Engelsflammen: Band 3 (German Edition)
FÜR IMMER EINE SPÜLMAGD BLEIBEN WIRST. «
»Komm schon, Roland, denkst du nicht, ich hätte etwas höhere Ziele als Prinzessin zu werden?«, gab Luce scharf zurück.
»Liege ich vielleicht richtig in der Annahme, dass es einen Fluch gibt, dem du ein Ende bereiten willst?«
Luce blinzelte ihn an und kam sich dumm vor.
»Also schön, viel Glück!« Roland lachte strahlend. »Aber wenn du Erfolg hast, wirst du es nicht wissen, meine Liebe. Der genaue Augenblick, in dem du deine Vergangenheit änderst? Dieses Ereignis wird so sein, wie es immer gewesen ist. Und alles, was danach kommt, wird so sein, wie es immer war. Die Zeit räumt hinter sich auf, und du bist ein Teil davon, also wirst du den Unterschied nicht merken.«
»Ich muss es merken«, sagte sie und hoffte, dass es wahr werden würde, indem sie die Worte laut aussprach. »Gewiss würde ich ein Gefühl haben …«
Roland schüttelte den Kopf. »Nein. Aber mit ziemlicher Sicherheit würdest du, bevor du etwas Gutes bewirken könntest, die Zukunft verzerren, indem du den Daniel dieser Ära dazu bringst, sich in dich zu verlieben statt in Lucinda Biscoe, diesen snobistischen Hohlkopf.«
»Ich muss sie kennenlernen. Ich muss herausfinden, warum sie einander lieben …«
Roland schüttelte abermals den Kopf. »Es wäre noch schlimmer, wenn du dich mit deinem vergangenen Ich einlassen würdest, Lucinda. Daniel kennt die Gefahren zumindest und kann aufpassen, um die Zeit nicht drastisch zu verändern. Aber Lucinda Biscoe? Sie weiß gar nichts.«
»Keiner von uns tut das«, stieß Luce hervor, die plötzlich einen Kloß in der Kehle hatte.
»Diese Lucinda, ihr bleibt nicht mehr viel Zeit. Lass sie die mit Daniel verbringen. Lass sie glücklich sein. Wenn du in ihre Welt eintrittst und alles für sie veränderst, könnte es sich auch für dich verändern. Und das könnte überaus bedauerlich sein.«
Roland klang wie eine nettere, weniger sarkastische Version von Bill. Luce wollte nichts mehr über all die Dinge hören, die sie nicht tun konnte, nicht tun sollte. Wenn sie nur mit ihrem früheren Ich reden konnte …
»Was wäre, wenn Lucinda mehr Zeit haben könnte?«, fragte sie. »Was, wenn …«
»Es ist unmöglich. Wenn überhaupt, wirst du ihr Ende nur noch beschleunigen. Du wirst nichts verändern, indem du mit Lucinda plauderst. Du wirst lediglich neben deinem gegenwärtigen auch deine früheren Leben vermasseln.«
»Mein gegenwärtiges Leben ist nicht vermasselt. Und ich kann die Dinge in Ordnung bringen. Ich muss es tun.«
»Ich nehme an, das bleibt abzuwarten. Lucinda Biscoes Leben ist vorüber, aber dein Ende ist noch nicht geschrieben worden.« Roland wischte sich die Hände an seinen Hosenbeinen ab. »Vielleicht gibt es irgendeine Veränderung, die du in deinem Leben herbeiführen kannst, in der großartigen Geschichte von dir und Daniel. Aber das wirst du nicht hier tun.«
Während Luce spürte, wie ihre Lippen sich zu einem Schmollmund versteiften, wurde Rolands Miene weicher.
»Hör mal«, sagte er. »Zumindest bin ich froh darüber, dass du hier bist.«
»Wirklich?«
»Niemand sonst wird dir das sagen, aber wir halten dir alle die Daumen. Ich weiß nicht, was dich hierher gebracht hat oder wie die Reise überhaupt möglich war. Aber ich denke, dass es ein gutes Zeichen ist.« Er musterte sie, bis sie sich lächerlich vorkam. »Du findest langsam zu deinem wahren Wesen zurück, oder?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Luce. »Ich denke, ja. Ich versuche einfach zu verstehen.«
»Gut.«
Im Flur erklangen Stimmen und Roland trat schnell von Luce weg und auf die Tür zu. »Bis heute Abend«, sagte er, entriegelte die Tür und schlüpfte leise hinaus.
Sobald Roland fort war, schwang die Schranktür auf und schlug ihr gegen die Beine. Bill hüpfte heraus und rang lautstark nach Luft, als habe er die ganze Zeit über den Atem angehalten.
»Ich könnte dir den Hals umdrehen!«, sagte er mit wogender Brust.
»Ich weiß nicht, warum du so außer Atem bist. Es ist nicht so, als würdest du überhaupt atmen.«
»Das ist Show! All die Mühe, die ich auf mich nehme, um dich hier zu tarnen, und du gehst hin und outest dich bei dem ersten Burschen, der durch die Tür spaziert kommt. «
Luce verdrehte die Augen. »Roland wird keine große Sache daraus machen, dass er mich hier gesehen hat. Er ist cool.«
»Oh, er ist so cool«, sagte Bill. »Er ist so klug. Wäre er wirklich so toll, dann hätte er dir wohl erklärt, dass man sich keinesfalls
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