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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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berühren.
    »Ich habe zugeschaut«, antwortete Daniel.
    »Du hast – was? Du bist zurückgekommen, um zuzuschauen?« Sein früheres Ich breitete die Arme und die Flügel aus. »Ist es das, was du sehen wolltest?« Die Tiefe seines Unglücks war schmerzhaft deutlich.
    »Es musste geschehen, Daniel.«
    »Komm mir nicht mit diesen Lügen. Wage es bloß nicht. Bist du zurückgegangen, um dir wieder von Cam einen Rat zu holen?«
    »Nein!« Daniel schrie sein früheres Ich beinahe an. »Hör zu: Wir werden in absehbarer Zeit eine Chance haben, dieses Spiel zu verändern. Irgendetwas hat sich bewegt und die Dinge sind anders. Wenn wir eine Gelegenheit haben, damit aufzuhören, diese Sache wieder und wieder zu tun. Wenn Lucinda vielleicht endlich …«
    »Den Kreislauf durchbricht?«, flüsterte sein früheres Ich.
    »Ja.« Daniel fühlte sich benommen. Einer von ihnen war zu viel in diesem Raum. Es war Zeit für ihn zu gehen. »Es wird lange dauern«, instruierte er sein früheres Ich, »aber gib die Hoffnung nicht auf.«
    Dann schlüpfte Daniel durch das zerbrochene Fenster. Seine Worte – gib die Hoffnung nicht auf – hallten in seinem Kopf wider, als er sich in den Himmel aufschwang, tief hinein in die Schatten der Nacht.

Neun
    So regen wir die Ruder
    T AHITI , 11. D EZEMBER 1775
    Luce fand sich auf einem splittrigen Holzbalken balancierend wieder.
    Der Balken knarrte, als er sich leicht nach links neigte, dann knarrte er wieder und senkte sich ganz langsam nach rechts. Das Schaukeln war gleichmäßig und beständig, als sei der Balken an einem langen Pendel befestigt.
    Ein heißer Wind peitschte ihr das Haar ins Gesicht und wehte ihr die Dienstbotenhaube vom Kopf. Der Balken unter ihr schwankte erneut und sie verlor den Halt.
    Sie fiel auf den Balken und schaffte es mit Mühe, sich daran festzuklammern.
    Wo war sie? Vor ihr lag das endlose Blau offenen Himmels. Ein dunkleres Blau an der Stelle, die der Horizont sein musste. Sie sah hinab.
    Sie war unheimlich weit oben.
    Ein wasserumspülter Stamm endete gut dreißig Meter unter ihr auf einem Holzboden. Oh. Es war ein Mast. Luce saß auf der Toprah eines sehr großen Segelschiffes.
    Eines sehr großen gekenterten Segelschiffes, gleich vor der Küste einer Insel mit schwarzen Ufern.
    Der Bug war gegen eine Gruppe rasiermesserscharfer Lavafelsen gekracht, die ihn zerschmettert hatten. Das Großsegel war zerfetzt. Zerrissene Bahnen gelbbrauner Leinwand flatterten lose im Wind. Die Luft roch wie der Morgen nach einem großen Sturm, aber dieses Schiff war so verwittert, dass es aussah, als läge es schon seit Jahren hier.
    Jedes Mal, wenn die Wellen den schwarzen Sand des Ufers hinaufrauschten, spritzte Wasser meterhoch aus den Felsspalten. Die Wellen ließen das Wrack – und den Balken, an den Luce sich klammerte – so heftig schaukeln, dass sie das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen.
    Wie sollte sie hier runterkommen? Wie sollte sie an Land kommen?
    »Aha! Ja, wer ist denn da wie ein Vögelchen auf der Stange gelandet?« Bills Stimme übertönte das Krachen der Wellen. Er erschien an der gegenüberliegenden Spitze der verfaulenden Rah und balancierte, die Arme seitlich ausgestreckt, wie auf einem Schwebebalken.
    »Wo sind wir?«
    Bill sog genüsslich die Luft ein. »Kannst du es nicht schmecken? Das ist die Nordküste von Tahiti!« Er ließ sich neben Luce plumpsen, baumelte mit seinen Stummelbeinen und reckte seine kurzen grauen Arme hoch, bevor er die Hände hinter dem Kopf verschränkte. »Ist das nicht das Paradies?«
    »Ich glaube, ich muss gleich kotzen.«
    »Unsinn. Du musst nur standfest werden.«
    »Wie sind wir hierher …« Luce hielt wieder Ausschau nach einem Verkünder. Sie sah nicht einen einzigen Schatten, nur das endlose leere Blau eines wolkenlosen Himmels.
    »Ich habe mich für dich um die Logistik gekümmert. Betrachte mich als deinen Reiseberater und dich selbst als Touristin im Urlaub!«
    »Wir sind nicht im Urlaub, Bill.«
    »Ach so? Ich dachte, wir unternähmen die Grand Tour der Liebe.« Er rieb sich die Stirn und steinige Schuppen rieselten von seiner Kopfhaut. »Habe ich da etwas falsch verstanden?«
    »Wo sind Lucinda und Daniel?«
    »Moment.« Er schwebte vor Luce in der Luft. »Hast du keine Lust auf eine kleine Geschichtsstunde?«
    Luce beachtete ihn nicht und rutschte auf den Mast zu. Sie streckte unsicher einen Fuß nach der höchsten der Holzstreben aus, die seitlich aus dem Mast herausragten.
    »Soll ich dir nicht wenigstens

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