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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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seine Gedanken einzuweihen.«
    Alexander nickte und fragte leise: »Und sonst? Gibt es etwas Wichtiges?«
    »Bis jetzt nicht. Ich melde mich, wenn ich etwas habe.«
    Alexander parkte auf dem Damasushof und ging zum Apostolischen Palast. Dort geleitete ihn ein junger Schweizergardist, den er nicht kannte, hinauf in den dritten Stock. Als sie aus dem Lift stiegen, erwartete sie Don Luu in dem kleinen Empfangsbereich, dem Korbsessel und mannshohe Kübelpflanzen ein heimeliges Aussehen verliehen. Der Privatsekretär des Papstes schickte den Schweizer mit einem kurzen Dank zurück auf seinen Posten und hieß Alexander willkommen. »Schön, dass Sie Zeit für Seine Heiligkeit haben, Signor Rosin. Wenn Sie mir folgen wollen!«

    Der Papst saß hinter dem Schreibtisch seines Arbeitszimmers und unterschrieb eine ganze Reihe von Schriftstücken im Sekundentakt.
    »Lästiger Verwaltungskram«, sagte er mit einem müden Lächeln, als er Alexander und Don Luu bemerkte.
    »Danksagungsschreiben an alle hoch stehenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die unserer Kirche trotz des Schismas ihr Vertrauen und ihre Unterstützung ausgesprochen haben.«
    »Gibt es für so etwas nicht Unterschriftenautomaten?«, fragte Alexander, ein wenig erstaunt darüber, womit sich der Papst befassen musste.
    »Natürlich gibt es solche Automaten«, antwortete Henri Luu.
    »Aber stellen Sie sich einmal vor, das kommt raus! Ein Politiker oder ein Filmstar kann so einen Automaten benutzen, um seine Autogrammkarten zu unterschreiben, aber doch nicht der Papst!
    Die Kirche wird doch besonders streng beäugt wenn es um Wahrheit und Authentizität geht.«
    »Außerdem kann man bei so einer stupiden Arbeit bestens meditieren«, sagte Custos. »Und Stoff zum Nachdenken habe ich derzeit mehr, als mir lieb ist.«
    Der Papst wirkte abgespannt, als er das sagte. Alexander fand, dass er in der einen Woche, die seit ihrer letzten Begegnung vergangen war, um fünf Jahre gealtert war. Seine Haut sah grau aus, die Augen waren von Schlafmangel gerötet.
    Custos schien wie ein Mann, der die letzten Reserven mobilisierte, um sich aufrecht zu halten.
    »Es gehört sich vielleicht nicht, das einfach so zu fragen«, begann Alexander vorsichtig. »Aber gibt es Neuigkeiten hinsichtlich der Glaubenskirche?«
    Custos bot ihm einen Platz an und sagte: »Wir suchen den Dialog mit den Spaltern, aber sie ignorieren uns, tun ganz so, als seien sie die althergebrachte Kirche. Wie soll man einen Gegner überwinden, wenn man ihn nicht zu fassen kriegt?«
    Alexander überlegte kurz und sage: »Man müsste ihn dazu bringen, dass er es ist, der einen fassen möchte.«
    In den Augen des Papstes blitzte es auf. »Eine gute Idee! Es ist immer eine Freude, mit Ihnen zu sprechen, Alexander Rosin.
    Darf ich mich erkundigen, wie Ihr Besuch bei Ihrem Vater verlaufen ist? Ich will nicht indiskret sein und in persönlichen Angelegenheiten schnüffeln, aber Don Luu sagte mir, Sie wollten Ihren Vater nach einem Zusammenhang der Priestermorde mit Totus Tuus fragen.«
    »Das habe ich getan. Aber er zeigt wenig Neigung, uns zu helfen. Für ihn sind wir seine Feinde, diejenigen, die ihn um alles gebracht haben, um seine Pläne und um sein Augenlicht.«
    »Ist er wirklich so verbittert?«
    »Ja, offensichtlich. Aber immerhin hat er mir indirekt bestätigt, dass Totus Tuus trotz der Auflösung des Ordens noch aktiv ist.«
    »Darauf deuten auch unsere Erkenntnisse hin«, sagte Don Luu. »Wir haben dem Kraken ein paar seiner Arme abgeschlagen, aber die anderen wirken im Verborgenen fort und knüpfen dort neue, unheilvolle Fäden.«
    »Sie haben eine sehr bildhafte Ausdrucksweise, Henri«, bemerkte der Papst. »Haben Sie schon einmal daran gedacht, Abenteuerromane zu schreiben?«
    Luu verstand den Scherz und erwiderte blinzelnd: »Wenn all dies hier vorüber ist, Heiligkeit. Noch sammle ich Stoff.« Er wurde wieder ernst und wandte sich an Alexander. »Hat Ihnen Ihr Vater keinen einzigen Hinweis gegeben?«

    »Leider nein. Ich fürchte, der Besuch war ein völliger Fehlschlag. Mein Vater denkt jetzt vielleicht, dass ich ihn nur aushorchen will, dass all meine bisherigen Besuche nur diesem Zweck gegolten haben.«
    Custos erhob sich, trat zu Alexander und legte eine Hand auf seine Schulter. »Es gibt zwei Arten von Menschen. Diejenigen, die sich aufgegeben haben und die nichts mehr berührt. Und diejenigen, die sich selbst prüfen, mag es auch schmerzhaft und langwierig sein. Ich kenne Ihren Vater

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