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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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rufen? Mir geht es gerade irgendwie nicht so gut.“
    Dann taumelte er und rutschte an der Wand zu Boden.

26.
    26.
     
    Wieder weckte ihn das Klappern von Geschirr. Er öffnete die Augen und brauchte eine Weile, bis er sich erinnerte, wo er sich befand. Sein Blick glitt dicht über einen undefinierbaren grau-blauen Teppichboden. Karierte Filzpantoffeln bewegten sich auf ihn zu und Wolfgangs Gesicht erschien über ihm.
    „Wie geht es dir? Magst du einen Tee?“ Besorgt sah er auf ihn herab und stellte den Eimer, den er vorsorglich neben Ángels provisorisches Bett platziert hatte, zur Seite.
    Ángel schüttelte benommen den Kopf. „Ich kann mich nicht erinnern, wie ich hergekommen bin.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“ Wolfgang stütze seine Hände auf die hageren Hüften. „Gestern Nacht hat mich dieser Satanist aus dem Bett geklingelt. Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen, als er vor meiner Tür stand. Er hat dich wie ein Paket bei mir abgeliefert. Und du? Völlig daneben warst du. Ich hatte echt überlegt, ob ich den Notarzt rufen soll.“
    „Ich hatte wohl zu viel getrunken“, antwortete Ángel schuldbewusst.
    „Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber wieso dich ein Typ nach Hause bringt, obwohl du mit einem Mädchen losgezogen bist, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären.“ Wolfgang drehte sich um und goss Tee in eine bereitstehende Tasse. Der Duft nach Kamille, bei dem sich Ángels Magen umdrehte, breitete sich im Zimmer aus.
    „Ich hasse es, mich wie ein fürsorglicher Vater zu benehmen, Angel, aber ich habe mir wirklich Sorgen gemacht …“
    Die Wohnungsklingel schrillte und ließ Ángels Kopf fast platzen.
    „Meine Güte, wer ist denn das?“, fragte Wolfgang genervt und lief aus dem Zimmer.
    Ángel stand auf, griff sich seine Kleidung und machte sich auf den Weg in das Bad. In seinem Kopf drehte es sich fast genauso schnell wie in seinem Magen, und er hoffte, dass ihm eine kalte Dusche helfen würde.
    Nach einer halben Ewigkeit, in der er sich erst kaltes Wasser über den Kopf hatte laufen lassen und dann zu heißem Wasser gewechselt war, so dass er nun wie ein gekochter Krebs aussah, kam er wieder aus dem Bad. Mit einem Handtuch rubbelte er sich gerade das Haar trocken und überlegte, wie er sich bei Wolfgang für die letzte Nacht entschuldigen könnte, als er bemerkte, dass dieser nicht mehr allein im Zimmer war. Auf dem Teppichboden saß, mit überkreuzten Beinen, die in schwarzen schnallenbedeckten Stiefeln steckten - Martin. Wolfgang stand mit verschränkten Armen vor der Küchenzeile. „Ich habe gerade deinen Freund besser kennenlernen dürfen.“ Sein Blick sprach bei diesen Worten Bände.
    „Hi, Angel, ich wollte nur mal schauen, wie’s dir geht.“ Martins Haltung war betont lässig. Wolfgangs Ablehnung schien er nicht zu bemerken. „Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht. Gestern Nacht war wohl alles etwas viel für dich.“
    Ángel schoss die Röte ins Gesicht, und er dankte dem Umstand, dass er gerade eben noch so heiß geduscht hatte, dass sicher keinem der Wechsel seiner Gesichtsfarbe auffiel. Die Gedanken, die ihm bei Martins Anblick durch den Kopf schossen, waren zwiespältig. Das Glücksgefühl, was ihn zuerst durchzuckt hatte, wurde sofort von den Bildern letzter Nacht verdrängt: Martin mit freien Oberkörper und heruntergelassener Hose über das kniende Mädchen gebeugt. Bei dieser Erinnerung schlug er voller Scham die Augen nieder.
    „Hier trink den, bevor er kalt wird.“ Wolfgang drückte ihm die Tasse mit dem Kamillentee in die Hand.
    „Es geht mir wieder gut“, flüsterte er atemlos.
    „So ein Glück“, entgegnete Martin. „Irgendwie fühle ich mich wegen gestern Nacht schlecht. Wir hätten dich nicht überreden sollen … so viel zu trinken.“
    „Ist schon okay“, unterbrach ihn Ángel mit einem Seitenblick auf Wolfgang. Doch dieser tat so, als wäre das Putzen seiner Spüle für ihn gerade wichtiger als alles andere.
    „Hier“, Martin stand auf und hielt Ángel ein Ticket entgegen. „Seltsamerweise habe ich schon wieder das Gefühl, bei dir was gut machen zu müssen.“
    Ángel sah auf die Eintrittskarte. „Wheat?“ Ratlos sah er Martin an.
    „Das Konzert von ‚Wheat’ ist schon seit Wochen ausverkauft. Ich habe eine Karte zu viel und will sie dir schenken.“
    Ángel drehte sie verlegen in seinen Händen.
    „Gut“, Martin wendete sich zur Tür. „Dann sehen wir uns. Die Vorband ist übrigens auch klasse. ‚The Picture of

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