf den Beinen, was Jadon natürlich nicht entgangen war. Schon stand er neben mir und hielt mich an meinem Arm fest. Seine Augen waren jetzt hellblau, in die ich kurz schaute, ehe er sich mit mir vorsichtig aufs Sofa setzte.
»Was hast du im Wald gemacht?«, wollte er daraufhin auch schon von mir wissen.
»Ich wollte zu dir.«
»Zu mir?« Er schien überrascht zu sein. »Warum?«
»Du warst die ganze Woche nicht in der Uni und ich musste dich unbedingt sprechen.«
Das Sprechen kam nur mühsam über meine Lippen und mein Kopf wurde gerade von geschätzten zehn Hämmern bearbeitet, doch nachdem er mir ein Glas reichte und das Wasser sich kühl in meinem Mund und Hals ausbreitete, wurde zumindest das Sprechen etwas besser. Seine starke Hand, die noch immer meinen Arm festhielt, ließ er wieder los, um aufzustehen und etwas unruhig auf der Stelle zu wippen.
»Was wolltest du von mir, was nicht warten konnte?« Er drehte sich mir wieder zu.
»Ich habe dich neulich spätabends mit ein paar anderen vor meinem Haus gesehen.«
»Ich war in letzter Zeit nicht vor deinem Haus.« Ich fasste erneut Mut, denn aufgrund meiner Schmerzen war mir jetzt nicht nach irgendwelchen Spielchen.
»Natürlich warst du vor meinem Haus. Und du hast diese ... diese Typen genauso verschwinden lassen wie diesen Vampir vorhin im Wald. Ich weiß nicht, wie du das genau gemacht hast, aber ich bin dir wirklich dankbar, dass du mich gerettet hast und ...« Jadon schaute mich an und lächelte. Verdutzt über seine Reaktion hatte ich den Rest meines Satzes vergessen.
»Hör zu, Enya, ich glaube, du hast dir deinen hübschen Kopf zu stark angeschlagen, als du gegen den Baum gelaufen bist. Ich war weder vor deinem Haus, noch habe ich dich vor einem Vampir gerettet, was nebenbei wirklich lächerlich klingt. Ich habe dich hierher gebracht, weil du bewusstlos im Wald lagst.«
»Jadon, ich weiß durchaus, was ich gesehen habe und was passiert ist!«
»Und keiner würde dir diesen Unsinn auch nur eine Sekunde glauben«, unterbrach er mich barsch.
»Ich habe nicht vor, es jemandem zu erzählen. Du kannst mir wirklich vertrauen!«
»Ich werde dich jetzt erst mal nach Hause bringen und dort solltest du dich wirklich ausruhen.«
Mit diesen Worten stand er auf, holte seine Autoschlüssel und ließ mich mit einem Blick wissen, dass er keine weiteren Fragen duldete. Langsam ging ich hinter ihm her und
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