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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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Händen. Sein Rücken bebete unter der Last stummer Tränen, die er um sein vergeudetes Leben weinte.
    Vielleicht konnte er wirklich einige Dinge gerade rücken …
    Es würde sowieso nie wieder wie damals sein, bevor Ángel in sein Leben getreten war. Nein, sein altes, verlogenes Leben vermisste er ohnehin nicht mehr. Und sein neues Leben … es war vorbei gewesen, bevor es richtig begonnen hatte. Der Mensch, der es hatte aufblühen lassen, war weg, für immer, und nur er allein trug Schuld daran.

Etwa fünf Jahre später
    Etwa fünf Jahre später
     
    Die Sonne spiegelte sich auf dem schwarz gedeckten Dach und zwang die beiden jungen Männer, ihre Augen zusammen zu kneifen.
    „Bist du dir wirklich sicher, dass du da rein willst?“, fragte der dunkelhaarige Mann. Er trug einen modischen Kurzhaarschnitt und war etwa Mitte Dreißig.
    „Ja“, der blonde, um einige Jahre jüngere Mann löste sich aus seiner Starre und kramte einen Schlüssel aus der Tasche hervor. „Der Notar hat sich um alles gekümmert. Er hat mir versprochen, dass alle Möbel und auch alle Bilder meines Vaters verkauft worden sind. Er hat mir das Geld auf mein Konto überwiesen. Erinnerst du dich, wir haben vor etwa drei Jahren den Grundriss dieses Hauses überarbeitet … die Handwerker und die neue Einrichtung haben sicher einiges dazu beigetragen, alte Erinnerungen zu beseitigen.“
    „Ich meine ja nur … unser Veranstalter hat doch eine Suite im ‚Vier Jahreszeiten’ reserviert.“
    „Vielleicht morgen, Felipe. Heute möchte ich mich den Geistern meiner Vergangenheit stellen.“
    Felipe lachte spöttisch auf. „Ángel, diese Geister werden dir garantiert die gesamte Zeit, die wir in München sind, nicht von der Seite weichen. Lass mich wenigstens morgen mitkommen, wenn du deinen satanistischen Freund im Gefängnis besuchst.“
    „Ich habe dich gebeten, ihn nicht so zu nennen. Er heißt Martin. Außerdem ist er kein Satanist mehr. Er hat sich geändert. Die Briefe, die er mir geschrieben hat, beweisen es.“
    „Entschuldige“, Felipe fasste nach einer blonden Locke seines Freundes und ließ sie durch seine Finger gleiten. „Ich befürchte, das ist Eifersucht, die aus mir spricht.“
    Ángel drehte sich um. „Du brauchst doch nicht eifersüchtig sein. Uns verbindet so unendlich viel. Unserer Beziehung kann nichts und niemand etwas antun.“
    „Ja, da hast du wohl recht. Ich danke der Muse der Musik täglich dafür, dass sie uns zueinander geführt hat.“
    „Es war nicht die Muse, es war genau dieser Martin, der uns zusammengeführt hat. Ohne ihn wäre ich damals nie in dein Konzert gegangen. Siehst du, alles im Leben hat seinen Sinn.“ Ángel legte seine Arme um den Hals des schlanken Mannes und küsste ihn auf den Mund. „Ich liebe dich, Felipe.“
    „Ich liebe dich auch, Ángel. Ich freue mich schon auf übermorgen Abend. Ich mag es, mit dir gemeinsam auf der Bühne zu stehen und Duette zu singen. So wie damals, im Foyer in Verona, als ich dich das erste Mal gesehen, und mich in dich verliebt habe … Wir rütteln die Menschen auf. Schon jetzt schreiben alle Zeitungen von dem schwulen Paar, das auf der Konzertbühne offen von seiner Liebe singt.“
    „Ja, ich glaube auch, dass wir da etwas Großes bewegen … aber das ist momentan nicht meine erste Sorge. Ich bin ziemlich aufgeregt. Weißt du, es bedeutet mir viel, in München zu singen. Hier, wo alles begonnen hat …“
    „Ich bin mir sicher, dass deine Freunde von dir begeistert sind.“
    „Ja, das hoffe ich“, antworte Ángel leise.
    Zwei Freunde hatte er eingeladen: Professor Endele und Wolfgang. Sie würden in der ersten Reihe sitzen. Wenn er an sie dachte, begann sein Puls gleich doppelt so schnell zu schlagen.
    Eine kühle Windböe zerrte an seiner Kleidung und riss ihn aus seinen Gedanken. Er fasste seinen Freund an der Hand und zog ihn auf die neue moderne Haustür zu, vor der links und rechts große gelbe Sonnenblumen Spalier standen.
    „Lass uns reingehen und dieses alte Gemäuer mit neuem Leben füllen. Ich freu mich schon darauf, von dir im Whirlpool genommen zu werden. Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass er sich dort hinten, in dem bunt verglasten Wintergarten befindet?“
    „Ja, bestimmt schon drei Mal.“ Felipe lachte und fasste Ángel um die Taille.
    „Aber von dem gigantischen Himmelbett unterm Dach habe ich dir noch nichts erzählt, oder?“
    „Komm, mi hermoso Ángel , schließ schon auf, damit ich dich endlich über die Schwelle

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