Engelsfeuer
fragte Riley.
»Ich habe einen Kerl dahin getreten, wo es richtig weh tut. Er hat mich begrabscht, und als ich ihm sagte, er soll aufhören, hat er weitergemacht. Also habe ich ihn mir vorgenommen.«
Riley streckte beide Daumen in die Höhe. »Das war völlig in Ordnung.«
»Ja. Aber dann, na ja, musste ich mir mal wieder dieses Gelaber anhören, ich solle nicht immer so streitsüchtig sein, und dass ich diesen Kraken an die Lehrer hätte verpfeifen sollen, damit sich die Schule darum kümmert.«
»War es das erste Mal, dass er jemanden belästigt hat?«
»Nein. Er hat auch schon andere Mädchen befummelt. Jedes Mal hat er eine Strafpredigt vom Direx bekommen und hat dann munter weiter alles angegrabbelt, was ihm unter die Finger kam.«
»Und wie war’s, nachdem du mit ihm fertig warst?«
Sam schüttelte den Kopf. »Es heißt, er halte sich etwas zurück.« Sie bog in eine Seitenstraße ab. »Meine Mom ist natürlich ausgerastet. Mein Onkel eher nicht. Er sagt, ich müsste lernen, wann es besser ist, zu kämpfen, und wann es besser ist, es nicht zu tun.«
»Deine Schule würde mich nicht mögen«, sagte Riley. »Ich bin eigentlich ganz friedlich, aber manchmal muss man einfach jemandem in den Arsch treten.«
Sam lächelte. »Das ist also meine Geschichte, wie ich mitten in der … Pampa gelandet bin und mich zu Tode langweile. Na ja, bis auf die Hausaufgaben, die ich machen muss.«
Riley stöhnte auf. Ihre Hausaufgaben zu Hause stapelten sich bereits. »Ich bin hier, um Beck mit seiner Mom zu helfen.«
»Habt ihr zwei was am Laufen?«, fragte Sam.
»Nein«, sagte Riley wehmütig. Eines Tages vielleicht .
»Keine Sorge, mein Onkel wird ihn schon finden. Er mag Beck sehr. Ach ja, und er sagte, wir sollten unsere Telefonnummern tauschen, für den Fall, dass du dich in der Stadt umsehen musst.«
Es klang, als hätte Sam nichts dagegen.
Das Haus von Becks Exfreundin war gut in Schuss und von einem ziemlich großen Blumenbeet umgeben, das immer noch bunt blühte – ein Zeichen dafür, dass der Frost kein Dauergast in Sadlersville war. Anders als bei Sadie sah es nach einem richtigen Zuhause aus.
Riley drückte auf den Klingelknopf und schaute über die Schulter zurück. Sam hatte sich entschieden, im Wagen zu warten und eine SMS an eine Schulfreundin zu schicken. Es war cool, jemanden in ihrem Alter zu haben, mit dem sie reden konnte, jemanden, der nicht glaubte, sie würde mit der Suche nach Beck nur ihre Energie verschwenden.
Die Tür öffnete sich, und sie blickte in das herzförmige Gesicht einer jungen Frau mit blassen Wangen und feinem, blondem Haar. Louisas hellblaue Augen waren groß und gefühlvoll und verstärkten nur den Eindruck einer Porzellanpuppe. Riley schätzte, dass sie mindestens im achten Monat schwanger war. Das und der Ehering zeigten, dass Becks Ex gut über die Trennung hinweggekommen war.
»Du bist Riley, oder?«, fragte die Frau. Als Riley sie überrascht ansah, fügte sie hinzu: »Denny hat mir beschrieben, wie du aussiehst.«
»Ist er hier?«
»Nein, ich habe ihn nicht gesehen, aber ich bin froh, dass du vorbeigekommen bist. Er sagte, dass du mich sprechen wolltest.«
Sie bat Riley herein. Im Haus war es kuschelig warm, und es roch nach Zimt und Bratäpfeln. Louisa führte sie in ein kleines Vorderzimmer, wo Riley sich in einen Sessel setzte. Ihre Gastgeberin ließ sich auf der Couch neben einem Wollstrang aus hellrosa Wolle und einem Häkelmuster für eine Babydecke nieder. Die Handarbeit lag daneben.
»Ich muss hier sitzen«, erklärte Louisa und legte schützend die Hand auf den sich vorwölbenden Bauch. »Wenn ich in einem der Sessel sitze, komme ich nicht mehr hoch.«
»Wann ist es so weit?«, fragte Riley.
»Noch drei Wochen. Es ist ein kleines Mädchen.« Dann lächelte Louisa und hielt die angefangene Häkeldecke in die Höhe. »Wäre dir gar nicht aufgefallen, oder?«
Riley erwiderte das Lächeln. Sie verstand, warum Beck das Mädchen aufrichtig gemocht hatte. Sie hatte nichts Heuchlerisches an sich.
»Denny hat mich neulich angerufen«, erklärte Louisa. »Er sagte, er wollte mit dir Pizza essen gehen. Er klang echt müde, war aber gut beisammen. Und jetzt höre ich, dass die Leute glauben, er hätte dich sitzenlassen.« Stirnrunzelnd schüttelte sie den Kopf. »Das passt gar nicht zu ihm.«
»Hast du Beck gestern Abend gegen neun angerufen?«, fragte Riley, in der Hoffnung, herauszufinden, wer ihn vom Motel fortgelockt hat.
»Nein. Stimmt es, dass
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