Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
Vom Netzwerk:
erhellt von flackernden Fackeln in Wandhaltern. Doch es gab weder Tische noch Leichen, und statt der Wandleuchter tanzte eine Art dezentes Licht über die Wände. Als sie genauer hinsah, stellte sie fest, dass es sich um Seelen handelte, die sich alle Mühe gaben, für eine angemessene Innenbeleuchtung in der Hölle zu sorgen.
    Das ist ja total makaber.
    Riley versuchte gar nicht erst, sie zu zählen, doch in dem Raum mussten sich mindestens hundert oder sogar noch mehr Dämonen befinden. Kein Wunder, dass es hier so stinkt . Es gab große und kleine, und alle waren sie abscheulich. Sie sah Trance-Dämonen und Gastro-Dämonen und eine ganze Reihe Erzdämonen. Manche der Ausgeburten der Hölle hatte sie nie zuvor gesehen – wie diejenigen, die in einer Welle aus rotem Dampf über den Boden waberten.
    »Können die hören, was ich denke?«, flüsterte sie.
    »Nein. Ich schirme deine Gedanken von den Dämonen ab. Andernfalls würden sie dich töten.«
    Luzifer saß auf einem geschnitzten Ebenholzthron am anderen Ende des Raumes. Zwei gewaltige Geo-Dämonen fünften Grades standen als Wachposten neben ihm, die gehörnten Häupter reichten bis auf wenige Zentimeter an die gewölbte Decke heran.
    Dämonisches Knurren erhob sich um sie herum, als Ori auf seinen Herrn und Gebieter zuging. Im Laufe der Äonen hatte er genügend von ihnen getötet, um von ihresgleichen gehasst zu werden.
    Etwa fünf Meter vor Luzifer blieb der gefallene Engel stehen, aber er ging weder in die Knie, noch verbeugte er sich. In der Vergangenheit war Ori dem Höllenfürsten stets ehrerbietig gegenübergetreten.
    Was geht hier vor?
    Riley wusste nicht, was sie tun sollte, also blieb sie neben Ori stehen. Sie wünschte, das alles wäre nur ein böser Traum und dass Beck sie gleich aufwecken und sie festhalten und dass alles gut wäre. Vollkommen verängstigt faltete sie die Hände und drehte seinen Ring am Finger hin und her.
    Als Luzifers Blick aus den mitternachtsblauen Augen auf sie fiel, erschauderte sie unwillkürlich. Der Blick hieß sie nicht willkommen, sondern verriet nichts als Boshaftigkeit.
    Das war kein Traum.
    Der Chef der gefallenen Engel trug eine Rüstung, genau wie bei der Schlacht auf dem Friedhof. Ein blankgezogenes Schwert lag über seinen Schenkeln. Fühlte er sich so bedroht, dass er in seinem eigenen Reich die volle Rüstung anlegen musste? Oder galt das allein Ori?
    »Ihr habt nach mir verlangt, mein Fürst?«, sagte ihr Begleiter.
    Luzifer lehnte sich auf seinem Thron zurück und strich sich nachdenklich übers Kinn. »Ich habe Gerüchte gehört, dass dir deine Aufgaben nicht gefallen.«
    Seine Stimme klang anders als bei ihrer letzten Begegnung auf den Friedhof, kehliger. Keine Spur mehr von dem charmanten Schwindler. War dies der echte Luzifer, oder war es nur eine weitere Rolle, in die er schlüpfte, wenn es erforderlich war?
    »Nun? Entsprechen diese Gerüchte der Wahrheit?«
    »Ihr wisst, wie ich in dieser Angelegenheit denke«, erwiderte Ori.
    »In der Tat, du warst ausgesprochen freimütig in diesem Punkt. Wie ich sehe, hast du deine jüngste Eroberung dabei.« Mit funkelnden Augen richtete Luzifer sich auf. »Wie kannst du es wagen, den Welpen eines Meisterfängers mitzubringen, wenn du mir gegenübertrittst?«
    Stirnrunzelnd blickte sie zu Ori auf. »Du hast gesagt, er wollte mich sehen.«
    Ihr Herr ignorierte sie. »Die Seele dieser Sterblichen obliegt meiner Obhut, und ich wagte es nicht, sie ohne meinen Schutz zu lassen. Jemand könnte auf die Idee kommen, ihr etwas anzutun.«
    »Aus gutem Grund«, erwiderte Luzifer. »Vielleicht sollte ich die Verbindung zwischen euch lösen und sie einem meiner anderen, loyaleren Diener übergeben.«
    Die Verbindung lösen? Kann er das? Natürlich konnte er.
    Im Hintergrund der Halle lachten und johlten Dämonen, der Lärm brannte wie Säure in ihren Adern. Sie drehte erneut an Becks Ring und versuchte, Mut aus dem schlichten Stück Metall zu schöpfen.
    Als Ori nicht nach dem Köder schnappte, ließ Luzifer sich wieder zurücksinken. »Lass deinen Bericht hören«, befahl er.
    Ori begann, ausführlich die Hinrichtungen aufzuzählen, und listete lange Dämonennamen auf, einen nach dem anderen. Der Fürst zeigte keinerlei Regung, sein unergründlicher Blick blieb auf Riley geheftet. Sie brach in Schweiß aus, obwohl es gar nicht besonders heiß war, und ihre Haut begann zu jucken, als würde das Innerste nach außen gekehrt. Sie verspürte den heftigen Drang, sich zu kratzen,

Weitere Kostenlose Bücher