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Engelsgrab

Engelsgrab

Titel: Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Ramsay
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wie er alles an sich raffte, war Brady ein Dorn im Auge, zumal Adamson sich stets hinter irgendwelchen Regeln versteckte. Darüber hinaus trug er ausnahmslos elegante dunkle Anzüge, weißes Oberhemd und Krawatte, sah aus wie ein Politiker und war Brady ebenso suspekt.
    Schon bei ihrer ersten Begegnung wusste Brady, dass er einen Schwätzer vor sich hatte, mit tollkühnem Gehabe, das er ihm nicht abgenommen hatte. Adamson musste das gemerkt haben, denn seitdem behandelte er Brady mit der Feindseligkeit eines Rivalen. DI war er noch nicht, aber Brady war sicher, dass er nach dem Rang gierte, und als er ihn jetzt so neben Gates stehen sah, hatte er den Verdacht, dass er kurz davor war.
    Brady ließ seinen Blick über die Versammelten schweifen, entdeckte Conrad und nickte ihm zu, dankbar, dass er ihn als Stellvertreter hatte und nicht Adamson, der ihm jederzeit ein Messer in den Rücken jagen würde. Sein Blick fiel auf Harvey, der ihn angrinste. Dann überflog er den Rest, etwa dreißig Gesichter, von denen er vielleicht zwanzig kannte. Entweder waren in seiner Abwesenheit neue Leute eingestellt worden, oder aber die Unbekannten stammten aus anderen Revieren, die für diesen Mordfall einberufen worden waren.
    Im Geist war Brady noch immer bei seinem Gespräch mit Matthews und hörte Gates nur mit halbem Ohr zu. Dann entdeckte er Anna Kodovesky, die vor ihm saß, die langen Beine übereinandergeschlagen, der Rock hochgerutscht. Es war ihr vielleicht gar nicht mal bewusst, aber Brady hatte nichts dagegen. Ebenso wenig wie die beiden, die links und rechts von ihr saßen.
    Gleich an ihrem ersten Tag als Detective Constable hatte Kodovesky klargemacht, dass sie sich ausschließlich für ihren Job interessiere. Brady war das ganz recht, denn sie war eine ausgezeichnete Polizistin. Andere sahen nur ihre langen Beine und schlossen Wetten ab, wer sie als Erster herumkriegen würde. Inzwischen war der Einsatz auf einen Tausender gestiegen, denn geschafft hatte es noch keiner. Brady hielt Kodovesky für zu klug, um sich mit einem von ihnen abzugeben. Auch gegen die Wette unternahm er nichts, denn sie wusste sich allein zu wehren. Im Übrigen hätte sie ihn zur Schnecke gemacht, hätte er sich jemals angemaßt, ihre Ehre zu verteidigen.
    Brady richtete seine Aufmerksamkeit auf Gates, der langsam zum Ende seiner Rede kam. Allem Anschein nach hatten sie nicht das Geringste in der Hand, nicht einmal den Namen der Toten. Gates schien den Fall als Sexualverbrechen zu betrachten und berief sich auf die Statistik, nach der neun von zehn Fällen sexuell motiviert waren. Brady hatte seine Zweifel. Ihr Mordopfer war nicht vergewaltigt worden, denn nichts an ihrem Körper hatte darauf hingewiesen. Die Wut der Attacke wirkte zu persönlich. Das war der hasserfüllte Angriff eines Menschen, der sein Opfer gekannt hatte.
    Er steckte sich ein Pfefferminz in den Mund und machte sich für das anstehende Gespräch mit Gates bereit.
    »Also, Leute«, schloss Gates. »Macht euch an die Arbeit. Keiner – nicht ein Einziger – geht mir heute nach Hause, ehe wir wissen, wer das Mordopfer ist. Verstanden? Urlaub ist bis auf Weiteres gestrichen. Eine Schicht von achtzehn Stunden wird die Regel sein. Hier steht nicht nur euer Job auf dem Spiel, sondern auch meiner.«
    Der Hinweis war auf ihn gemünzt, dessen war Brady sich sicher.
    »In vier Stunden treffen wir uns hier wieder, und bis dahin hätte ich gern ein erstes Ergebnis, das ich heute Nachmittag auf der Pressekonferenz vortragen kann.«
    Sag doch gleich, dass du befördert werden willst, dachte Brady, denn dass Gates auf die Position des Chief Superintendent aus war, wusste jeder. Er beschloss, sich schleunigst zu verdrücken, bevor Gates ihn sich schnappen konnte, und in Ruhe über Matthews’ Forderung nachzudenken, die ihm noch immer quer im Magen lag.
    »Jack«, rief Gates. »Wohin denn so eilig? Wir haben uns ja noch gar nicht gesprochen.«
    Brady drehte sich um. Gates betrachtete ihn mit gehobenen Brauen, neben ihm Adamson, selbstgefällig und gewichtig.
    »Nein, Sir«, antwortete Brady pflichtschuldig und versuchte, durch die Nase zu atmen. Das Pfefferminz hatte sich zwar aufgelöst, aber er war sich nicht sicher, ob sein Atem nicht die Trinkerei der letzten sechs Monate verraten würde.
    Gates war zehn Jahre älter als er, hatte in etwa dieselbe Größe, war aber bestens in Form. Anders als Brady trainierte er regelmäßig im Fitnessstudio des Reviers, trug sein schütter werdendes Haar

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