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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Was ist mit Ihnen, Signor Pisano? Wovor haben Sie Angst? Können Sie mir wirklich nicht helfen – oder wollen Sie einfach nicht?«
    »Ich … kann nicht. Gehen Sie jetzt, bitte!«
    »Schade«, seufzte Alexander und wandte sich zur Tür. »Ich weiß nicht, was Sie so eingeschüchtert hat, Signor Pisano, aber hoffentlich können Sie Ihr Schweigen mit Ihrem Gewissen vereinbaren.«
    Als Alexander wieder auf der Gasse stand, kam Pisano zur Tür. Bevor er sie schloss, sagte er halblaut, aber eindringlich:
    »Seien Sie vorsichtig, Signor Rosin!«
    Eine seltsame Warnung, dachte Alexander, als er durch den Regen zum Parkplatz zurückging. Er glaubte nicht, dass Pisano das als allgemeine Ermahnung gemeint hatte. Pisanos ganzes Verhalten deutete auf eine konkrete Gefahr hin, und Alexander zweifelte nicht daran, dass sie mit Elenas Verschwinden zusammenhing. Insofern hatten Pisanos letzte Worte Alexanders Verdacht bestätigt. Dennoch war er nicht zufrieden. Er hatte sich von seinem Besuch in Borgo San Pietro mehr erhofft. Es gab auch nicht einen konkreten Hinweis darauf, was mit Elena geschehen war oder wo er nach ihr suchen sollte.
    Der Parkplatz war noch genauso menschenleer wie vor ein paar Minuten. Missmutig startete er den VW und fuhr die enge Bergstraße zurück, während er sich nach beiden Seiten umsah, ob vielleicht Elenas Mietwagen irgendwo im Unterholz stand.
    Zu spät bemerkte er deshalb den Baumstamm, der in einer Kurve quer über der Fahrbahn lag. Er trat sofort auf die Bremse, aber sein Wagen schlitterte gegen den Baum. Ein klirrendes Geräusch verriet, dass einer der Frontscheinwerfer die Kollision nicht heil überstanden hatte. Der Aufprall war nicht besonders stark, und der Sicherheitsgurt bewahrte Alexander vor Schäden.
    Fluchend löste er den Gurt und stieß die Tür auf. Vor zwanzig Minuten hatte der Baum noch nicht hier gelegen. Der Wind blies zwar unangenehm stark, aber längst nicht so heftig, um einen Baum zu entwurzeln. Als Alexanders Alarmglocken zu schrillen begannen, war es bereits zu spät. Zu beiden Seiten der Straße sprangen fünfzehn oder zwanzig Männer aus dem Unterholz. Alle trugen Waffen: Äxte oder Eisenstangen, aber auch Gewehre. Alexander war umzingelt und blieb reglos neben dem VW stehen, um die feindselig dreinblickenden Männer nicht zu reizen. Er hätte ein Jahresgehalt darauf verwettet, dass es Bewohner des Bergdorfs waren.
    »Jetzt weiß ich, warum es in Borgo San Pietro so leer war«, sagte er, als sie bei ihm anlangten. »Und ich hatte schon gedacht, Sie wollen nicht mit mir sprechen.«
    »Halten Sie den Mund!«, fauchte ihn ein rotgesichtiger Mann mit Halbglatze an, der ein Schrotgewehr in seinen grobschlächtigen Händen hielt. »Umdrehen und Hände auf den Rücken halten, schnell!«

    Die beiden schwarzen Mäuler, die Mündungen der Waffe, die auf seine Brust zielten, waren für Alexander Anreiz genug, der Aufforderung zu folgen. Jemand packte ihn von hinten und drückte ihn gegen seinen Wagen, während ein anderer Mann Alexanders Hände auf dem Rücken mit Stricken fesselte. Sie gingen nicht gerade zimperlich mit ihm um, die Stricke schnitten schmerzhaft in seine Handgelenke. Sie tasteten ihn nach Waffen ab und fanden die P 225 im Schulterholster. Der Mann mit dem geröteten Gesicht nahm die Pistole und auch Alexanders Handy an sich. Mit geübtem Griff schaltete er das Handy aus, sodass jeder Versuch, Alexander zu orten, vergebens sein musste.
    »Lorenzo, kümmere dich um den Wagen!«, sagte der Rotgesichtige, der hier das Kommando zu führen schien. »Bring ihn zu den anderen.« Er wandte sich zu Alexander um. »Und Sie kommen mit!«
    Auch dieser Anordnung konnte Alexander sich nicht widersetzen. Zwei Männer nahmen ihn kurzerhand in die Mitte, packten mit festem Griff seine Oberarme und führten ihn ins Unterholz. Der Rotgesichtige und die anderen Dörfler folgten ihnen, jeder Gedanke an Flucht war unsinnig. Außerdem wollte Alexander gar nicht fliehen, jedenfalls nicht jetzt. Er hoffte, dass die Männer ihn zu Elena führten.
    Durch dichtes Gestrüpp und über vom Regen aufgeweichten Boden, der zahlreiche tückische Pfützen und Schlammlöcher aufwies, ging es ungefähr zwanzig Minuten lang, bis sich vor ihnen eine Lichtung mit einer Ruine auftat. Das Gebäude musste, der Größe nach zu urteilen, einmal sehr imposant gewesen sein, obwohl jetzt nur noch einige Mauerreste und abgebrochene Säulen zu sehen waren. Auch wenn Alexander kein Archäologe war, erkannte er doch,

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