Engelsfeuer
Anspannung.
»Riley«, sagte er. »Setz dich, und dann erzähl uns, was los ist. Lass nichts aus, verstanden? Dann werden wir sehen, ob wir irgendetwas für dich tun können.«
Als Riley sich auf die Couch setzte, faltete Beck eine Decke auseinander und hüllte sie darin ein, eine liebevolle Geste. Auf seine Weise gab er den Meistern zu verstehen, dass er sich, falls sie meinten, sie den Wölfen zum Fraß vorwerfen zu können, gegen sie stellen würde.
»Mach schon«, drängte Beck. »Du und ich schaffen das nicht allein.«
Sobald Riley angefangen hatte, quoll die Geschichte von ihr und dem gefallenen Engel aus ihr hervor wie ein vom Sturm angeschwollener Fluss. Sie ließ nichts aus: wie sie den Handel um ihre Seele auf dem Friedhof besiegelt hatte, damit Ori Sartael bekämpfen konnte, und die einzigartige Bedingung der Abmachung. Und was es bedeutete, für sie und für den Engel.
Während sie sprach, starrte Riley auf die Male in ihren Handflächen, nicht in die Gesichter der beiden Männer, die ihr Schicksal in den Händen hielten. Sie hatte Angst vor dem, was sie dort sehen würde.
»Ori tauchte nach meiner Rückkehr aus Sadlersville auf«, fuhr sie fort. »Er bringt mir bei, wie man Dämonen tötet. Letzte Nacht wurden wir … in die Hölle gerufen.«
Nachdem sie geendet hatte, herrschte tiefes Schweigen, und Riley zwang sich, den Blick zu heben und die Meister anzuschauen. Harper starrte hinunter in seine Tasse, Stewart machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Ich weiß, dass Sie es dem Vatikan erzählen müssen«, sagte sie. »Ich will nicht, dass man Ihnen die Schuld gibt, Meister Stewart. Ich war es … ich habe die Fehler gemacht.«
»Du hattest niemals eine Chance«, sagte Harper und hob den Blick, um sie anzusehen. »Sobald dein Vater seine Seele verkauft hatte, waren sie hinter dir her.« Er seufzte. »Die Wahrheit ist, ich hätte dasselbe für meinen Sohn getan.«
Das war so nah dran an einer Entschuldigung, wie sie es je erleben würde.
Stewart regte sich. »Wir müssen das in Ruhe besprechen, Mädel. Geh und ruh dich aus. Wir werden dich wissen lassen, zu welcher Entscheidung wir gekommen sind.«
Beck gab ihr einen Kuss auf die Wange, und dann ging sie hinaus, jeder Schritt ein Beweis ihrer Niedergeschlagenheit.
»Seit wann weißt du das mit dem Engel?«, fragte Stewart.
Behutsam schloss Beck die Tür. »Erst seit ein paar Tagen. Und du?«
»Ich habe mit ihrem Herrn gesprochen, direkt, nachdem ihr beide nach Sadlersville aufgebrochen seid. Ich rief Harper noch am selben Tag an, um ihn zu informieren.«
Beck sah die beiden stirnrunzelnd an. »Warum habt ihr mir nichts gesagt?«
»Weil ihr beide erst noch ein paar andere Dinge klären musstet, ehe ihr dieser gewaltigen Herausforderung ins Auge blicken konntet. Habe ich recht?«
Beck nickte müde und sank auf die Couch. »Ja, ich denke schon.«
»Hat der Engel schon mit dir gesprochen?«
Damit hatte er nicht gerechnet, und es ärgerte ihn. Fahrig zerwühlte er seine Haare mit den Fingern, dann ließ er sich erschöpft zurückfallen. Sie wussten die ganze Zeit Bescheid und haben mir nie etwas gesagt .
»Beck?«, drängte Stewart.
»Ja, heute Morgen hat der Engel mich aus meinem eigenen Haus geholt, als wäre ich irgendeine verdammte Marionette.«
»Dann weißt du also, dass wir in ernster Gefahr schweben. Die Engel sind momentan ausgesprochen wütend auf Luzifer. Vielen ist Ori völlig egal, aber dass Luzifer ihm das Recht zu sterben verweigert hat, zeigt ihnen, dass sie nur wenig mehr sind als Bauern in einem Schachspiel, nicht besser als die Dämonen, die sie verabscheuen. Das war Luzifers Fehler. Er war cleverer, als ihm guttut.«
»Ori glaubt, dass Sartael heute Nacht befreit wird, wenn dieser Reverend versucht, die Dämonen auszutreiben«, sagte Beck.
Keiner der Meister wirkte überrascht. »Unsere Leute sind bereit«, sagte Harper. »Die Nekromanten sind mit an Bord, und vielleicht auch eine oder zwei Hexen. Ihr Job ist es, sich um die Dämonen zu kümmern, während Ori versucht, Sartael zu töten.«
»Verstehst du, was deine Rolle dabei ist, Junge?«, fragte Stewart, den Blick auf ihn fixiert.
»Ja. Ich muss dafür sorgen, dass Riley am Leben bleibt und vielleicht sogar Sartael töten, wenn ich Glück habe.«
»Auf das Zweite würde ich nicht unbedingt zählen«, sagte Harper. Stewart sagte nichts, sondern musterte Beck weiterhin unbeirrt.
Wie viel weiß er noch, das er uns nicht erzählt?
Beck schnaubte. »Nur damit ich
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