Engelsfeuer
Tag zum Briefkasten, sobald der Briefträger da gewesen war. Er war sich nie sicher, ob Sadie nicht jede Nachricht von diesem Absender verbrennen würde, so dass er es nicht darauf hatte ankommen lassen.
Doch dieser Brief war nie gekommen, zumindest nicht, als er noch in Sadlersville lebte.
Beck verfluchte sich im Stillen. Er hätte diesen Traum schon vor Jahren aufgeben sollen, aber jetzt stand er hier und ging wieder die Briefe durch, genau wie damals als Kind, als er kaum an den Briefkasten heranreichte.
Als er aufblickte, stellte er fest, dass Riley die Arbeitsplatte abschrubbte. Sie widmete sich dieser Aufgabe mit wütendem Eifer, wahrscheinlich war das ihre Art, ihren Abscheu über die Frau im Krankenhaus auszudrücken. Als er mit der Post durch war, wusste er, dass Sadie mit ein paar Rechnungen im Rückstand war, einschließlich der Telefonrechnung. Die Leitung war tatsächlich tot. Offensichtlich war das Geld, das er ihr geschickt hatte, nicht an den richtigen Stellen angekommen.
Noch mehr, um das ich mich kümmern muss.
Riley wischte jetzt eine der Schranktüren ab, wofür sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste. Für einen Moment vergaß er seine Probleme und lehnte sich zurück, um den Anblick zu bewundern. Sie war echt ein tolles Mädchen. Es würde der schlimmste Tag seines Lebens werden, wenn sie ihm den Rücken zukehrte und ihn verließ.
Eine Stunde später war die Küche bis auf den Herd und den Fußboden sauber.
»Schaust du mal, ob ich die hier richtig einsortiert habe?«, fragte Beck und deutete auf die Briefe auf dem Tisch.
Riley sah sie rasch durch, die Fingerspitzen waren vom Wasser ganz runzelig. Die Male auf ihren Handflächen wirkten aufgrund ihrer Schlichtheit umso stärker – schwarze Zeichen auf weißer Haut. Sie sah, dass er sie anstarrte.
»Du hast alles richtig einsortiert«, sagte sie und reichte ihm die Umschläge.
»Gut. Ich bezahle die Rechnungen schon eine ganze Weile, so dass ich sie normalerweise wiedererkenne.«
»Warum bezahlst du ihre Rechnungen?«
Bei dieser Frage blinzelte er. »Wieso nicht?«
»Weil sie dich hasst?«, schlug Riley zaghaft vor.
»Das ist egal. Sie ist meine Familie. Du würdest es doch genauso machen.«
Riley öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch dann schloss sie ihn wieder. Er hatte recht – wenn ihre Tante Esther Hilfe bräuchte, würde sie für sie da sein, auch wenn sie die Frau nicht ausstehen konnte.
»Ich fahre heute Abend noch mal zum Krankenhaus, um nach ihr zu sehen«, sagte Beck. »Sie wird es nicht lange aushalten, dass ich da bin, aber für diese Zeit kann ich sie zumindest sehen.«
»Möchtest du, dass ich …«
»Nein. Es wäre mir lieber, wenn du im Truck bleibst. Du bist nicht an sie gewöhnt, so wie ich.«
»Okay.« Zumindest heute Abend . Irgendwann würde sie der Frau erneut gegenübertreten müssen, und dann wollte sie vorbereitet sein auf alles, was Sadie möglicherweise über die Lippen kommen könnte. Becks Mom hatte sie einmal kalt erwischt. Das nächste Mal würde sie ihr das nicht durchgehen lassen, auch wenn diese Frau unheilbar krank war.
Riley gähnte, dann entschuldigte sie sich.
»Ach komm, es war ein langer Tag«, sagte Beck. »Morgen fangen wir an, den Rest von dem Kram hier durchzugehen.«
»Weiß sie, dass du das machst?«
»Ich werde es ihr heute Abend sagen. Das ist ein weiterer Grund, weshalb ich dich nicht dabeihaben will. Sie wird nicht gerade begeistert sein.«
Als Beck auf den Haupteingang des Krankenhauses zuging, schaltete Riley ihr Telefon ein und stellte erfreut fest, dass der Empfang ganz anständig war. Er war sogar besser als an manchen Stellen in Atlanta.
»Hey, Riley, wie läuft es so im Niemandsland?«, rief Peter.
»Ziemlich schräg, aber heute zum Lunch hatte ich den besten Hamburger, den ich je probiert habe.«
»Echt? Und, wie ist es da unten?«
»Eine Miniausgabe von Atlanta mit jeder Menge Yeahs . Das Komische ist, dass hier jeder jeden kennt und weiß, was sie machen. Nicht wie zu Hause. Ach ja, und die meisten Leute mögen Beck nicht, weil … na ja, sie mögen ihn eben nicht.«
»Klingt ja nicht so prickelnd. Und was treibt ihr beide heute Abend?«
»Beck besucht gerade seine Mutter. Er wird fertig sein, wenn er rauskommt. Wahrscheinlich werden wir irgendwo was essen und dann fernsehen.«
»Um acht kommt Dämonenland . Das darfst du nicht verpassen.«
»An dieser Serie ist so viel verkehrt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen
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