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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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nirgendwo zu entdecken war.
    »Sollte der Alte uns reingelegt haben?«
    »Ich hatte den Eindruck, er meint es ehrlich. Aber nach allem, was ich hier in den Bergen schon erlebt habe, würde ich dafür nicht meine Hand ins Feuer legen. Wenn das hier eine Falle ist, dann ist sie hervorragend gewählt.«
    »Sprach der Tiger, bevor er in die Grube sprang.«
    Massi wechselte die Lampe in die linke Hand und zog mit der rechten seine Dienstpistole. Vorsichtig gingen sie weiter. Enrico hielt sich hinter dem Polizisten, um ihm nicht in die Schusslinie zu geraten.

    Eine fremde Stimme sagte plötzlich: »Ihr müsst euch nicht fürchten. Hier wird euch niemand etwas tun.«
    Der Lichtstrahl erfasste zwei Männer am Ende des Ganges: Ezzo Pisano und den bärtigen Alten, der Elena geholfen und sich als Angelo vorgestellt hatte.
    Er war derjenige, der eben gesprochen hatte, und jetzt fuhr er fort: »Ezzo hat mir erzählt, weshalb er euch hergeführt hat. Der jungen Frau geht es sehr schlecht, nicht wahr?«
    »Die Ärzte meinen, dass sie sterben wird, heute noch!«, platzte es aus Enrico heraus. »Können Sie ihr helfen?«
    »Das traust du mir zu? Ich bin nur ein alter Mann. Ich habe kein Medizinstudium hinter mir wie die Ärzte in Pescia. Was soll ich bewirken, wo sie versagen?«
    »Ich weiß, dass Sie besondere Kräfte haben, Angelo. Ich habe erlebt, wie Sie Elenas Blutung stillten. Wollen Sie ihr nicht noch einmal helfen?«
    »Selbst wenn ich es könnte, warum sollte ich das wohl tun?«
    Erst wollte Enrico erwidern, dass die Menschen aus Borgo San Pietro die Schuld an Elenas Zustand trugen. Aber das wäre unfair gewesen. Angelo traf schließlich keine Schuld, im Gegenteil, er hatte ihm und Elena beigestanden. Verzweifelt suchte Enrico nach einer Antwort, aber er konnte nur sagen:
    »Sie sind doch ein Mensch, Angelo, und Elena auch!«
    Angelo nickte bedächtig. »Das ist eine gute Antwort, vielleicht die einzig mögliche. Aber wenn ich dir helfe, musst du etwas versprechen. Du und der Polizist.«
    »Was?«, fragte Massi skeptisch.
    »Alles, was ihr hier gesehen habt, und alles, was ihr noch sehen und erleben werdet, bleibt unter uns!«

    Massi gab ein unwilliges Knurren von sich. »Die Gräber hier stellen wertvolle Kulturgüter dar. Es ist die Pflicht der Polizei, sie vor Grabräubern zu schützen.«
    »Hierher kommen keine Grabräuber«, sagte Angelo in einem Ton, der keinen Zweifel duldete.
    Pisano fügte hinzu: »Außerdem ist das Gelände im Besitz der Gemeinde Borgo San Pietro. Solange sich niemand an den Gräbern zu schaffen macht und sie im Originalzustand belassen werden, können die Behörden nichts machen. Sie als Polizist sollten die Rechtslage kennen.«
    »Ich kenne sie«, versicherte Massi und steckte endlich seine Waffe zurück in die lederne Tasche an seiner Hüfte. »Ich wundere mich nur, dass Sie sie auch kennen.« Er wandte sich wieder an Angelo. »Was machen Sie eigentlich hier unten?«
    »Ich lebe hier.«
    »In einem Grab?«, staunte der Commissario. »Ist das nicht ein bisschen düster und vor allem einsam?«
    »Wenn ich Licht brauche, zünde ich mir eine Kerze an. Und wenn ich die Menschen brauchen würde, wäre ich nicht hierher gegangen.«
    »Können wir uns nicht später unterhalten?«, fragte Enrico ungeduldig. »Wenn wir zu viel Zeit vergeuden, kann es für Elena zu spät sein.« Er wandte sich an den alten Einsiedler.
    »Angelo, ich verspreche Ihnen zu schweigen. Und ich bin sicher, auch der Commissario gibt Ihnen sein Wort. Werden Sie Elena helfen?«
    Rom, Vatikan
    Mit Schrittgeschwindigkeit fuhr Alexander auf die Porta Sant’ Anna zu, während er an das fruchtlose Gespräch mit seinem Vater dachte. Angesichts dessen, was Markus Rosin heute zu seinem Sohn gesagt hatte, fragte sich dieser, ob weitere Besuche überhaupt sinnvoll waren. Riss er damit nicht nur immer wieder von neuem die Wunden auf? Verwundert sah Alexander, wie vor ihm ein Schweizergardist auf die Straße sprang und heftig winkte. Alexander trat auf die Bremse, und der Peugeot kam einen halben Meter vor Werner Schardt zum Stehen. Der Gardeadjutant trat ans Fahrzeug, und Alexander ließ das Fenster auf der Fahrerseite herunter.
    »Ist das jetzt ein Selbstmordversuch oder eine besonders auffällige Art der Kontaktaufnahme, Werner?«
    »Weder noch. Ich habe einen Anruf von Don Luu erhalten.
    Seine Heiligkeit möchte dich sprechen, bevor du den Vatikan verlässt.«
    »Warum das denn?«
    »Der Heilige Vater pflegt seine Wachen nicht in all

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