Engelsflammen: Band 3 (German Edition)
erschüttern. Lilith packte Cam an den Handgelenken und drückte ihn gegen den Baum. Er wehrte sich nicht einmal.
»Meine Großmutter konnte dich noch nie leiden.« Ihre Arme bebten, als sie ihn festhielt. »Sie hat von dir immer nu r schlecht gesprochen und ich habe dich immer verteidigt. Doch jetzt weiß ich, dass sie recht hat. Ich sehe es in deinen Augen und in deiner Seele.« Sie durchbohrte ihn mit ihrem Blick. »Sag es.«
»Was soll ich sagen?«, fragte Cam entsetzt.
»Dass du ein schlechter Mann bist. Du bist ein … ich weiß, was du bist.«
Es war klar, dass Lilith es nicht wusste. Sie klammerte sich an die Gerüchte, die im Umlauf waren – dass er ein böser Zauberer sei und sich okkulter Praktiken bediene. Sie wollte endlich aus Cams Mund die Wahrheit hören.
Daniel wusste, dass Cam es Lilith sagen konnte, aber er wollte es nicht tun. Er hatte Angst davor.
»Lilith, ich bin nicht der böse Mensch, für den mich jeder hält«, erwiderte Cam.
Daniel wusste, dass er die Wahrheit sagte, aber es klang wie eine Lüge. Cam stand kurz vor der schlechtesten Entscheidung, die er jemals treffen würde. Dies war der Moment, der Cam das Herz brach, sodass es zu etwas Schwarzem verfaulte.
»Lilith«, flehte Dani sie an und zog ihre Hände von Cams Kehle weg. »Er ist nicht …«
»Dani«, warnte ihn Cam. »Du kannst es nicht wiedergutmachen, egal was du sagst.«
»Das ist richtig. Man kann es nicht wiedergutmachen.« Lilith ließ Cam los, der rückwärts zu Boden fiel. Sie griff nach ihrem Ehevertrag und warf ihn in den Fluss. Er wirbelte langsam in der Strömung, bevor er versank. »Ich hoffe, dass ich tausend Jahre lebe und tausend Töchter habe, damit es immer eine Frau gibt, die deinen Namen verfluchen kann.« Sie spuckte ihm ins Gesicht, dann drehte sie sich um und rannte zum Tempel zurück. Ihr weißes Kleid blähte sich hinter ihr wie ein Segel.
Cams Gesicht wurde so weiß wie Liliths Hochzeitskleid. Er griff nach Danis Hand, um sich daran hochzuziehen. »Hast du einen Sternenpfeil, Dani?«
»Nein.« Danis Stimme zitterte. »Rede nicht so. Du wirst sie zurückbekommen, oder aber …«
»Ich war naiv zu denken, ich könne ungestraft damit davonkommen, eine sterbliche Frau zu lieben.«
»Wenn du es ihr doch nur gesagt hättest«, sagte Dani.
»Es ihr sagen? Ich soll ihr sagen, was mit mir, was mit uns allen passiert ist? Ich soll ihr von dem Sturz erzählen und von allem, was seitdem geschehen ist?« Cam beugte sich näher zu Dani vor. »Vielleicht hat sie recht, was mich betrifft. Du hast gehört, was sie gesagt hat: Das ganze Dorf hält mich für einen Dämon. Selbst wenn sie dieses Wort nicht aussprechen.«
»Sie wissen gar nichts.«
Cam wandte sich ab. »Ich wollte es die ganze Zeit über nicht wahrhaben, aber Liebe ist unmöglich, Dani.«
»Nein, ist sie nicht.«
»Oh doch. Für Seelen wie unsere. Du wirst schon sehen. Du wirst vielleicht länger durchhalten als ich, aber du wirst es sehen. Wir beide werden uns irgendwann entscheiden müssen.«
»Nein.«
»Du musst immer widersprechen, Bruder.« Cam drückte Danis Schulter. »Das gibt mir zu denken über dich. Denkst du nie darüber nach … die Seiten zu wechseln?«
Dani schüttelte Cams Hand ab. »Ich denke an sie und nur an sie. Ich zähle die Sekunden, bis sie wieder bei mir sein wird. Ich erwähle sie, so wie sie mich erwählt.«
»Wie einsam.«
»Es ist nicht einsam«, blaffte Dani. »Es ist Liebe. Die Liebe, die du auch für dich selbst willst …«
»Ich meinte: Ich bin einsam. Und ich bin längst nicht so heldenhaft wie du. Ich fürchte, es wird eine Veränderung geben.«
»Nein.« Jetzt ging Dani auf Cam zu. »Das würdest du nicht wagen.«
Cam zuckte zurück und spuckte aus. »Wir haben nicht alle das Glück, durch einen Fluch an unsere Geliebte gebunden zu sein.«
Daniel erinnerte sich an diese Beleidigung: Sie hatte ihn rasend gemacht. Aber trotzdem hätte er nicht sagen sollen:
»Dann geh. Man wird dich nicht vermissen.«
Er bedauerte es sofort, aber es war zu spät.
Cam rollte die Schultern zurück und streckte die Arme aus. Als seine Flügel sich seitlich auffalteten, wehten sie einen Schwall heiße Luft über das Gras, wo Daniel, Shelby und Miles sich versteckten. Die drei schauten auf. Seine Flügel waren gewaltig und leuchtend und …
»Moment mal«, flüsterte Shelby. »Sie sind ja gar nicht golden!«
Miles blinzelte. »Wie können sie nicht golden sein?«
Die Nephilim hatten allen Grund dazu, verwirrt zu
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