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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Sie wollen, auch noch ein Passwort vereinbaren. Und wenige Stunden später kann der Empfänger in seinem Land zu der von Ihnen ausgewählten Stelle gehen, weist sich aus, nennt, wenn vereinbart, das Passwort und zieht mit dem Geld ab. Also mit dem Geld abzüglich der Gebühr für Western Union und den Steuern, die das Land dann noch erhebt. Ich habe hier 1200 Euro eingezahlt, und Nadeschda hat dort keine 1000 mehr abgeholt. Aber es ist, wie gesagt, der einzige Weg, den ich kenne, schnell Geld an so einen Ort zu transferieren.
    Dann habe ich bei der Ausländerbehörde die Sache mit der Einladung erledigt – auch ein größerer Akt. Habe alles mit der Post dorthin geschickt. Dann rief Nadeschda mich erst nach sechs Wochen wieder an. Erklärte, sie habe jetzt das Visum und das Flugticket. Sie sagte, sie würde am 4. Oktober ankommen. In Hamburg am Flughafen. Nachmittags. Fragte, ob ich sie abholen würde. Das war zwei Wochen vor dem Flug. Ich schrieb mir das in den Kalender. Aber sie kam nicht.«
    »Wie – sie kam nicht? Sie war doch da!«
    »Ja. Aber am 4. Oktober – war ein Mittwoch – stand ich mir die Füße in den Bauch. Der Flug kam, aber keine Nadeschda. Ich war so was von wütend. Ich dachte, sie hätte mich abgezockt. Alles nur, um die 1000 Euro einzustreichen. Ich war drauf und dran, zur Polizei zu gehen. Aber wahrscheinlich hätte das gar nichts gebracht, weil ich ja völlig freiwillig so doof gewesen war, ihr das Geld rüberzuschieben. Ich hab mir die Kante gegeben an dem Abend. Und versucht, das Ganze abzuhaken.
    Und dann stand sie plötzlich vor der Tür, am Sonntag danach. Nachts. War so um halb neun. Sie war völlig fertig. Hat geheult. Immer wieder geheult. Hat auch kaum was gesagt. Ich wusste gar nicht, was ich machen sollte.«
    Margot rechnete kurz nach. Nadeschda war also am 8. Oktober bei Pörgsen aufgeschlagen. Das war der Tag, an dem die Aaners wahrscheinlich ermordet worden waren. Offenbar von ihr. Passte auch zu ihrer Gemütsverfassung.
    »Und was haben Sie gemacht?«
    »Mein Hausrezept: guten Tee, einen Grog und eine heiße Badewanne.«
    »Hat gewirkt?«
    »Ja. Sie hat sich dann tausendmal entschuldigt, dass sie nicht in dem Flieger saß, den sie mir angegeben hatte. Sagte, sie sei erst einen Tag später gekommen. Und sie habe noch was Persönliches erledigen müssen.«
    Das wiederum entsprach nicht der Wahrheit. Denn sie war sogar schon einen Tag vor dem genannten Termin in Deutschland gewesen. Hatte da schon in Darmstadt im Maritim gewohnt. War also wahrscheinlich eher nach Frankfurt geflogen. Vielleicht ließ sich das noch herausfinden.
    »Ich sage Ihnen ganz ehrlich, ich wurde nicht schlau aus dem Ganzen. Aber ich sage Ihnen genauso ehrlich – es war mir herzlich egal. Seit meine Frau ausgezogen ist, lief es nicht wirklich gut mit den Frauen. Datingbörsen hoch und runter, eine Katastrophe nach der anderen. Ich habe mich sogar schon auf russischen Partnerbörsen rumgetrieben. Und nun stand Nadeschda in meinem Haus. Die schönste Frau, die ich je gesehen habe.«
    Ein bisschen war Margot peinlich berührt, dass dieser Mann seine Seele so vor ihnen ausbreitete. Gleichzeitig nötigte es ihr aber auch ein wenig Respekt ab.
    »Nun, ich schlief wieder auf der Couch. Sie in meinem Bett. Am nächsten Tag waren wir beide früh wach, also machte ich Frühstück. Dann fragte sie mich, ob ich einen Juwelier kenne, der Schmuck schätzen könnte. Sie holte eine Schatulle aus ihrem Koffer. Und zeigte mir den Schmuck. Und wegen dem sind Sie jetzt wahrscheinlich hier, nicht wahr?«
    »Wieso vermuten Sie das?«, fragte Greven.
    »Der ist sicher nicht ganz koscher, der Schmuck. Das habe ich mir gleich gedacht. Vielleicht hat sie ihn ihrer Tante geklaut. Vielleicht wollte sie ihn gar nicht zurückbringen.«
    »Welcher Tante?«, fragte Margot. Dass Nadeschda Pirownika und Regine Aaner verwandt sein könnten, hatten sie noch gar nicht in Erwägung gezogen.
    »Na, diese Erbtante in Hamburg. Die gestorben war. Und deren Familie Nadeschda mit ein paar Hundert Euro abspeisen wollte, obwohl sie laut Testament ein Viertel des Vermögens erben sollte. Nadeschda hat behauptet, dass die Familie gesagt habe, die Schmuckstücke seien nur billige Imitate. Und deshalb wollten sie ihr weniger Geld geben. Aber sie hat sich die Schmuckstücke heimlich genommen, um sie von einem Juwelier schätzen zu lassen. Und sie müsse sie am Mittwoch wieder in Hamburg in den Tresor legen, wenn das Ganze nicht auffliegen

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