Engelsfeuer
kaum verschwinden lassen, nur um die Chance zu haben, mit ihr in die Kiste zu steigen. Das bedeutete, dass es etwas mit dem Verschwinden der Jungs zu tun haben musste.
Ich hoffe, Donovan findet es heraus, oder Beck sitzt echt in der Klemme.
Als Riley fast mit Putzen fertig war, blieb nur noch die eine Aufgabe, die sie bisher vor sich hergeschoben hatte. Im Kleiderschrank eines anderen Menschen zu kramen gab ihr das Gefühl, ein Voyeur zu sein, vor allem, wenn dieser Mensch tot war. Sie war nicht überrascht, als sie feststellte, dass Sadies Kleidung nicht besonders schick war. Ihre Garderobe bestand größtenteils aus Jeans und T-Shirts, ein paar Tanktops und ein oder zwei Jacken. Nichts, in dem man beerdigt werden wollte.
Riley schob die Klamotten hin und her, bis sie etwas Vielversprechendes gefunden hatte. Das Kleid war marineblau, glänzte leicht und reichte der Besitzerin vermutlich bis zu den Knien. Wenn Sadie sich mit ihren Haaren und dem Make-up etwas Mühe gegeben und vielleicht ein paar Pfund zugenommen hätte, hätte sie gut darin ausgesehen. Zumindest, bevor sie krank wurde.
Riley legte das Kleid aufs Bett und fragte sich, was Becks Mom dazu gebracht hatte, sich dieses Kleid überhaupt anzuschaffen. Sie kramte noch etwas herum und entdeckte ein Paar Schuhe mit Absätzen. Ein Blick in Sadies Schmuckkästchen förderte nur wenig zu Tage: Die Frau hatte nicht auf Klunker gestanden. Riley fand, es sei besser, es so schlicht wie möglich zu halten, und nahm ein Kreuz und ein einfaches Paar Ohrringe heraus. Sie packte alles in eine Tüte vom Supermarkt und brach zum Bestattungsinstitut auf.
Feierlich nahm McGovern die Tüte mit der Kleidung entgegen. »Danke. Ich hatte mich schon gefragt, wer sich darum kümmert, jetzt, wo Beck weg ist.«
»Er ist nicht weg, er ist nur … verschwunden«, erwiderte Riley.
»Ich hoffe nur, dass er nicht irgendeine Dummheit gemacht hat«, fuhr der Mann fort.
»Wie zum Beispiel?«
Der Bestatter zögerte. »Er sagte, sein Leben sei keinen Cent mehr wert, jetzt, wo seine Mutter tot ist. Meinte, er wüsste nicht, wie er weiterleben könne.«
»Was? Wann war das? Im Krankenhaus?« Im Motel hatten sie auf jeden Fall nicht darüber gesprochen.
McGovern zögerte erneut. »Gestern Abend. Ich rief ihn an, und er kam vorbei, um noch ein paar Papiere zu unterschreiben. Er sagte, er würde sich irgendwo etwas Bier besorgen und sich volllaufen lassen.«
»Um welche Uhrzeit war das?«
»Äh, gegen Viertel nach neun oder so.«
Unmöglich . Beck war viel zu vorsichtig, um betrunken Auto zu fahren, aus Sorge, er könnte seinen Truck verlieren.
»Haben Sie das den Cops erzählt?«, wollte sie wissen.
»Schien mir nicht so wichtig zu sein.« McGovern zuckte die Achseln. »Denny war schon immer unbeherrscht.«
Ein tiefes Brummen bildete sich in ihrer Kehle. Der Mann hatte Glück, dass er der einzige Leichenbestatter in Sadlersville war.
»Brauchen Sie sonst noch etwas?«, fragte sie.
»Im Moment nicht. Fahren Sie bald wieder nach Hause?«
»Nein. Ich gehe nirgendwohin, bis ich Beck gefunden habe.«
An der Ladentür schaute sie zurück. McGoverns Augen waren schmal, und er beobachtete sie zu genau.
Er lügt an irgendeinem Punkt.
Sam wartete wie vereinbart auf dem Parkplatz auf sie. Riley hatte gerade den Wagen erreicht und wollte sich über McGoverns Blödheit auskotzen, als ein Streifenwagen neben ihr anhielt. Es war der Deputy, der auch zum Motel gekommen war, Martin. Sein Seitenfenster fuhr herunter.
»Ich muss dich bitten, mit mir zu kommen«, sagte er.
»Haben Sie ihn gefunden?«, fragte Riley.
»Wir haben seinen Truck entdeckt«, lautete die knappe Antwort.
»Aber was ist mit Beck?«
»Steig einfach in den Wagen.«
Rileys Brust zog sich zusammen. Hatten sie Becks Leiche gefunden, und Donovan wollte ihr diese Nachricht persönlich beibringen? »Warten Sie einen Moment.«
Sie kehrte dem Deputy den Rücken zu und beugte sich zu Sam hinunter. »Kann ich ihm vertrauen?«, flüsterte Riley.
»Ja, er ist astrein. Nur mit der sozialen Kompetenz hapert es etwas.«
Damit kam Riley klar. »Danke. Ich erzähl dir später, was los ist.«
»Hoffentlich sind es gute Nachrichten«, sagte Sam, aber sie klang nicht überzeugt.
Riley kletterte in den Streifenwagen und schnallte sich an. »Wo fahren wir hin?«
»Nach Süden.«
Während der Fahrt stellte der Deputy ihr Fragen, und Riley gab unverbindliche Antworten. Diese Kunst hatte sie bei den Dämonenjägern des Vatikans
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