Engelsfeuer
Eifersucht, die sie dort sah, sondern kalte Rache. Riley wich ein paar Schritte zurück, plötzlich voller Angst.
»Du vergisst, wo dein Platz ist. Ich bin es, der deine Seele besitzt, nicht andersherum.«
»Wenn ich so erbärmlich bin, wieso gibst du dich dann überhaupt mit mir ab?«
»Weil es keine andere Möglichkeit gab.« Dann war seine Wut verflogen, genauso schnell, wie sie gekommen war. »Uns bleibt nur noch wenig Zeit. Ich möchte, dass du …« Er schüttelte den Kopf. »Es wird möglicherweise eine Zeit kommen, in der ich nicht in der Lage sein werde, dich zu beschützen. Du musst lernen zu kämpfen, um zu überleben, oder alles wäre umsonst gewesen.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Für heute Nacht sind wir fertig.«
Riley fand sich auf dem Fußboden ihres Zimmers wieder. Kein Dämonenblut klebte an ihr, und ihre Kleidung war so sauber, als hätte sie sie gerade aus dem Wäschetrockner gezogen. Doch die entsetzlichen Bilder in ihrem Kopf konnte sie nicht einfach beiseiteschieben. Keine Engelsmacht konnte das immer stärker werdende Gefühl von Gefahr tief in ihrem Herzen auslöschen.
Wie schon am Tag zuvor, redeten Rileys Mitschüler erregt über den Ball, wer mit wem dort gewesen war, wer was getragen hatte und wer betrunken gewesen und auf der Damen- (oder Herren-)Toilette umgekippt war. Denn ein oder zwei von dieser Sorte gab es immer.
Peter stupste sie mit dem Ellenbogen an. »Hallo? Ist jemand zu Hause?«
»Sorry. War eine lange Nacht.« Sie war nicht bereit, irgendetwas von ihrer Tortur mit dem Engel zu erzählen, und widmete sich lieber erfreulicheren Erinnerungen. »Beck und ich saßen bis Mitternacht vor dem Kamin, danach ist er nach Hause gefahren. Es war einfach … perfekt.«
»Bitte sag mir, dass ihr reichlich Liebesschwüre ausgetauscht habt.«
Das brachte sie zum Lächeln. »Natürlich. Und was ist mit dir und Simi?«
»Wir sind ins Café gefahren, damit sie ihre Koffeindosis bekommt, und dort haben wir geredet, bis sie dichtgemacht haben«, erklärte ihr Freund. »Sie hat echt ziemlich abgedrehte Ideen, aber das gefällt mir. Danach habe ich sie nach Hause gefahren. Und ja, es kam zum Austausch von Zuneigungsbekundungen.«
»Warte nur, bis dein Dad sie kennenlernen will.«
»Ist schon in Planung«, sagte er und klang nicht besonders glücklich darüber. »Er wird tierisch ausflippen, wenn er ihre Haare sieht.« Peter ließ ein paar Knöchel knacken und demonstrierte damit, wie sehr er sich wegen dieses Elternvorstellungsdings sorgte.
»Es wird schon klappen. Sie ist verrückt, aber sie ist cool. Ich wette, dein Dad merkt das.«
Riley spürte, dass jemand sie anstarrte. Es war Alan, und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, lechzte er nach Rache.
»Okay, Leute, wir gehen die Hausaufgaben durch«, rief Mrs Haggerty laut.
Riley zog den Zettel mit den Matheaufgaben hervor und lächelte in sich hinein, als ihr Becks letzter Kuss durch den Kopf ging. Als die Lehrerin ihren Namen aufrief, um Frage Nummer sieben zu beantworten, kehrte sie nur widerstrebend in die Wirklichkeit zurück.
Nach dem Unterricht ging Riley mit Mrs Haggerty noch eine Matheaufgabe durch, die sie nicht begriffen hatte. Als sie das Gebäude verließ, waren die restlichen Schüler bereits verschwunden.
»Hast du dich auf dem Abschlussball gut amüsiert?«, fragte die Lehrerin, als sie die Tür hinter ihnen abschloss.
»Auf jeden Fall. Es war großartig.«
»Ich sah den jungen Mann, mit dem du dort warst. Ein sehr hübscher Junge. Ist er auch Dämonenfänger?«
Riley nickte. »Ja, er hat früher mit meinem Dad zusammengearbeitet.«
»Ich bin froh, dass du jemanden gefunden hast. Nach Pauls Tod machte ich mir Sorgen, die sind jetzt weniger geworden. Du passt doch auf dich auf, nicht wahr?«
»Mach ich. Einen schönen Abend, Mrs Haggerty.«
Riley hatte gerade die Autotür aufgeschlossen, als ihr Handy aufleuchtete.
»Hey, Prinzessin. Wie geht’s?«
»Gut. Bin gerade mit der Schule fertig. Wie sehen die Pläne für heute Abend aus?«
»Ich dachte, wir könnten vielleicht zusammen essen. Wie wär’s mit Mama Zs Grill?«
»Klingt gut.«
Sie vereinbarten eine Zeit, und das Gespräch endete mit dem Versprechen von seiner Seite, dass er seine Verspätung von gestern wiedergutmachen würde. Als Riley gerade ausrechnete, wie viele Küsse für eine angemessene Entschuldigung nötig waren, hörte sie hinter sich ein Geräusch. Knirschende Schritte auf dem Kies. Sie drehte sich gerade
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