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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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noch so sehr anstellen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Fragen Sie sie selbst.«
    Gemeinsam gingen sie zurück ins Wohnzimmer, wo Frau Klaussner sofort wieder nach der Zigarettenpackung griff. »Die Raucherei war meinem Mann ein Dorn im Auge. Auch darüber gab es oft Streit.« Sie inhalierte tief. »Ich habe ernsthaft versucht, damit aufzuhören«, erklärte sie und hob die Schultern. »Aber wenn man unter Stress steht, ist das furchtbar schwer.« Sie klopfte Asche ab.
    Das Telefon klingelte. »Entschuldigen Sie mich bitte.« Frau Klaussner nahm das Mobilteil auf und meldete sich mit ihrem Namen. Dann wurde sie blass, drückte hektisch auf den Ausknopf. Ein Zittern ergriff ihren ganzen Leib. »Das war …«, begann sie und schluckte. »Etwas ganz Schreckliches.«
    Franca sah Hinterhuber alarmiert an. »Wer war das?«
    »Eine Frauenstimme.«
    »Haben Sie die erkannt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie kann man nur so …«
    »Was genau hat sie gesagt?«
    Stephanie Klaussner holte tief Luft. »Sie sagte: ›Bist du nicht auch froh, dass das Schwein endlich tot ist?‹«
    Hinterhuber zeigte auf das Mobilteil. »Geben Sie mir das bitte mal.« Willig gehorchte sie. Er betätigte ein paar Knöpfe und studierte angestrengt das Display. »Der Absender ist unterdrückt. Keine Nummer erkennbar.«
    Franca, die Frau Klaussner unentwegt beobachtet hatte, fragte: »Kam das öfter vor? Dass Sie telefonisch belästigt wurden?«

20
    Er nahm die Brille ab und rieb sich über die Augen. Die langsam schwindenden Erinnerungen waren kostbar, aber manchmal auch lästig, wie er sich in einem kurzen Moment der Aufrichtigkeit eingestehen musste. Weil sie ihn allzu oft vom Leben abhielten, das auch ohne den geliebten Menschen weitergehen musste. Das hatte nichts damit zu tun, dass er das Verlorene nicht wertschätzte. Es blieb sein und Ellies gemeinsames Leben. Aber Ellie war nicht mehr da, verschwunden in der Unendlichkeit. Im Gegensatz zu ihm.
    Hans Kleinkauf stand vorm Spiegel im Badezimmer und betrachtete sein eingeschäumtes Gesicht. Entschlossen setzte er die Klinge an. Befreite sein Gesicht von grauen Stoppeln.
    Kritisch beäugte er sich von allen Seiten. Sein Haar wich immer mehr von der Stirn zurück. Formlose, schüttere Strähnen hingen herab. Er müsste mal wieder zum Friseur. Nach dem Rasieren legte er Aftershave auf. Eine Marke, die Ellie so gern an ihm gemocht hatte und immer an ihm schnupperte, wenn er sie auflegte. Er klopfte seine Wangen. Seine Gesichtshaut hatte eine gesunde Farbe. Man sah ihm an, dass er viel an der frischen Luft war.
    Dann ging er zum Kleiderschrank und wählte sorgfältig seine Garderobe für den Tag. Insgeheim schmunzelte er über die veränderte Wahrnehmung seiner selbst.
     
    Als er vor ihr stand, streckte er ihr die Hand entgegen. Überrascht schaute sie ihn an, gab ihm zögernd die Hand.
    »Ich … wollte Ihnen mein allerherzlichstes Beileid aussprechen.« Bei ihrem Händedruck spürte er ein leichtes Flattern in der Herzgegend.
    »Danke«, flüsterte sie und blickte zu Boden. Ihm wurde schmerzhaft bewusst, dass er schon lange keine Frau mehr angesehen hatte wie Stephanie Klaussner. Und im gleichen Moment schämte er sich, dass es erst dieses Verbrechens bedurft hatte, um sie näher kennenlernen zu können. Sie stand vor ihm, in all ihrer Zerbrechlichkeit, mit einer Würde, die ihm imponierte. Er hielt ihre Hand fest und hätte nichts lieber getan, als ihr seine Schulter anzubieten, um sich auszuweinen.
    Gern hätte er ihr gesagt: Ich weiß, wie das ist, wenn man einen geliebten Menschen verliert, ich kann mit Ihnen fühlen. Doch er blieb stumm. Es war unangemessen, was er empfand. Sicher nicht vergleichbar mit ihrem Leid. So wartete er lieber erst einmal ihre Reaktion ab.
    »Möchten Sie einen Moment hereinkommen?«, fragte sie und entzog ihm die Hand.
    »Wenn ich Sie nicht störe«, antwortete er höflich.
    Sie lächelte scheu und bat ihn mit einer einladenden Geste, ihr zu folgen. Als sie sich umdrehte, sah er auf ihren Rücken. Sie wirkte schmal in der weißen Bluse. Ihr Hintern zeichnete sich unter dem engen Rock ab. Wie ertappt schaute er weg.
    Sie ging vor ihm her. Ihre Füße steckten in flachen Schuhen, ihr Gang war leicht wiegend.
    Sie war eine schöne Frau. Anders als Ellie, ganz anders. Feiner und schmaler und auch schicker. Ellie hatte sich nicht viel aus Kleidern gemacht. Sie hatte meist sportliche Sachen getragen. Stephanie Klaussner aber war das, was man eine elegante Dame

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