Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
mir nicht.
»Also, ich wollte schon weg. Aber natürlich nicht ohne dich. Jedenfalls nicht ganz. Verdammt, ich wollte abtauchen und dich dann anrufen, damit du nachkommen kannst. So hätten sie dich nicht verdächtigt und wären nur sauer auf mich.«
Ich machte die Haustür hinter mir zu und trat auf ihn zu. Die Sonne war mittlerweile aus ihrem Bett gekrochen und versuchte, die Erde leicht zu erwärmen, was ihr leider nicht gelang. Mir war kalt!
»Du brauchst mich nicht so entschuldigend anschauen, Enya. Ich bin dir sicherlich nicht böse, aber ich hätte es schöner gefunden, wenn du mir vorher davon erzählt hättest. Aber nach deinem plötzlichen Einknicken vorhin hatte ich so eine Ahnung.«
»Tut mir leid. Wissen die anderen denn davon?«
»Nein. Ich werde mich hüten, denen deine Absichten unter die Nase zu binden. Dennoch finde ich dein Vorhaben alles andere als in Ordnung. Ich glaube, du hast die Gefahr noch nicht richtig verstanden.«
»Natürlich habe ich das! Oder glaubst du, ich nehme Alices Tod oder Stewarts Verschwinden als Nebensächlichkeit hin? Selbst Jessicas Tod ist alles andere als das.«
»So meinte ich das auch nicht. Lass uns in den Garten gehen und in Ruhe reden.«
Ich folgte ihm um das Haus und wir setzten uns auf die Holzbank. Ich legte meinen Rucksack daneben und zog meine Knie eng an meinen Körper. Meine Arme schlang ich darum und stützte meinen Kopf leicht ab. Ich musste ihn etwas schief legen, um Jadon besser im Blick zu haben.
»Ich kann zwar nicht deine Gedanken lesen, aber ich merke, dass dich etwas beschäftigt.«
Er wartete geduldig, wann ich bereit war, zu reden. Zuerst wollte ich auch nicht, aber dann kam es von ganz allein.
»Ich hab nur über einiges nachgedacht, weißt du.« Er nickte stumm, während ich kurz Luft holte, ehe ich fortfuhr. »Mein Leben war ganz okay in Arizona, aber nicht schön. Dann kam ich hierher zurück und zum ersten Mal fühlte ich mich endlich wieder zu Hause. Und geliebt.« Ich hob meinen Kopf und schaute auf die kleinen Blümchen, die sich der Sonne entgegenstreckten. »Stew gab mir diesen Ausweg, ohne ihn wäre ich noch immer verloren und einsam. Da bin ich mir sicher. Ihm verdanke ich diese positive Wende in meinem Leben. Und dann noch Alice! Gott, was habe ich mich immer nach einer echten wundervollen Freundin gesehnt. Und hier fand ich sie wieder. Auch Ruben, Claire und Patrick sind mir ans Herz gewachsen und durch sie habe ich gelernt, wie es ist, wieder fröhlich zu sein und zu lachen.«
Ich schaute Jadon nun für einen kurzen Moment an und sah Verständnis in seinem Blick. Also sprach ich weiter.
»Und dann lernte ich dich kennen. Du hast mir diesen inneren Halt geschenkt und durch dich konnte ich endlich wieder lieben lernen. Ich meine, das konnte ich sicherlich auch schon vorher, aber du gabst mir dieses besondere Gefühl der Liebe.«
Jadon wollte etwas sagen, doch ihm schien die Stimme zu versagen und ich gab ihm zu verstehen, dass ich noch nicht fertig sei.
»Durch dich bin ich einfach gewachsen und deine Familie ist mittlerweile auch zu meiner geworden, obwohl wir so unterschiedlich sind. Das erste Mal in meinem Leben, seit ich zu den Jonsens musste, erfahre ich wieder, was es heißt, eine Familie zu haben. Geliebt zu werden und Freunde zu haben.«
»Das ist doch alles wirklich schön zu hören.«
»Ja, das ist es. Aber es gibt eben auch diese andere Seite.«
Jadon nickte. Er wusste sehr genau, was ich meinte, und wie schwer es ist, diese Geschehnisse zu ertragen.«
»Alices Tod war und ist für mich einfach die Hölle auf Erden. Man hat einen Teil von mir genommen und mit Stewart haben sie wieder ein Stück aus mir herausgerissen. Verstehst du, was ich meine? Sie wollen mich, aber sie kriegen mich momentan nicht. Also holen sie mich Stück für Stück. Und das kann ich nicht zulassen.«
»Das verstehe ich wirklich, Enya. Aber diese Angelegenheit allein durchstehen zu wollen, ist absolut ... bescheuert.«
Jadon nahm meine Hand und küsste sie sanft.
»Ich habe viel Leid all die Jahrzehnte sehen oder ertragen müssen. Wenn Gutes und Schlechtes so dicht zusammenwohnen, dass man glaubt, man würde daran zerbrechen. Aber dann traf ich dich und mein Leben schien endlich wieder einen Sinn zu bekommen. Durch dich kann ich wieder die schönen Seiten erkennen und ja, du brauchst gar nicht so zu gucken, auch jetzt, wo die Vampire und diese Mantikore versuchen, dich zu bekommen und andere dafür töten, so würde ich dich
Weitere Kostenlose Bücher