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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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das Funkeln in den dunklen, fast schwarzen Augen des Fremden bedeutete.
    Jemand flößte mir vorsichtig Wasser ein, und ich trank. Jemand gab mir eine Suppe, fütterte mich wie ein kleines Kind, und ich aß. Meine Kräfte erstarkten, und als ich aus der großen Finsternis zurückkehrte, war da dieses andere Gesicht. Ebenfalls südländisch und von schönem Schnitt, anmutig geradezu. Es gehörte einer Frau, jung noch, fast ein Mädchen. Langes dunkelbraunes Haar umspielte die glatten Wagen, wenn die schöne Unbekannte sich über mich beugte, um mir zu trinken und zu essen zu geben. Als ich sie nach ihrem Namen fragte, sah sie mich erstaunt, fast furchtsam an. Hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich schon wieder so weit bei Kräften war?
    »Meine Schwester heißt Maria«, sagte eine dunkle, volltönende Stimme vom Eingang der Höhle her, in der ich lag.
    Draußen musste helllichter Tag sein, denn das hereinfallende Licht blendete mich, und so konnte ich nur eine schemenhafte Gestalt erblicken, die langsam auf mich zutrat. Allmählich schälten sich die Umrisse eines großen, athletischen Mannes heraus, der kniehohe Stiefel über einer roten Hose, ein weißes Hemd und eine rote Weste trug. Um die Hüften hatte er eine blaue Schärpe geschlungen, in der ein Dolch und zwei Pistolen steckten. Jetzt konnte ich auch das Gesicht erkennen. Es war der Mann mit dem spitz zulaufenden Schnauzbart, dessen Augen mich die ganze Zeit verfolgt hatten.
    »Ihre … Schwester?«, erwiderte ich überrascht. »Und wer sind Sie?«
    Ein spöttisches Grinsen breitete sich unter dem großen Bart aus, während der Mann eine Verbeugung andeutete. »Verzeihen Sie meine schlechten Manieren, Signor Schreiber. Mein Name ist Riccardo Baldanello. Zu Ihren Diensten.«
    »Woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Ich habe mir erlaubt, in der Zeit Ihres, hm, Schlafes Ihre Papiere zu lesen. Sie scheinen in einer sehr ungewöhnlichen Mission zu reisen. Unterwegs zu einem Auftraggeber, den Sie selbst nicht kennen. Ist es nicht so?«
    »Wenn Sie meine Papiere gelesen haben, wissen Sie, dass es sich so verhält«, versetzte ich barsch. Ich dachte wieder an die umgestürzte Kutsche und an den toten Peppo, was mich mit Zorn erfüllte. »Weshalb haben Sie meine Kutsche überfallen?«
    »Das ist mein Geschäft«, bekannte Riccardo Baldanello freimütig. »Meine Leute und ich leben von dem Wegzoll, den wir von den Durchreisenden kassieren.«
    »Und wer sich nicht abkassieren lässt, den töten Sie!«, stieß ich verächtlich hervor.
    »Falls Sie auf Ihren Kutscher anspielen, Signor Schreiber, der ist nicht ganz unschuldig an seinem Los. Hätte er auf uns gehört und sein Gefährt angehalten, wäre ihm nichts zugestoßen, und auch Ihnen wären einige Blessuren erspart geblieben. Aber der dumme Kerl wollte fliehen und trieb seine Pferde an, worauf die Kutsche umstürzte.«
    »So ist Peppo Ihrer Meinung nach selbst schuld an seinem Tod?«
    »Sie sagen es.«
    Zornerfüllt spie ich vor diesem Baldanello aus. »Bandito!«
    Ungerührt betrachtete er sein Knie, wo mein Auswurf ihn getroffen hatte. »Da Sie meinen Beruf kennen, Signor Schreiber, würde ich gern den Ihren erfahren. Was muss ein Mann können, damit man ihm ein so verlockendes und zugleich mysteriöses Angebot unterbreitet?« Während er sprach, zog er ein Papier unter der Weste hervor, und ich erkannte den anonymen Brief, der mich in dieses Abenteuer gestürzt hatte.
    »Ich forsche nach Altertümern.«
    » Come?«, fragte Baldanello. »Wie?«
    »Ist mein Italienisch so schlecht? Ich habe mich den Altertumswissenschaften verschrieben.«
    »Was will man hier von Ihnen? Sollen Sie die Überreste unserer römischen Vorfahren ausgraben?«
    »Das werde ich wohl erst in Erfahrung bringen, wenn ich meinen Auftraggeber treffe. Jetzt, wo Peppo tot ist, weiß ich allerdings nicht, wie ich das anstellen soll.«
    Die Unterhaltung zerrte zunehmend an meinen Kräften, und ein dumpfer Schmerz, der die ganze Zeit über meinen Kopf gepeinigt hatte, wurde von Minute zu Minute stärker. Plötzlich verwandelte er sich in ein scharfes Stechen. Ich verzog das Gesicht und stöhnte auf.
    »Wir sollten uns später weiter unterhalten, Signore«, sagte Baldanello in einem Tonfall, als befänden wir uns aus gesellschaftlichem Anlass in einem feinen Salon. »In der Zwischenzeit wird meine Schwester dafür sorgen, dass es Ihnen bald besser geht.«
    Während er sich zum Gehen wandte, löste die schöne junge Frau vorsichtig den Verband um

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