Engelsfluch
vor Schmerz auf.
»Das … das wagst du nicht!«, behauptete der Mann mit dem Messer.
Alexander lachte trocken. »Glaubst du, ich lasse mich lieber von dir tranchieren? Und jetzt lass den Zahnstocher fallen!«
Der Messerheld zögerte. Sein unsicherer Blick wanderte zwischen Gloor und dem dritten Gardisten hin und her.
Alexander bemerkte, wie die Hand mit dem Messer kaum merklich zu zittern begann.
»Fallen lassen!«, wiederholte er.
Langsam öffnete sich die Hand des Messerhelden, und seine Waffe fiel mit einem harten Klirren auf den steinernen Boden.
Auf diesen Zeitpunkt, zu dem Alexander abgelenkt war, hatte Gloor gewartet. Mit einer ruckartigen Bewegung zog er seine Knie an und katapultierte Alexander über seinen Kopf.
Alexander schlug mit dem Schädel gegen eine Mauer, und der harte Schlag verursachte ihm Übelkeit und Benommenheit. Er kämpfte gegen den Schwindel an, der ihn übermannen wollte und zog sich an der Mauer nach oben. Kaum hatte er sich umgedreht, sah er sich einer bedrohlichen Lage ausgesetzt.
Gloor hatte sich ebenfalls erhoben, und die drei Gardisten kreisten Alexander ein. Der Messerheld hat seine Waffe wieder aufgehoben, und in der Hand des dritten Gardisten lag ein schwerer Stein. Gloor schien unbewaffnet, aber seine großen Fäuste waren nicht zu unterschätzen, wie Alexander durch den Schlag in seine noch immer schmerzenden Nieren erfahren hatte.
»Jetzt ist Schluss mit lustig!«, knurrte Gloor und kam langsam auf Alexander zu.
»Das glaube ich auch!«, rief eine Stimme von der Hoftür her, und ein hoch gewachsener, schmaler Mann trat näher.
»Feldweibel Gloor, ich hoffe, Sie und Ihre Kameraden haben eine gute Erklärung für diesen Vorfall.«
»Werner!«, stieß Alexander erleichtert hervor, als er den Gardeadjutanten Schardt erkannte. »Schön, dich zu sehen!«
Gloor zeigte auf Alexander. »Dieser Mann hat uns überfallen.
Wir … wir haben uns nur verteidigt!«
Schardt sah Gloor kopfschüttelnd an. »Ich kenne ›diesen Mann‹ zufällig. Alexander Rosin ist nicht gerade bekannt dafür, andere zu überfallen, schon gar nicht, wenn diese drei zu eins in der Überzahl sind und mit einem Rambomesser herumfuchteln.
Mann, Gloor, denken Sie sich schleunigst eine bessere Geschichte aus!«
Aber Gloor starrte seinen Vorgesetzten nur blöde an.
Wahrscheinlich, dachte Alexander, war dies ein seltener Moment im Leben des großmäuligen Feldweibels.
»Verschwindet, aber schnell!«, befahl Schardt. »Bezahlt eure Rechnung und dann zurück in die Kaserne! Rosin und ich werden entscheiden, welche Folgen dieser Vorfall haben wird.«
Die drei zogen davon wie ein Haufen geprügelter Hunde. Bevor Gloor den Hinterhof verließ, warf er Alexander noch einen zornigen Blick zu.
»Seit wann begibst du dich in so schlechte Gesellschaft, Alexander?«, fragte Schardt.
Alexander zwang sich trotz seiner Schmerzen zu einem Grinsen. »Natürlich erst, seit ich für den ›Messaggero‹ arbeite.«
Von den Müllcontainern klang ein Rascheln herüber. »Wie du siehst, habe ich es seitdem mit Ratten zu tun, mit vierbeinigen und mit zweibeinigen. Schade nur, dass ein paar der Ratten im Dienst die Gardeuniform tragen. Nach der Sache im Mai hatte ich gedacht, unser Verein sei endlich sauber.«
»Wir mussten die Lücken rasch schließen und nehmen, was wir kriegen konnten. Leider sind dabei auch Rekruten aufgenommen worden, die zu unserer Zeit gnadenlos ausgesiebt worden wären. Dass dieser Gloor blitzartig zum Feldweibel ernannt wurde, nur weil er mal einen Taschendieb auf dem Petersplatz dingfest gemacht hat, spricht für sich. Aber wie übel sich manche Gardisten nach Dienstschluss auch benehmen, es ist doch kein Vergleich zu den vorherigen Zuständen, als die Garde mit Verrätern durchsetzt war.«
»Vielleicht, Werner, vielleicht auch nicht.« Schardt musterte ihn eingehend. »Weißt du etwas, das ich nicht weiß?«
»Kann schon sein. Aber hier ist es zu ungemütlich, um darüber zu reden. Und da drinnen sitzen zu viele Schweizer.
Apropos, wie bist du dazu gekommen, meinen rettenden Engel zu spielen?«
»Dich hatte ich gar nicht bemerkt. Ich sah nur, wie erst Gloor und dann seine beiden Freunde auf den Hof hinausgingen. Mir ist bekannt – und man riecht es auch –, dass ein paar Männer diesen Hof als Toilette missbrauchen, aber als sie nicht wieder zurückkamen, machte ich mir meine Gedanken. Du weißt doch, ein treu sorgender Vorgesetzter ist immer im Dienst.«
Alexander winkte ab. »Die
Weitere Kostenlose Bücher