Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
Vom Netzwerk:
könnte sie einfach an sich ziehen, seinen Mund auf ihrem, seine Hände auf ihrer Haut, und sich in ihr verlieren. Dem Brennen nachgeben, das seinen Körper überflutete, das ihn hart werden ließ und jede Vernunft in Flammen setzte. Ihr Atem strich wie eine Liebkosung über seine Hand.
    Von irgendwoher heulten Feuersirenen auf und zerrissen den Moment. Alan konnte sehen, wie sie innerlich zusammenzuckte, wie sich der Schleier von ihrem Blick hob. Zögernd ließ er den Arm sinken. Ein Echo der Lust pulsierte durch seine Adern, als er seine Enttäuschung in ihrem Blick gespiegelt sah.
    „Danach erzähle ich dir eine Legende. Die kannst du dann glauben oder nicht.“ Im Bad streifte er sich die Kleider vom Leib und tastete nach den Narben auf Brust und Kehle. Das war eine der schlimmsten Transformationen, die er je durchlitten hatte. Sie zeigte ihm, wie nahe er dem Tod gewesen war. Kain hatte gekämpft wie ein Dämon.
    Und Eve hatte ihm das Leben gerettet.
    Was passierte dort draußen? Erst die Icoupov-Brüder, und nun dieser Killer, dessen Aura nichts glich, das Alan kannte. Kain war ein Raubtier, er verströmte den Tod. Und er musste erst kürzlich nach Los Angeles gekommen sein, sonst hätte Alan von ihm gehört. Ein Schattenläufer mit diesen Fähigkeiten, der sich noch dazu nicht scheute, seine Anonymität durch Mord auf offener Straße zu gefährden, konnte seine Identität nicht lange geheim halten.
    Was also ging hier vor? Etwas braute sich zusammen, eine Konjunktion von Kräften. Und Eve war irgendwie darin verwickelt. Vielleicht hatte er sie sogar erst hineingezogen, als sie Zeugin seiner Auseinandersetzung mit den falschen Icoupovs geworden war. Schuld regte sich in ihm. Sie hatte keine Ahnung, mit welchen Mächten sie sich einließ. Sie war stark und intelligent, aber sie war nur ein Mensch.
    Und wie bei anderen vor ihr berührte ihn etwas an ihr. Nein, dachte er. Mit ihr war es anders. Sie war nicht gewöhnlich. Sie berührte ihn so sehr, dass es schmerzte. Ihre Art zu sprechen, jede Bewegung, selbst das Misstrauen in ihren kühlen grauen Augen, zogen ihn unwiderstehlich an. Vorhin im Atelier hatte er an sich halten müssen, nicht über sie herzufallen.
    Er blickte an sich herunter und verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. Allein der Gedanke an diesen Moment erregte ihn wieder. Doch das Beängstigende war, dass diese beginnende Leidenschaft für Eve weit über körperliche Anziehung hinaus ging. Da machte er sich nichts vor. Das Bedürfnis, sich ihr zu öffnen, war übermächtig geworden. Es war Fluch und Geschenk zugleich. Die alten Schöpfungsmythen, die Mordechai so faszinierten, kamen ihm in den Sinn. Die Liebe hatte seine Vorväter stürzen lassen. Und nichts hatte sich seither geändert.

    „Okay, du bist also ein vierhundert Jahre alter französischer Landadliger“, stellte Eve fest. Alan blieb in der Tür stehen und schob sich das feuchte Haar aus der Stirn. „Wie geht es weiter?“
    „Weder adlig noch französisch.“ Er begann, sein Hemd zuzuknöpfen. „Mein Vater ist Perser.“
    „Ah.“ Ihr Blick glitt über seine Lippen, die eleganten Wangenknochen, und blieb schließlich an seinen Augen hängen, deren Grün nun um einige Schattierungen dunkler wirkte. Der Herzschlag stieg ihr in die Kehle.
    „Bist du sicher, dass du die Geschichte jetzt hören möchtest? Es ist zwei Uhr nachts und du willst dir wahrscheinlich das Blut abwaschen.“
    Eve tastete nach den verkrusteten Stellen in ihrem Haar. Ihre Arme hatte sie notdürftig in der Spüle gereinigt, den Rest ihres Körpers jedoch nicht angetastet.
    „Ich mache dir einen Vorschlag.“ Alan löste sich aus dem Türrahmen. „Ich koche uns Tee und du stellst dich unter die Dusche. Vielleicht finde ich sogar etwas zu essen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe Hunger.“
    „Ich dachte, ihr ernährt euch von Blut?“
    Er antwortete nicht, sondern sah sie nur an. Eve hielt seinem Blick ein paar Sekunden stand. Dieses dunkle Grün hypnotisierte sie, ließ sie vergessen, was sie hatte sagen wollen. Hitze stieg ihr in die Wangen, sie wandte sich hastig ab. Ihre Bemerkung erschien ihr plötzlich kindisch.
    „Handtücher sind im Schrank“, rief er ihr nach, als sie das Schlafzimmer durchquerte.
    Unter dem heißen Wasser lösten sich Dreck und trockenes Blut und flossen in einem bräunlichen Strom über ihren Körper. Eves Magen begann zu rebellieren. Sie atmete tief und gleichmäßig, um die Übelkeit zu vertreiben.
    Nach der

Weitere Kostenlose Bücher