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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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nicht gut, aber ich glaube, er gehört zu der zweiten Sorte. Falls ich Recht habe und er sich prüft, wird er erkennen, dass er Ihnen unrecht getan hat und dass er in Ihnen einen echten Sohn hat.«
    Die Berührung und die Worte des Papstes nahmen Alexander etwas von der schweren Last, die er seit dem Besuch bei seinem Vater spürte. So fern ihm vorhin im Gefängnis auch die Möglichkeit erschienen war, Markus Rosin könne so etwas wie Reue empfinden, jetzt, wo Custos zu ihm sprach, schöpfte er wieder Hoffnung. Ein beruhigendes Gefühl breitete sich in ihm aus wie körperliche Wärme. Er fühlte sich zuversichtlich und gelöst. Alexander wusste, dass Custos’ besondere Kraft ihm diese Zuversicht einflößten, und er wünschte, der Papst könnte sich angesichts der Kirchenspaltung dieselbe Hoffnung selbst vermitteln.

Pescia
    Die Ärzte, Schwestern und Pfleger im Hospital machten große Augen, als Enrico und Commissario Massi mit dem alten Angelo die Intensivstation betraten. Sie waren nur zu dritt; Ezzo Pisano hatte sich in den Bergen von ihnen verabschiedet und war zu Fuß nach Borgo San Pietro zurückgegangen.
    Dr. Cardone, der Stationsleiter, baute sich vor ihnen auf.
    »Was wollen Sie? Sie können hier nicht so einfach durch!«

    Statt zu antworten, fragte Enrico: »Wie geht es Elena Vida?«
    Ein besorgter Ausdruck trat auf Cardones Gesicht. »Nicht sehr gut, fürchte ich. Es geht mit ihr zu Ende.«
    »Dann lassen Sie uns zu ihr!«, forderte Enrico und zeigte auf Angelo. »Dieser Mann kann ihr vielleicht helfen.«
    »Dieser Mann?« Cardone musterte den Alten in seinen abgerissenen Kleidern und mit den nackten Füßen, die in ausgetretenen Sandalen steckten. »Ist er etwa Arzt?«
    »Nein, aber er verfügt über besondere Fähigkeiten.«
    »Ach ja?«, machte der Stationsleiter ungläubig. »Und die wären?«
    »Wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen«, sagte Enrico hastig. »Lassen Sie uns doch bitte durch!«
    »Den Teufel werde ich tun. Als Leiter dieser Station trage ich die Verantwortung für die Patienten.«
    »Hören Sie auf den jungen Mann, Dottore!«, verlangte Massi.
    »Es hat schon seine Richtigkeit.«
    »Ich entscheide, was hier seine Richtigkeit hat«, schnappte Cardone. »Das ist ein Krankenhaus und kein Polizeirevier!«
    Riccarda Addessi trat aus einer offenen Tür und wirkte, als habe sie die Auseinandersetzung mitgehört. Sie sah Angelo an und fragte: »Ist das der Mann, von dem Sie mir erzählt haben, Signor Schreiber?«
    »Ja, das ist er«, antwortete Enrico. »Und er will Elena helfen.«
    »Glauben Sie, das kann er?«
    »Wenn nicht er, wer sonst?«

    Dr. Addessi nahm ihren Kollegen zur Seite und redete leise, aber wortreich auf ihn ein. Die beiden gestikulierten heftig, bis Cardone laut sagte: »Also gut, Riccarda, aber auf deine Verantwortung. Das meine ich so, wie ich es sage. Ab jetzt trägst du die medizinische Alleinverantwortung für die Patientin, gleich, was passiert.«
    Die Ärztin bedankte sich bei ihm und bat die anderen, ihr zu Elenas Zimmer zu folgen. Cardone schloss sich der kleinen Gruppe an. Als Dr. Addessi das Krankenzimmer betreten wollte, schüttelte Angelo den Kopf.
    »Nein, nicht die Dottoressa. Nur er« – Angelo blickte Enrico an – »und ich.«
    »Aber das geht nicht!«, protestierte Cardone. »Was immer Sie da drin vorhaben, Sie können es nicht ohne ärztliche Aufsicht tun!«
    Angelo blickte ihn ernst an. »Wir müssen unter uns sein. Nur so können wir es vollbringen.«
    Riccarda Addessi legte Cardone beruhigend eine Hand auf den Arm. »Ich übernehme die Verantwortung, Filippo.« Mit Blick auf den Commissario fügte sie hinzu: »Die Polizei kann das bezeugen. Und wenn du willst, gebe ich es dir auch schriftlich.«
    Cardone ließ sich beschwichtigen, und Enrico betrat mit Angelo das Krankenzimmer. Als Enrico hinter sich die Tür schloss, kreuzte sein Blick den der Ärztin, und Dr. Addessi lächelte ihm aufmunternd zu.
    Als er sich umdrehte, kniete Angelo bereits neben dem Krankenbett und hatte seine Hände auf Elenas Stirn und ihren Hals gelegt. Enrico empfand die Szene als surreal. Sosehr er auch Dr. Cardone eben noch gedrängt hatte, Angelo zu Elena vor zulassen, jetzt fragte er sich selbst, ob dieser alte Mann irgend etwas für die Sterbende tun konnte. Dabei sah man Elena nicht einmal an, dass sie dem Tod nah war. Sie schien friedlich zu schlafen.
    »Knie dich auf die andere Seite und leg deine Hände auf sie!«
    verlangte Angelo.
    »Ich? Aber

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