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Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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hassen.
    Beck starrte auf das Sofa. Dieses verdammte Ding mit dem karierten Bezug stand immer noch hier und schien ihn zu verhöhnen. Er erinnerte sich, wie Sadie lang ausgestreckt darauf gelegen hatte, wenn sie mal wieder bis zur Besinnungslosigkeit betrunken war, und meistens war sie dann nicht allein gewesen. Er nahm sich vor, das Ding zu verbrennen, sobald sie tot war.
    Er riss sich vom Anblick des Sofas los und überflog den Rest des Zimmers. Viel hatte sich nicht verändert, bis auf den leeren Aschenbecher, in dem jetzt Bonbonpapier lag. Wenn er ihr eher das Geld für die Zigaretten gestrichen hätte, läge sie jetzt vielleicht nicht im Sterben.
    Als Sadie jünger war und noch ein Auto besessen hatte, verbrachte sie viel Zeit in einer der Bars in St. Marys oder Florida. In Sadlersville gab es keine Kneipen, aber das hatte sie nicht davon abgehalten, eine Alkoholikerin zu werden.
    Riley hatte ihre Stirn in tiefe Falten gelegt, und er wusste, dass ihr das, was sie sah, nicht gefiel. Verdammt, Mädel, wieso bist du nicht in Atlanta geblieben? Er fühlte sich nackt, als hätte er sich komplett entkleidet, so dass sie jede seiner Schwächen sehen konnte.
    »Hier hast du als Kind gelebt?« Ihre Stimme zitterte.
    »Ja. Mein Granddad hat das Haus für Sadie gekauft, als sie mit mir schwanger war. Ich glaube, er hatte gehofft, dass sie endlich vernünftig werden und heiraten würde. Und aufhören zu trinken.« Er schüttelte den Kopf. »Reines Wunschdenken.«
    Schweigend spähte Riley in die heruntergekommene Küche und ging dann in den Flur auf die beiden Schlafzimmer zu. Vor dem zweiten blieb sie stehen.
    »War das dein Zimmer?«
    Er nickte. Zumindest, als er älter war und jemand ihm endlich ein Bett schenkte. Als Kind hatte er auf dem Boden im Badezimmer geschlafen, auf dem Stapel mit der Schmutzwäsche, weil es der wärmste Platz im Haus war. Aber das brauchte Riley nicht zu wissen.
    »Ich hatte auch ein Chris-Hemsworth-Poster«, sagte sie und lächelte, als sie den Schauspieler erkannte. »Er war ein total scharfer nordischer Gott.«
    Beck murmelte zustimmend. Er hatte das Poster hiergelassen, als er in den Norden ging. Er hätte es mitnehmen können, aber er hatte nicht viel Zeit zum Packen gehabt. Aus irgendeinem Grund hatte Sadie es nie abgerissen.
    »Ich fand ihn ziemlich cool«, sagte Beck. Vielleicht, weil der Typ stark war, gut aussah und selbst über sein Leben bestimmte – alles, was Beck sich immer gewünscht hatte.
    Riley kehrte in die Küche zurück, zog die Jacke aus und legte sie über einen Stuhl. Als sie in die Spüle schaute, verzog sie das Gesicht zu einer Grimasse.
    »Sorry«, sagte er.
    »Nicht deine Schuld«, antwortete sie und ließ das Wasser laufen. »Was willst du mit dem Haus machen, sobald …«
    »Vermutlich verkaufe ich es, wenn ich es sauber bekomme.«
    »Ich helfe dir«, sagte sie und begann, das dreckige Geschirr aus dem Spülbecken auf die Arbeitsplatte zu räumen.
    »Riley, ich …«
    Mit tropfnassen Händen drehte sie sich zu ihm um. »Es ist nicht so schlimm, Beck. Ein bisschen unordentlich, aber kein totaler Horror. Es ist nur so … traurig, verstehst du?«
    Er wusste, was sie meinte und dass es nichts mit dem Abwasch zu tun hatte. Dieses Haus war niemals ein Ort der Liebe gewesen wie bei ihrer Familie. Selbst nach dem Tod von Rileys Mom hatte ihr Dad dafür gesorgt, dass ihre winzige Wohnung zu einem Zuhause wurde.
    Beck hatte keine Ahnung, wie so etwas war. Sobald ihm klargeworden war, dass er Sadie egal war, hatte er sein eigenes Leben gelebt, getrennt von ihrem. Er hatte sich niemals ganz von ihr losgesagt – das konnte er nicht –, aber er versuchte, sich, so gut es ging, vor ihr zu schützen. Sie fand immer einen Weg, um ihn zu verletzen.
    Er sammelte einen Stapel Briefe vom Sofa auf, nahm sie mit in die Küche und verteilte sie auf dem Tisch. Er hätte sich gerne eingeredet, dass dies der beste Platz war, um sie zu sortieren, doch in Wahrheit ging es ihm darum, in Rileys Nähe zu sein.
    Beck legte seine Jacke über ihre, zog einen Stuhl heran und ließ sich darauf sinken. Während sie das saubere Geschirr auf ein Handtuch auf der Arbeitsfläche stellte, summte Riley leise vor sich hin. Das Lied klang wie ein Song von Carrie Underwood. Er musste grinsen.
    Aus Gewohnheit musterte er jeden Umschlag sorgfältig, in der Hoffnung, es könnte der entscheidende sein. Er hatte immer davon geträumt, einen Brief von seinem Vater zu bekommen, und als Kind rannte er jeden

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