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Engelsfuerst

Engelsfuerst

Titel: Engelsfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Laris geschehen war. »Was hast du getan?« fragte
Vel noch einmal.
    »Er hat es herausgefordert, es ist ganz allein seine
Schuld«, sagte Larth mit einer Stimme, deren Ruhe im
Widerspruch zu seiner unübersehbaren Erregung
stand, und das machte Vel angst. »Ich kann nichts dafür, er hat es nicht anders gewollt.«
    Vels Körper straffte sich. »Natürlich kannst du etwas dafür, es ist nicht die Schuld deines Vaters, sondern deine! Du hältst die Kraft der Väter, die dir anvertraut ist, nicht im Zaum. Du bist nicht würdig, ein
Abkömmling der Väter zu sein, Larth!«
    Er sah in die zusammengekniffenen Augen seines
Gegenübers und horchte gleichzeitig in sich hinein, ob
auch er jene Kraft zu spüren bekam, mit der Larth eben
seinen Vater getötet hatte. Aber da war nichts, und das
erstaunte ihn auch nicht. Larth konnte die Kraft der
Väter nicht zweimal so kurz hintereinander einsetzen.
    Statt dessen stürzte Larth sich auf ihn und riß ihn
mit sich zu Boden. Sie rangen miteinander, wobei sie
sich wieder und wieder durch die Asche wälzten.
Larth gewann in seiner Raserei die Oberhand, kniete
sich auf Vel, preßte ihm ein Knie gegen den Kehlkopf
und drückte ihm die Luft ab.
    Vel hustete und keuchte, dicht vor sich Larths
zornverzerrte Fratze. Darin stand deutlich zu lesen,
daß keine Gnade zu erwarten war. Vielleicht verhalf
diese Erkenntnis Vel zu neuen Kräften. Ruckartig zog
er beide Knie an und schleuderte Larth über sich hinweg. Larth prallte mit dem Kopf gegen eine Wand
und blieb wie betäubt liegen. Er atmete noch, aber es
war nicht zu erkennen, ob er bei Bewußtsein war.
    »Vel!« Larthi stand im Eingang zum Zimmer ihres
Vaters und blickte verwirrt auf die beiden Kontrahenten. »Was ist geschehen? Wo ist Vater?« Da erst fiel
ihr Blick auf die verstreute Asche. Sie erriet, was sich
ereignet hatte. Ihr Gesicht wurde blaß, und sie schrie:
»Vater, neeeiiin!«
    Ihr Schrei hallte derart in Vels Ohren wider, daß er
meinte, den verzweifelten Klang nie wieder loswerden
zu können.
    Er zog sie an sich, nahm sie in die Arme, strich ihr
übers Haar und drückte sanft ihren Kopf gegen seine
Schulter, damit sie den kläglichen Ascherest nicht länger anstarrte. Überrascht stellte er fest, daß er an seiner Schulter keine Tränen spürte.
    Es mußte Larthi so sehr getroffen haben, daß ihr
sogar zum Weinen die Kraft fehlte.
»Ein rührendes Paar seid ihr beide, zum Herzerweichen!«
Larth hatte sich aufgerichtet und stand plötzlich,
leicht schwankend, vor ihnen. Rechts an seiner Stirn
klaffte eine Wunde, und Blut besudelte seine helle Toga, die bei der Auseinandersetzung mit Vel verrutscht
war. Nur kurz trafen sich ihre Blicke, dann lief Larth
nach draußen und rief aus Leibeskräften nach seinen
Freunden.
»Wir müssen fort von hier, augenblicklich!« drängte Vel.
Larthi sah zweifelnd zu ihm auf. »Warum? Wir haben nichts Böses getan. Es war Larth!«
»Das wissen wir beide, Larthi, aber wem werden die
Freunde deines Bruders wohl glauben, uns oder ihm?«
Jetzt verstand Larthi, und sie liefen hinaus in den
Garten. An eine Säule mit dem Bildnis des Kriegsgottes Laran gelehnt, des Ahnherrn seiner Familie, stand
Larth und blickte ihnen haßerfüllt entgegen. Gleichzeitig erschienen die ersten seiner Freunde im Garten.
Larth streckte den Arm aus und zeigte auf Vel:
»Ergreift ihn! Er hat meinen Vater getötet!«
Vel und Larthi liefen, so schnell sie konnten, aber
Larths Freunde schnitten ihnen den Weg ab, kesselten
sie ein und fielen über Vel her. Gegen ihre Übermacht
kam er nicht an, und bald lag er, von mehreren kräftigen Händen gehalten, rücklings auf dem Boden.
»Laßt ihn los!« verlangte Larthi. »Nicht er hat meinen Vater getötet, Larth hat es getan!«
Larth trat näher und warf seiner Schwester einen
verächtlichen Blick zu.
»Sie lügt, um ihren Liebsten zu retten.«
Larthi schüttelte den Kopf. »Du bist der Lügner!
Vel hätte gar keinen Grund gehabt, Vater zu töten!«
»Vel hatte sehr wohl einen Grund, sogar einen sehr
guten«, tönte Larth und wandte sich an seine Gefährten. »Gerade hatte ich meinen Vater überzeugt, sich auf
unsere Seite zu schlagen und den Krieg gegen Rom zu
befürworten, da stürmte Vel herein und wollte ihn umstimmen. Als Laris nicht auf ihn hören wollte, hat Vel
ihn mit der Kraft der Ahnen getötet. Macht ihn unschädlich, damit er nicht noch mehr Unheil anrichtet!«
Vel sah, daß die Männer Larth glaubten. Einer
schwang seinen Knüppel, und das

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