Engelsfeuer
Denny den Sheriff bitten wollte, die Ermittlungen wieder aufzunehmen?«
»Wer hat dir das erzählt?«, fragte Riley, verblüfft, wie schnell Neuigkeiten in dieser Stadt die Runde machten.
»Die Kassiererin im Supermarkt. Ich hielt das für eine gute Idee. Und jetzt …« Louisa rutschte unbehaglich auf dem Sofa hin und her. »Weißt du, ich habe nie geglaubt, dass er schuldig ist. Was, wenn Dennys Verschwinden etwas damit zu tun hat?«
Also war Riley nicht die Einzige, deren Überlegungen in diese Richtung gingen.
»Was weißt du noch von dem Wochenende, an dem Beck und diese Jungs in den Sumpf gefahren sind?«
Louisas Miene wurde düster. »Denny und ich hatten uns ein paar Tage zuvor gestritten. Er drückte sich vor ein paar Sachen, um die er sich unbedingt kümmern musste, und ich hatte ihn deswegen angemacht. Das passte ihm nicht. Als ich ihn fragte, ob wir Silvester etwas unternehmen wollten, erzählte er mir, dass er bereits Pläne hätte und dass ich nicht dazugehörte.«
»Wie reizend von ihm.«
»Das kannst du laut sagen«, erwiderte Louisa. »Es war damals nicht leicht, mit ihm auszukommen, und das lag größtenteils an seiner Mutter. Ich hatte keine Ahnung, dass er mit den Keneally-Brüdern draußen im Sumpf war, bis Cole es mir erzählt hat.«
»Cole? Und woher wusste er es?«
»Er sagte, er hätte es irgendwo aufgeschnappt, aber später fand ich heraus, dass er Nate Keneally Drogen verkauft hatte.«
Endlich kommen wir der Sache näher . »Könnten Cole oder Nate es sonst noch jemandem erzählt haben?«
»Schon möglich. Ich glaube, Cole hat es mir nur aus dem einzigen Grund erzählt, damit ich sauer auf Denny werde. Er hat ständig solche Psychospielchen betrieben. Am Ende hat er uns auseinandergebracht.«
»Beck ist ihm deswegen immer noch böse.«
»Ich auch.« Louisa tätschelte zärtlich ihren Babybauch. »Ich frage mich, was passiert wäre, wenn wir zusammengeblieben wären. Diese Kleine hier wäre von Denny und …« Verlegen blickte sie auf. »Ich will damit nicht sagen, dass ich meinen Mann nicht liebe, es ist nur so, dass ich mich manchmal frage, was hätte sein können.«
»Das tut niemandem weh«, erwiderte Riley. »Das mache ich auch hin und wieder.«
»Und ihr beide seid …«, fragte die junge Frau zögernd.
»Gute Freunde, aber …« Durfte sie Becks Ex die Wahrheit gestehen? »… ich möchte mehr. Ich möchte das, was du hast. Na ja, das Baby vielleicht nicht sofort, aber … du weißt schon.«
Louisa lächelte breit, dann verschwand ihr Lächeln. »Du musst ihn finden, hörst du? Lass ihn nicht verschwinden wie diese beiden Jungs.«
»Ich werde es versuchen.« Nein, ich werde ihn finden . Mit weniger könnte sie nicht leben.
Als Riley das Haus verließ, hatte Louisa ihr ein Bild geschenkt, das Beck als Fünfzehnjährigen zeigte. In abgetragenen Jeans und schwarzem T-Shirt lungerte er an einem alten Wagen herum. Das von der Sommersonne blonde Haar stand ungekämmt in alle Richtungen ab. Sein halbes Lächeln verbarg kaum sein mieses Leben.
Es führte nur dazu, dass sie ihn noch mehr vermisste.
14.
Kapitel
Als es wärmer wurde, nutzte Beck die Gelegenheit, die Jacke und das Hemd auszuziehen, damit er die roten Käfer ausschütteln konnte. Als er glaubte, die Sachen seien nicht mehr ganz so stark sandflohverseucht, zog er sie wieder an.
Die ganze Zeit über ging er die Möglichkeiten durch, die er hatte. Der Mangel an Nahrung war ein Problem, und es gab in seiner Reichweite auch nichts, womit er sich hätte behelfen können. Die Käfer, die im Unterholz herumkrabbelten, ignorierte er demonstrativ. So verzweifelt war er nicht … noch nicht.
Er musste unbedingt einen passenden Stein oder dicken Ast finden, den er als Hebel benutzen konnte, um den Spalt in dem Ring zu weiten. Sobald er sich erst einmal von dem Baum befreit hätte, würde er sich mit der Kette bewaffnen und versuchen, am Dämon vorbei zum Kanal zu kommen. Dort müsste er dann herausfinden, in welcher Richtung er wieder in die Zivilisation gelangen könnte, aber das hatte er schon einmal geschafft.
Während er das Hemd zuknöpfte, starrte er in Gedanken versunken zum nächsten Baum hinüber. Daran war ebenfalls eine Kette befestigt, ein Zwilling derjenigen, die ihn gefangen hielt. Wahrscheinlich waren sie zurückgeblieben, nachdem man sie benutzt hatte, den Sumpf abzuholzen und die Baumstämme abzutransportieren.
Wenn er diese andere Kette losbekäme, könnte er sie vielleicht irgendwie
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