Engelsauge-Nacht des Todes (German Edition)
und er wischte sich die erste Träne
schnell mit dem rechten Handrücken weg.
Das Bild auf das er starrte zeigte ihn selber, Enya,
Ruben und Alice, wie sie auf dem Gelände der
Universität draußen standen, sich alle umarmten und
herzhaft in die Kamera lachten.
Das Photo hatte einer der Lehrer gemacht. Patrick
musste lachen.
„Man, war das eine geile Zeit,“ dachte er sich.
Doch sein Lachen ging immer mehr unter Tränen unter
und dann sackte er einfach vor sich auf den Boden.
„Verdammte Scheiße“, schrie er dann plötzlich, sprang
auf und knallte mit beiden Fäusten auf die Wand. Einige
der Bilder fielen dabei zu Boden.
„So eine verdammte Scheiße das alles“, schrie er noch
einmal, ehe er sich wieder zusammen raufen konnte,
sich hinkniete und die Photos aufhob.
Er steckte einige davon ein und ging wieder nach
unten. Er hatte nichts Brauchbares finden können und
musste nun überlegen, wie er weiter vorgehen sollte.
Währenddessen stand, nicht weit vom Haus entfernt, ein
Mann mit breiten Schultern, kurzen schwarzen Haaren
und einem fiesen Gesichtsausdruck. Dass dieser
Ausdruck sein Lächeln war, hätte man nicht vermutet.
Er hielt ein Handy am Ohr und sprach eine ganze Weile
hinein. Dann legte er auf und sein Lächeln wurde noch
breiter, während sich seine Augen blutrot veränderten.
Patrick stand gerade unten an der Tür und machte sie
wieder vorsichtig von außen zu, als ihn wieder dieses
mulmige Gefühl überkam.
Doch als er sich umdrehte, war es bereits zu spät. Er
schaute kurz in ein verzerrtes Gesicht und in diese
furchteinflößenden blutroten Augen, wie er sie noch nie
zuvor gesehen hatte. Dann wurde es schwarz um ihn
herum und sein Körper versagte den Dienst.
Er betrat mit einem merkwürdigen Grinsen im Gesicht
den kleinen Raum und schaute Enya mit einem
selbstgefälligen Blick an.
Sie wusste sofort, dass etwas Geschehen sein musste,
doch selbst jetzt war sie zu kraftlos, um weiter
nachzudenken.
„Na du kleines Miststück.“ Er lechzte seine Worte fast
schon, während er auf sie zusteuerte, mit einem Griff
unter ihren rechten Arm packte und sie, als wäre sie
leicht wie eine Feder, mit einem Ruck auf den Stuhl
setzte.
Es war mehr ein grobes Schleudern und Schmerzen
breiteten sich wieder in ihrem Körper aus, doch zeigen
wollte sie sie ihm gegenüber nicht. Diese Blöße würde
sie ihm niemals geben.
Er packte ihre schulterlangen Haare und riss ihren Kopf
zurück. Enya zuckte kurz mit den Augen und presste
ihre Lippen fest aufeinander. Die Schmerzen am Rücken
waren einfach kaum mehr auszuhalten und der Kopf fing
an zu pochern.
Kenneth legte kurz den Kopf zur Seite, leckte über seine
Lippen und kam gefährlich nahe an ihr rechtes Ohr.
„Ich habe etwas“, flüsterte er, ließ ihre Haare wieder los
und ging an ihr vorbei.
Er schnappte sich einen anderen kleinen Klappstuhl und
setzte sich ungefähr drei Meter vor ihr darauf. Sie
konnten sich jetzt anschauen, aber während es für ihn
auf den Gipfel des Spaßes zuging, hatte Enya einfach
nur Schmerzen, zu denen sich jetzt Angst paarte.
„Schön für dich“, versuchte sie mit halbwegs kraftvoller
Stimme von sich zu geben.
„Er hätte sicherlich ein nettes Dinner gegeben, aber als
Spielzeug macht er sich einfach besser wie ich finde.“
Jetzt hatte er sie genau da, wo er sie haben wollte. Ihre
ganze Aufmerksamkeit galt nun endlich ganz alleine
ihm. Er konnte sich kaum an ihr satt sehen. Ihre blauen
Augen waren von Angst und Schmerz erfüllt.
Wie sehr er so etwas liebte.
Das er das letzte Mal mit einem Menschen so
sarkastisch gespielt hatte war einfach schon viel zu
lange her.
Aber hier und jetzt hatte er alle Zeit der Welt.
„Oh, wie unhöflich von mir. Du willst ja sicherlich
wissen, um wen es geht, nicht wahr?“
Er wartete auf ihre Reaktion und erst als Enya durch ein
leichtes Nicken bestätigte, lächelte er wieder voller
Zufriedenheit, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und
schaute sie fest an.
„Patrick.“
Die Überraschung war ihm geglückt, denn damit hatte
sie nicht gerechnet. Eigentlich wusste sie nicht, mit wem
sie hätte rechnen sollen, doch das er einen ihrer
Freunde hatte, traf sie wie einen Schlag ins Gesicht.
„Auf Colbie ist tatsächlich verlass. Ich musste ihm
einfach etwas Gutes tun. Nachdem seine liebste Stella ja
nicht mehr ist, war er wirklich sehr wütend. Aber das
kannst du bestimmt verstehen, nicht wahr? Er war so
niedergeschlagen und voller Zorn. Mit der Zeit ging er
mir etwas auf die Nerven und deshalb habe
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