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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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Kippen liegen lassen … ja, Zigarettenkippen. Ich habe geraucht, bevor ich bei ihm geklingelt und ihn erschlagen habe … Warum? Nun, weil es mein Gewissen belastete und ich damit nicht leben kann … Dall’Armi-Str. 33… ja, ich warte auf Sie. Auf Wiederhören.“
    „Du hast meinen Vater getötet?“ Ángel sah ihn ohne sichtbares Entsetzen an. Er wirkte eher so, als versuche er zu ergründen, warum Wolfgang dies behauptete.
    „Ja, das bedauerst du doch nicht etwa?“
    Darauf entgegnete Ángel nichts. Wolfgang rutschte auf den Knien um den Tisch herum. „Ich habe es für dich getan, Angel, verstehst du? Und wenn du schon nicht bei mir bleiben kannst … will ich dir wenigstens zeigen, was ich imstande bin, für dich zu tun.“
    Ángel schüttelte den Kopf. „Du hättest dich nicht der Polizei stellen dürfen.“
    „Warum denn nicht? Mein Leben hat doch sowieso keinen Sinn mehr.“
    Ángel umfing Wolfgangs Gesicht, das innerhalb der letzten Tage um mehrere Jahre gealtert war, mit seinen Händen. „So groß ist deine Liebe also zu mir?“
    „Ja, und noch viel mehr. Du ahnst nicht, wie groß sie ist.“ Wolfgang zitterte, als sich Ángels Lippen den seinen näherten. Ein herzenswunder Seufzer drang aus Wolfgangs Brust, als Ángel ihn unendlich sanft küsste.
    „Ich werde dir ein Geschenk machen“, flüsterte Ángel, „zum Abschied.“
    „Du brauchst mir kein Geschenk zu machen. Das brauchst du wirklich nicht … Ich werde dich eh nie vergessen können.“
    „Ich weiß.“ Ángel stand auf und zog die Vorhänge zu.
    Verstört sah Wolfgang zu ihm auf. „Was tust du da?“
    Das gedämpfte Tageslicht beleuchtete Ángels glatte Haut, als er sein Hemd öffnete und es zu Boden fallen ließ. Selbstversunken, so als tue er dies nur für sich allein, strich er über seine haarlose Brust und ließ seine Hand Richtung Hosenbund gleiten. Wolfgang starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Ángel war schön und die ruhige Selbstsicherheit, die er ausstrahlte, erhöhte diesen Eindruck noch. Es war, als würde er von innen heraus strahlen. Sein Anblick erregte Wolfgang.
    „Was … was wird das?“, fragte er, während er ihm wie verzaubert zusah. „Du … du musst das nicht tun.“
    „Ich möchte es aber.“ Mit diesen Worten streifte Ángel den Rest seiner Kleider ab.
    Wolfgang hatte das Gefühl, die Welt wäre aus den Angeln gehoben. Das Zimmer drehte sich um ihn, während er ungläubig Ángels nackte Haut berührte. Seidig und makellos spannte sie sich über seine sehnigen Muskeln. So oft schon hatte er sich dies gewünscht. Jedes Mal, wenn der Junge erhitzt aus der Dusche gekommen war.
    Ein sinnliches Lachen erklang und Wolfgang hob erstaunt die Augen.
    „Worauf wartest du noch? Fass ihn an.“
    Diese Worte, aus dem Mund des Jungen, brachten ihn um das letzte bisschen Verstand. Er stürzte sich auf ihn, einzig von dem Gedanken beseelt, ihn zu spüren. Nichts war mehr wichtig, nur dieser eine Augenblick, während Wolfgang hoffte, die Welt würde für immer stehen bleiben.
    Er versank in einem Cyklon aus Begierde und Leidenschaft, durch den ihn das kehlige Lachen seines Traummannes begleitete.

69.
    69.
     
    „Ich werde dann gehen“, begann Ángel, nachdem sie sich wieder angezogen hatten.
    „Zu diesem Martin?“
    „Nein. Ich habe nachgedacht und mich entschlossen, ihn zu verlassen. Ich fliege heute noch nach Madrid.“
    „Madrid? Heute noch? … ich meine … du kannst doch nicht ... Muss es denn gleich so weit weg sein?“
    „Es muss, leider. Außerdem weißt du doch, meine Mutter …“
    „Ja, natürlich“, unterbrach ihn Wolfgang, „deine Mutter wurde in Spanien geboren.“
    „Genau.“ Beide brachen bei der Erinnerung an ihr erstes Gespräch, damals in der Schwulenbar, in Lachen aus.
    „Weißt du noch“, sagte Wolfgang, „wie ich deinen Namen nicht verstanden hatte?“
    „Ja, und du sprichst ihn immer noch falsch aus.“
    „Und das wird sich auch nie mehr ändern.“
    Trotz ihrer aufgesetzten Fröhlichkeit hing Traurigkeit in der Luft und drückte wie eine unsichtbar Last auf ihren Schultern. Ihr Lachen verstummte. Beide spürten den unwiderruflichen Abschied nahen. Wolfgang ging zu seinem Schreibtisch und holte ein paar Geldscheine heraus, die er Ángel in die Tasche steckte. Tränen schimmerten in seinen Augen. „Nimm das. Du wirst es brauchen. Der Start in dein neues Leben soll nicht unter den gleichen schwierigen Bedingungen ablaufen wie damals. So einen netten Kerl wie mich findest du

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