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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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ihre Schulter gruben, und schaffte es nicht, den Biss zu brechen. Mehr Schüsse krachten, dann waren die Zähne plötzlich verschwunden.
    Um Luft ringend stützte sie sich nach vorn auf die Handflächen. Gott, die Schmerzen waren unerträglich.
    Von irgendwo tauchten mehr Männer auf und wendeten das Kräfteverhältnis zu ihren Gunsten. Sie glaubte, zwei von ihnen zuvor in der Brewery gesehen haben. Verstärkung, die konnten sie brauchen.
    Als die letzten der Kreaturen endlich die Flucht ergriffen, hatte die Straße rund um die Polizeisperre sich in einen Sumpf aus Blut und Leichenteilen verwandelt.
    Jemand half ihr auf und dann waren da Gabriel und Alan, die auf sie einredeten, mit Worten, die keinen Sinn ergaben. „Seit wann jagen Katzen in Rudeln?“, stieß sie hervor. Ihr Kopf drehte sich, Übelkeit ließ sie schwanken. Sie starrte hoch zum Hubschrauber. Der Suchstrahl bohrte sich ins Leere, die Maschine trudelte so tief über den Dächern, dass es unverantwortlich war.
    „Was machen die dort?“ Ihre Kehle schmerzte. Die Maschine sackte noch einmal durch und verschwand aus ihrem Blickfeld. Shit. Im gleichen Moment wusste sie, warum.
    „Runter“, brüllte sie und ließ sich auf den Boden fallen. „Runter!“
    Die Welle der Explosion fegte über sie hinweg, gerade als sie den Asphalt berührte. Sie spürte keine Hitze, doch die Druckwelle zerschmetterte Fensterscheiben, schleuderte Autos durch die Luft und ließ einen Regen von Nässe und Glasscherben auf sie niedergehen.
    Es dauerte Minuten, bis sie wieder in der Lage war, etwas zu hören. Alle Geräusche klangen wie durch eine Nebelwand gefiltert. Ihr Kopf dröhnte. Ihre Glieder, ihre Muskeln, alles schmerzte. Und alles war voll Blut. Es troff ihr von den Kleidern, besudelte ihre Hände. Der Gestank war unerträglich.
    „Shit“, krächzte sie, „warum ist der Hubschrauber abgestürzt?“ Niemand antwortete, doch sie sah den Blick, den Alan und Gabriel wechselten und der gefiel ihr nicht.
    Die Blocks jenseits der Straßensperre glichen einem Irrenhaus. Für geraume Zeit begegneten sie keiner weiteren von Etherlights monströsen Kreaturen, doch die Straßen quollen über von Toten und Verletzten. Dazwischen flohen Menschen in kopfloser Panik. Schreie und Schluchzen erfüllte die Luft. Über allem dröhnten die Helikopter. Kurz hinter der Santee Street trieb eine Kreatur, die so groß war wie ein Bulle, eine Gruppe von Menschen vor sich her. Schüsse krachten, immer mehr Uniformierte tauchten auf. Die Bestie wütete wie ein Wolf unter Schafen. Keith wollte sich einmischen, doch Alan hielt ihn zurück.
    „Wir haben keine Zeit.“
    Violet hatte sich das Blut von Gesicht und Händen gewischt. Sie schwankte bei jedem Schritt. Inzwischen war es pure Willenskraft, die sie aufrecht hielt und die Furcht, allein in diesem Hexenkessel zurückzubleiben, wenn sie nicht mithalten konnte. An der nächsten Kreuzung bogen sie auf einen breiten Boulevard. Um sie drängte sich eine Masse aus brüllenden und kreischenden Passanten. Viele der Galerien und Läden standen offen, die Scheiben zerbrochen, die Auslagen verwüstet.
    In den Bewegungen und Gesichtern der Männer las Violet, dass diese ebenso erschöpft waren wie sie. Es konnte kaum eine Stunde vergangen sein, seit sie die Tote vor dem Industrieloft gefunden hatte, doch fühlte es sich an, als wateten sie seit Tagen durch Blut und Grauen, ohne Gefühl für die Zeit.
    „Scheiße“, sagte einer der Schattenläufer. „Seht mal da vorn.“
    Ein großes Rudel Hunde, mindestens zehn oder zwölf Tiere, trieb die Fliehenden vor sich her, eine schwarze, todbringende Masse. Der Anblick löste einen Fluchtinstinkt aus, den sie nur mühsam unterdrückte. Maschinengewehrfeuer brach sich an den Hauswänden. Ein Polizeihubschrauber schob sich über die Hausdächer und sank so tief, dass sein Suchscheinwerfer die Straße ausleuchtete wie eine schaurige Bühne. Wind kam auf, eine heftige Böe, die Violet taumeln ließ. Überrascht griff sie nach dem Laternenmast, der neben ihr aufragte. Ein paar andere Schattenläufer kämpften um ihr Gleichgewicht, plötzliche Unruhe verstörte die Gruppe. Die Hunde kamen näher, rennende Menschen stießen gegen Violet, jemand kreischte einen Namen. Der Wind wurde stärker, wie ein Luftzug in einem engen Kanal.
    Ein Schatten glitt über sie hinweg. Violet hob den Kopf und starrte nach oben, ohne zu erkennen, was sie dort sah.
    „Der Engel!“, schrie Keith.
    Gabriel packte sie am Arm. Der Engel

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