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Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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gebracht, zu tun, was ich tun musste, dann irrst du dich. Es war die einzige Möglichkeit, dich zu beschützen.«
    »Wenn ich in Sicherheit bin, warum bin ich dann in der Hölle?«, fragte sie.
    Oris Schultern verspannten sich. »Weil ich mich weigerte, deine Seele preiszugeben. Jetzt müssen wir beide den Preis für diesen offenen Ungehorsam zahlen.«
    Danach verfiel er in Schweigen, drängte sie nur, schneller zu gehen, als wollte er die verlorene Zeit wettmachen. Die Umgebung veränderte sich und wurde mehr so, wie Riley sich die Hölle vorstellte, eine öde, trostlose Weite, mit Kratern übersät wie eine pockennarbige Mondlandschaft. Dichter Dampf stieg aus den Kratern auf, zusammen mit dem übelkeitserregenden Geruch nach faulen Eiern. Sie hielt sich die Hand vor die Nase und versuchte, nicht zu würgen.
    Ori musterte sie. »Wie sieht es für dich aus?« Sie beschrieb es ihm. »Es ist für jeden anders. Dein Verstand schafft sich seine eigene Version von der Hölle. Meine Hölle ist anders.«
    Sie wollte ihn fragen, wie es für ihn war, doch etwas sagte ihr, dass es besser war, diese Frage nicht zu stellen.
    Bald erreichten sie ein breites Steintor, das von je einem Erzdämon an beiden Seiten des Portals bewacht wurde, jeder mit einem Krummsäbel bewaffnet. Sie musterten Riley aus ihren wie bei einer Ziege geschlitzten Augen.
    Als Ori vorbeischritt, verbeugten sie sich, aber nicht besonders tief, als würde diese Ehrerbietung von ihnen verlangt, aber nur ungern gewährt. In ihrem Kopf hörte sie die Dämonen miteinander reden, sie sprachen über den Leckerbissen, den das göttliche Wesen sich aus der Welt der Sterblichen herausgepickt hatte, und dass er diesen Leckerbissen nicht an seinen Gebieter weitergegeben hatte. Dass er jetzt in den Augen des Höllenfürsten ein Verräter war.
    »Hör nicht auf sie«, sagte Ori und führte sie einen feuchten Tunnel hinab, dessen Wände von einem grünen Moosteppich bedeckt waren. Kurz bevor der Tunnel endete, huschte eine bizarre, mausähnliche Kreatur mit winzigen Stacheln vor ihnen her. Als sie in einen offenen Bereich hinaustraten, wurden sie von einem dichten Nebel empfangen, als seien sie irgendwie an die Meeresküste befördert worden.
    »Dies sind die Schatten der Verdammten«, sagte Ori. »Sie drängen sich hier ziemlich dicht. Ein paar erkennst du möglicherweise wieder.«
    Gott, ich hoffe nicht.
    »So viele«, flüsterte sie, als einzelne Gesichter an ihr vorbeischwammen und rasch durch ein neues und noch ein weiteres ersetzt wurden.
    »Manche sind hier bis in alle Ewigkeit. Andere können passieren, sobald ihre Seelen von ihren Sünden gereinigt sind.«
    »Du meinst, die Hölle ist gar keine Sache für immer und ewig?«, fragte sie überrascht.
    »Es kommt auf die Taten der Verstorbenen an.«
    »Und was ist mit … mir?«
    Der Engel antwortete nicht.

    Der Dämon saß an einem uralten Holzschreibtisch, auf dem sich Ablagekästen für die Ein- und Ausgänge stapelten, wie man sie in einem irdischen Büro erwarten würde. Er – zumindest hielt Riley ihn für männlich – hatte sich einen Federkiel hinter sein fächerförmiges Ohr gesteckt. Ein Beamter. Ein höllischer. Wie viele von denen gab es wohl, um Luzifers infernalisches Geschäft zu verwalten?
    »Nennen Sie Ihren Namen und den Zweck Ihres Besuchs«, sagte der Dämon.
    »Du weißt, wer ich bin, Asbantarus«, erwiderte Ori barsch. »Der Fürst hat mich herbestellt. Ich habe eine lebende Sterbliche bei mir, Riley Anora Blackthorne.«
    Die Ziegenaugen des Dämons musterten Riley von oben bis unten, dann nickte er. Mit einem Wink der schuppigen Hand tauchte eine Tür in der massiven Steinmauer hinter dem Tisch auf.
    Sie waren im Begriff, Luzifers Gemächer zu betreten. Gewiss würde der Höllenfürst sie danach nicht wieder gehen lassen. Wer war jemals in der Hölle gewesen und zurückgekehrt, um davon zu berichten?
    »Komm«, sagte Ori. »Wir sollten ihn nicht länger warten lassen.«
    Als sie sich nicht rührte, ergriff er ihre Hand und zog sie vorwärts wie ein unartiges Kind. Sobald sie sich in Bewegung gesetzt hatte, ließ der gefallene Engel sie los.
    Riley hatte gedacht, Thronsäle müssten groß und prächtig sein. Dieser Raum hier ähnelte eher einer Turnhalle in der Schule, nur die Basketballkörbe und die Tribüne fehlten. Aber es roch ungefähr genauso schlecht.
    Außerdem hatte sie ein eher mittelalterliches Ambiente erwartet: reihenweise Festtafeln, beladen mit den Leibern der Verdammten,

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