Engelsfeuer
zusammen bin.«
Zu Becks großer Erleichterung hatte der Engel Riley während ihrer ersten gemeinsamen Nacht nicht zu sich gerufen. Er wusste, dass aufgeschoben nicht aufgehoben war, und er war sich nicht sicher, wie er mit diesem Problem umgehen sollte. Dabei wusste er genau, was er wollte. Er wollte diesem Mistkerl die Flügel ausreißen und sein Stahlrohr tief in Oris Brust vergraben. Doch trotz dieses Bedürfnisses musste er wissen, was da vor sich ging.
Als Riley am nächsten Abend zu ihm kam, lud er sie in sein Bett ein und stellte ein paar Dinge klar.
»Ich werde heute Nacht auf dich aufpassen«, sagte er streng. »Ich werde nicht zulassen, dass er dich mir wegnimmt.«
»Du kannst ihn nicht aufhalten.«
»Dann komme ich mit. Ich werde an deiner Seite kämpfen. Ich werde nicht zulassen, dass er dich umbringen lässt.«
Danach sprachen sie nicht mehr, da sie wussten, dass sie nur ihren Atem verschwenden würden. Alles fühlte sich jetzt drängender an, als könnte jede Stunde ihre letzte sein. Nachdem sie sich geliebt hatten, ruhten sie sich aus. Dann zog Riley sich an und kroch zu ihm zurück ins Bett, das ernüchternde Eingeständnis, dass ihr Leben nicht ihr gehörte. Beck zog sich ebenfalls an und drückte sie fest an sich, als sie in einen unruhigen Schlaf sank.
Als sein Nacken sich verkrampfte, drehte er sich auf den Rücken. Unwillig, sie loszulassen, suchte seine Hand die ihre. Sie murmelte seinen Namen im Schlaf, und das machte ihn glücklich.
Dem Engel gehört vielleicht deine Seele, aber nicht dein Herz. Ich werde nicht zulassen, dass er dich je wieder verletzt. Vorher werde ich ihn umbringen oder bei dem Versuch sterben .
Sosehr er sich auch bemühte, wach zu bleiben, am Ende fiel Beck doch an der Seite seiner Geliebten in den Schlaf. Als er ein paar Stunden später erwachte, drehte er sich zu Riley um, auf der Suche nach ihrer tröstlichen Wärme. Sie war verschwunden. Er stürzte aus dem Bett und rief ihren Namen, aber er erhielt keine Antwort. Eine rasche Durchsuchung des Hauses bewies, dass der Engel sie heimlich fortgeholt hatte.
Mit einem Schrei der Verzweiflung zog Beck sich in sein Schlafzimmer zurück, um auf ihre Rückkehr zu warten.
30.
Kapitel
Riley hatte einen erneuten Ausflug in eine enge Gasse der Dämonenhochburg erwartet, doch hier kam ihr nichts bekannt vor. Es war sogar anders als jeder andere Ort, den sie je gesehen hatte. In der Ferne erkannte sie eine Flammenmauer aus wogendem Blutrot und Gelb, und in der Luft hing ein scharfer, ätzender Gestank. Schwefel .
Das war die Hölle.
»Warum sind wir hier?«, wollte sie wissen. Sie war nicht tot, oder zumindest ging sie nicht davon aus. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war, wie sie neben Beck eingeschlafen war.
»Wir sind vor meinen Gebieter gerufen worden«, lautete Oris kühle Antwort.
»Aber …«
»Los, weiter«, befahl er und schritt in einem Tempo voran, bei dem sie nur schwer mithalten konnte. »Wenn du zurückbleibst, bleibst du hier.«
Nachdem Riley einen Sprint eingelegt hatte, um zu ihm aufzuschließen, erreichten sie rasch die Flammenmauer. Zu schnell für die zurückgelegte Distanz. Zeit und Raum funktionierten hier anders als gewohnt.
Die Mauer bestand genaugenommen gar nicht aus Feuer: Jede Flamme war in einer winzigen Glasscherbe gefangen, und Millionen davon bauschten sich zu einem dichten Schleier auf. »Was ist das?«
»Die Seelen der Verdammten«, erwiderte Ori. In seiner vollen Engelspracht stand er neben ihr. »Wie viele es sind?«, sagte er, als hätte sie diese Frage gestellt. »Selbst der Höllenfürst kommt beim Zählen durcheinander.«
»Ich kann da nicht durch. Es wird mich in Stücke schneiden.«
»Du stehst unter meinem Schutz. Dir wird nichts geschehen.«
»Was, wenn Luzifer sich anders entscheidet?«
Er runzelte die Stirn, bot ihr jedoch trotzdem seine Hand. Riley nahm sie und kniff die Augen zusammen, als sie den Schleier aus brennenden Seelen durchschritten. Sie rechnete damit, dass die Glasscherben sie häuten und ihr das Fleisch bis zu den Knochen abziehen würden, doch der Schmerz blieb aus.
»Und wenn es das Einzige ist, aber du solltest wissen, dass du mir vertrauen kannst«, sagte der Engel vorwurfsvoll. »Diesem Fänger vertraust du. Ich verstehe es nicht.«
»Ich liebe ihn.«
»Einst liebtest du auch mich, oder nicht?«
»Ja, aber das war anders«, erwiderte Riley. »Wir wissen beide, warum es nicht gehalten hat.«
»Wenn du glaubst, es hätte mir Spaß
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