Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
für vernünftig, wenn du von der Bildfläche verschwindest. Immerhin jagen sie dich und wir konnten uns noch kein genaues Bild von allen machen, um dich bestmöglichst zu schützen.«
»Dann können wir sie doch durch mich wieder hervorlocken. So verschwenden wir keine Zeit und können Stewart retten. Oder ist es euch egal, was mit ihm passiert?«
Jetzt war es Arthur, der auf mich zukam und mir mit eindringlichen Worten zu verstehen gab, dass sie Claytons Vorschlag akzeptiert hätten, und ich, zumindest vorerst, diesem nachkommen sollte. Ich dachte, ich höre nicht richtig. Anscheinend waren sich alle in diesem Raum einig, mich einfach abzuschieben, was ich niemals gedacht hätte.
»Wir sind eine Familie. Das habt ihr selbst gesagt. Wie könnt ihr mich da einfach abschieben«, sagte ich mit lauter kräftiger Stimme und schaute jeden der Cartwrights dabei mit festem Blick an. Zuletzt fiel mein Blick auf Francis, die neben Jadon stand.
»Und weil dem genauso ist, müssen wir so handeln, Enya. Bitte verstehe das!« Sie schaute mich wieder mit diesem verständnisvollen Mutterblick an.
»Schön. Dann machen wir das eben so. Wann soll es losgehen?« Meine Stimme klang alles andere als freundlich, was keinem entging, aber sie versuchten, es zu ignorieren.
»Wir bringen dich in einer Stunde weg. Vorher kannst du dir noch ein paar deiner Sachen aus dem Haus holen, wenn du möchtest.«
»Das würde ich gerne allein machen, wenn das in Ordnung ist. Ich werde auch vorsichtig sein.«
Sie stimmten dem zu, da sie zum jetzigen Zeitpunkt keine Gefahr sahen. Immerhin war es Tag und die Vampire und Mantikore würden sich zu diesem Tageszeitpunkt bedeckt halten, zumal den reinen Vampiren Tageslicht noch weniger bekam, wie den Slinnern. Zwar konnten sie auch tagsüber raus, aber je mehr Sonnenlicht ihre Haut abbekam, desto heißer wurde diese und würde sie irgendwann einfach verbrennen. Immerhin konnte Feuer sie durchaus töten. Da hatten es die Slinner, auch Daywalker genannt, wie ich mittlerweile wusste, einfacher.
Ich ging aus dem Haus und zu meinem Wagen. Hinter dem Steuer musste ich laut ausatmen, da ich das Gefühl hatte, mein Brustkorb würde gleich zerquetscht werden. Dann fuhr ich los.
Es war bereits früher Morgen, die Sonne wurde von dem Nebel, der sich leicht über die Erde gelegt hatte, aufgesogen. Kein Mensch war weit und breit zu sehen, alles schlief noch tief und fest. Wie gerne würde ich mich wieder zu den ahnungslosen Menschen gesellen und meine Augen vor der düsteren Wahrheit verschließen. Am Anfang hatte ich, obwohl ich zugeben muss, keine wirklichen Probleme zu verstehen, dass es tatsächlich Vampire und Engel gab. Man liest von ihnen, sieht Filme, aber die Realität ist eben eine andere. Dachte ich! Etwas schwieriger wurde es zu verstehen, dass es Slinner gibt. Zur Hälfte Vampir und zur Hälfte Engel. Ich musste kurz lachen. Das klingt einfach zu unreal, aber wenn man es mit den eigenen Augen gesehen hat, dann, zumindest in meinem Fall, hatte ich nicht eine Sekunde gezögert, dass es sie gibt. Und als wäre das alles nicht genug, immerhin hatte sich mein Leben dadurch schon sehr stark verändert, musste ich auch noch in diesen Sog mit reingezogen werden. Halb Mensch, halb Engel ... Irgendwie blöd. Als wäre ich nichts Halbes und nichts Ganzes. Kein ganzer Mensch, kein ganzer Engel, geschweige denn ein ganzer Vampir. Ich runzelte meine Stirn, wie ich es oft unbedacht tat, wenn meine Gedanken durch meinen Kopf rasten. So musste sich auch Jadon fühlen, nur halb dazu zugehören, zumindest hatte er dies einmal angedeutet und ich verstand ihn immer besser.
Ich hielt in der Einfahrt, direkt hinter Stewards Auto und blieb eine Weile sitzen. Dann stieg ich aus, ging zu seinem Wagen und schaute ins Wageninnere. Auf dem Beifahrersitz lagen noch seine Polizistenjacke und Mütze, die er jeden Morgen, wenn er zum Dienst gefahren war, stolz angezogen hatte.
Es war, wie er mir vor einigen Jahren mal gesagt hatte, immer sein Kindheitstraum gewesen, für das Gute zu kämpfen. Ob er wusste, was meine Mutter wirklich war?
Auf dem Beifahrersitz stand zudem noch eine braune Einkaufstüte. Ich berührte mit ein paar Fingern leicht die Fensterscheibe, ehe ich mich umdrehte und ins Haus ging.
Alles sah noch genauso aus wie gestern. Zuerst ging ich in die Küche, holte mir ein Glas aus dem Schrank und eine Flasche Orangensaft aus dem Kühlschrank. Dabei entdeckte ich einen Fertigkuchen, der noch verpackt war. Ich nahm
Weitere Kostenlose Bücher