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Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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einsetzen, und sei es als zusätzliche Waffe gegen den Dämon. Beck ging, so weit seine Kette es zuließ, vielleicht drei Meter vom Baumstamm fort, doch es reichte nicht. Er ließ sich auf alle viere nieder, dann legte er sich auf den Boden und streckte sich, so lang er konnte. Über die Blätter und Pflanzenreste robbte er näher heran. Bei jeder Bewegung scheuchte er Käfer und anderes kriechendes Getier auf. Beck erschauderte und schob sich Stück für Stück weiter. Und reichte immer noch nicht an die andere Kette heran.
    Fluchend drehte er sich auf den Rücken und starrte hinauf in den Himmel. Er war strahlend blau und ziemlich schön – es sei denn, man saß im Sumpf in der Falle.
    Denk nach, verdammt! Es muss einen Weg geben, hier wegzukommen .
    Sein rechtes Schulterblatt begann, sich über den unebenen Boden zu beschweren, und er setzte sich auf. In der Hoffnung, auf einem Stein gelegen zu haben, fing er mit bloßen Fingern an zu graben, doch statt auf einen Stein stieß er auf etwas Metallisches. Noch besser . Er schaufelte die Erde weg und sah den Lauf eines Gewehres vor sich. Hastig grub er es aus.
    Er wischte die Waffe ab und spürte, wie sich Hoffnung in ihm regte. Wenn noch eine Patrone in dem Ding war, fände er möglicherweise einen Weg, die Kette zu zerstören. Natürlich wusste er, dass es Blödsinn wäre, auf das Vorhängeschloss zu schießen, das funktionierte nur in Filmen. Mühsam kam Beck auf die Beine, klopfte den Dreck aus dem Lauf und öffnete die Kammer. Keine Patrone.
    »Wie könnte es auch anders sein«, murmelte er. Wenigstens hatte er jetzt noch eine Waffe. Es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendein kleines Tier ihm zu nahe kommen würde, und das Gewehr gab eine großartige Keule ab. Wenn er gezwungen wäre, rohes Eichhörnchen zu essen, um nicht zu verhungern, würde er das auch irgendwie runterbekommen.
    Erschöpft und mit zittrigen Muskeln ruhte Beck sich aus. Er entdeckte einen Anhinga, der ihn von seinem Nest aus beobachtete. Die Einheimischen nannten diese Tiere Schlangenvögel, und wenn sie im Wasser untertauchten, wurden ihre Federn pitschnass. Sie mussten in einem Baum hocken bleiben, bis sie wieder trocken waren und weiterfliegen konnten.
    Becks Blick fiel auf die Waffe in seiner Hand. Bis auf den Schaft, der unter der Feuchtigkeit arg gelitten hatte, schien sie sich in einem ganz ordentlichen Zustand zu befinden. Er kratzte mit dem Daumennagel den Dreck vom Holz – und erstarrte. In das Holz eingeprägt waren ein Totenschädel und zwei gekreuzte Knochen sowie die Initialen NTK.
    Nathan Tate Keneally.
    »O mein Gott«, flüsterte er. Er kannte diese Waffe. Er hatte sie schon einmal abgefeuert.
    Er blickte auf und stellte fest, dass der Dämon ihn auf den Fersen hockend aus respektvoller Entfernung beobachtete.
    »Ist das irgendein Trick von dir?«, wollte Beck wissen.
    Der Dämon schüttelte den Kopf. »Es liegt seit jener Nacht hier. Weißt du noch?«
    Völlig ausgeschlossen, dass er jene Nacht je vergessen würde. Jahrelang hatte sie Beck Albträume beschert, im ständigen Wechsel mit den Albträumen vom Krieg.
    »Was ist wirklich mit den beiden passiert?«, fragte Beck mit zugeschnürter Kehle.
    Der Dämon legte den Kopf schräg. »Deine Seele für die Antwort.«
    »Ich habe sieben Jahre ohne die Antwort gelebt, dann halte ich es auch noch ein Weilchen aus.«
    »Das glaubst du aber auch nur«, erwiderte die Kreatur und kroch zurück ins Unterholz.

    Nach ihrem Besuch bei Becks Ex fuhren sie zu Sadies Haus. Sam bot an, ihr beim Putzen zu helfen, aber Riley lehnte ab. Das war ihr Job und ihre Art, Beck für alles zu danken, was er in den letzten Monaten für sie getan hatte. Außerdem brauchte sie Zeit, um gründlich über alles nachzudenken.
    »Wann soll ich dich wieder abholen?«, fragte Sam.
    Riley sah auf ihrem Handy nach der Zeit. »Gib mir drei Stunden. Dann habe ich vermutlich die Nase voll vom Putzen. Sammle mich beim Bestattungsinstitut ein, okay?«
    »Gut. Ich werde dort sein.«
    Wie ein Roboter auf Warpgeschwindigkeit wirbelte Riley durch die restlichen Zimmer in Sadies Haus, vor allem, weil die Arbeit so stumpfsinnig war und die Reinigungsmittel wesentlich besser rochen als alter Zigarettenrauch. Während sie schrubbte und Staub wischte, versuchte sie, Becks Verschwinden von allen Blickwinkeln aus zu betrachten. Cole stand auf ihrer Verdächtigenliste ganz oben, aber das lag nur daran, dass sie ihn nicht ausstehen konnte. Trotzdem würde der Typ Beck wohl

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