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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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hinter sich herziehen. Die Hirten, es waren lauter Sechser und Siebener, weigerten sich und fragten, warum er keine Kindergartenkinder engagieren würde; DIE hätten Spaß daran, SIE würden sich nicht zur Minna machen. Es endete damit, dass Löwenfeld klein beigab, die Schäfchen vor dem Stall aufstellen ließ und die Hirten einfach nur mit ihrem Stock von links aus den Kulissen kommend langsam zum Stall gehen mussten.
    So weit, so gut.
    Dann mussten die Könige von rechts kommen, aber da Lit aus Vietnam der Kleinste war, verdeckten ihn Emir und Kagiso. Also mussten sie sich der Größe nach aufstellen: zuerst Lit, dann Emir, der Türke, und als Letzter Kagiso aus Afrika.
    Weil der Platz vorm Stall begrenzt war, gab’s ein Gerempel und Geschiebe, wobei etliche Schäfchen umstürzten. Als die wieder auf ihren hölzernen Beinchen mit den Rollen standen, sollten eigentlich die Engel einschweben. Aber Löwenfeld ließ alles nochmals von vorn und mit Gesang proben.



Für diese Szene hatte er sich was ganz Besonderes einfallen lassen. Mit Orchesterbegleitung sang der Chor zuerst eine Strophe von »Kommet ihr Hirten«, dann eine von »Es kommen drei Könige aus Morgenland« , darauf die 2. vom Hirtenlied. Das Ganze war eine Wucht, weil die Lieder total unterschiedlich sind. Wie gesagt, dazu kamen die Hirten von links und die Könige von rechts,
    Als Chris Löwenfeld mit den Hirten, den Königen, dem Chor und dem Orchester zufrieden war, dachten wir, wir hätten für diesen Tag, es war der Donnerstag, das Schlimmste hinter uns.
    Wir irrten uns.
    Lilli, Amanda und Mareike standen mit gerunzelter Stirn auf der Bühne. »Soll das etwa unser Auftritt sein? Herr Löwenfeld, das ist doch gar nichts – wir können uns nicht entfalten, das Ganze ist absolut öde und langweilig! Dabei ist die Szene der absolute Wahnsinn! Überlegen Sie doch«, rief Mareike, »vor einem ruinösen Stall treffen drei Könige und etliche himmlische Wesen aufeinander! Und das auch noch mitten im Nirgendwo! So was hat’s auf der Welt noch nie gegeben – und was machen Sie daraus? Sechs Leute, die so tun, als würden sie sich mal kurz vorm Aldi begegnen. Gut, die Musik ist eine Wucht, das gebe ich gerne zu, aber wir Engel – «
    Â»â€“ sollten an einem unsichtbaren Seil vom Himmel schweben«, sagte Lilli so hochnäsig wie immer. Mareike und Amanda nickten heftig. »Genau.«
    Obwohl die drei Hexen meine Feindinnen sind, hatten sie recht, fand ich. Die Szene war langweilig. Außerdem – Engel sind etwas Besonderes, aber eben das kam einfach nicht rüber.
    Â»Ihr Engel macht uns das Leben schwer«, stellte Chris Löwenfeld fest. »Ihr müsst das verstehen: Wir haben keine vollausgestattete Theaterbühne. Wir spielen nur im Festsaal unseres Schulzentrums auf einer kleinen Plattform ohne technischen Schnickschnack.« Er wischte sich den Schweiß mit einem Tuch von der Stirn. »Ich verstehe euch ja«, setzte er dann hinzu. Und wenn jemand eine zündende Idee hat – ich bin bereit zum Zuhören.« Er stopfte das Tuch in die Hosentasche zurück. »Aber wenn euch eure Rolle so nicht gefällt«, sagte er leiser, »dann frage ich mich, weshalb ihr euch nicht schon längst Gedanken darüber gemacht habt, wie ihr sie pfiffig und interessant gestalten könnt. Wenn ich an die Maria denke oder an den Wirt, dann wisst ihr, was ich meine. Die beiden haben aus ihrer Rolle wirklich etwas gemacht. Die sind nicht nur dagestanden und haben so Unmögliches verlangt wie ein unsichtbares Seil, das am Himmel befestigt ist.«
    Â»Unsere Rollen bieten uns keinerlei Entfaltungsspielraum«, sagte Lilli wütend.
    Â»Engel müssen sich nicht erst entfalten«, erklärte Löwenfeld ungeduldig, »Engel sind von Natur aus perfekte Wesen.«
    Â»Dass ich nicht lache!«, rief Lilli. »Wissen Sie was, Herr Löwenfeld? Wir verzichten auf die Rolle der Engel.«
    Damit hüpften die drei von der Bühne, rafften ihre Anoraks und Taschen an sich und marschierten aus dem Festsaal.
    Eine der drei donnerte die Tür ins Schloss.

21. Dezember

D ie blöden Engel hatten nicht mit Linus gerechnet. Der sprang vom Klavierhocker und raste den Mädchen nach.
    Löwenfeld wischte sich den Schweiß von der Stirn, die Leute vom Chor machten es sich auf dem Fußboden gemütlich, und die vom Orchester legten

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