Engelslieder
hatte. Wenn er sprach, hörte man sogar einen leichten britischen Oberschichtenakzent heraus.
“Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, Mr. Blakely”, begrüßte Autumn ihn.
“Nennen Sie mich einfach Peter. Ich bewege mich mit meinen Patienten lieber auf einer persönlicheren Ebene.”
“Klar, kein Problem. Ich bin Autumn, und das ist Ben.”
Ben und Blakely schüttelten sich die Hand.
Autumn lächelte. “Ich habe ja schon am Telefon erzählt, was passiert ist und was wir hiermit erreichen wollen.”
“Sie möchten sich an ein Treffen mit einer bestimmten Person erinnern, das einige Jahre zurückliegt.”
“Genau.”
Ben führte Blakely zum Tisch hinüber, um ihn einen Blick auf die Phantomzeichnung werfen zu lassen. “So sieht er aus.”
“Zumindest sieht er so in den Träumen aus, von denen ich Ihnen berichtet habe”, erklärte Autumn. “Wir müssen ihn unbedingt ausfindig machen. Nur leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wo ich ihm begegnet bin.”
Sie rang sich ein weiteres Lächeln ab. Ben fand, dass es angestrengt aussah. Er wusste, wie müde sie war. Immerhin hatten sie in der vergangenen Nacht Stunden damit verbracht, sich die Kassette anzuhören und jedes noch so kleine Traumdetail aus ihr herauszukitzeln. Als sie endlich wieder im Bett lagen, hatten sie sich noch einmal geliebt, was beiden geholfen hatte einzuschlafen. Er war früh mit einer ansehnlichen Morgenerektion aufgewacht, doch da er wusste, wie erschöpft sie war, hatte er sie schlafen gelassen und es einfach genossen, wie sich ihr kleiner Körper an seinen schmiegte.
“Wie fangen wir an?”, fragte sie Blakely direkt und lenkte somit Bens Aufmerksamkeit zurück auf das augenblickliche Geschehen.
Blakely blickte sich um. “Am besten, wir gehen ins Wohnzimmer. Da können Sie sich aufs Sofa legen. Natürlich gibt es eine Menge verschiedener Techniken, aber ich schaffe zunächst am liebsten eine entspannte Atmosphäre. Ben, würden Sie bitte die Vorhänge zuziehen?”
Ben ging zum Fenster und verdunkelte den Raum. Vor Blakelys Eintreffen hatte er Detective Watkins im Police Department von Issaquah angerufen. Er hatte seit Jahren nicht mehr mit dem Mann gesprochen, doch er musste sich erkundigen, ob ein weiteres Kind vermisst wurde. Er fand heraus, dass der Detective befördert worden war und jetzt im Bezirk East Seattle arbeitete. Das war gut, denn es lag mitten in der Stadt.
Watkins war nicht da. Solange er nicht an einem Fall dran sei, arbeite er am Wochenende nicht, gab der Dienst habende Polizist Auskunft. Also hinterließ Ben seinen Namen und die Telefonnummer, in der Hoffnung, Watkins riefe ihn an, sobald er die Nachricht erhielt.
“Haben Sie einen CD-Player?”, fragte Peter Blakely.
“Gleich neben dem Fernseher”, erwiderte Ben.
Der Hypnotiseur gab ihm eine CD, und Ben schob sie in das Abspielgerät und drückte auf Play. Sanfte Klänge von Wasser, das über Felsen plätscherte, erfüllten den Raum und schafften eine ruhige, einschläfernde Atmosphäre. Als Autumn sich auf dem Sofa ausstreckte, schien sie kaum noch nervös zu sein.
Immerhin würde es nicht wehtun.
Ben verkniff sich ein Lächeln. Müde, wie sie war, würde sie vermutlich einfach einschlafen.
“Gut, Autumn, liegen Sie bequem?”, fragte Blakely.
“Sehr bequem”, antwortete sie mit einem Gähnen.
Er schaltete eine kleine Taschenlampe ein und bewegte den Lichtstrahl in einem Bogen über die Wand. “Ich möchte, dass Sie dem Licht mit den Augen folgen und mir zuhören, während ich spreche. Sind Sie bereit?”
“Ja.”
“Ich zähle jetzt von einhundert rückwärts herunter. Bevor ich bei eins angelangt bin, werden Sie tief schlafen und trotzdem genau hören, was ich sage.” Der Lichtpunkt bewegte sich langsam von links nach rechts. “Einhundert, neunundneunzig, achtundneunzig. Sie sind ruhig und entspannt. Ihre Augen schließen sich langsam.”
Ihr Körper entspannte sich wie von selbst.
“Siebenundneunzig, sechsundneunzig, fünfundneunzig, vierundneunzig. Sie werden immer müder und können die Augen kaum noch offen halten.”
Das Licht bewegte sich in einem langsamen, gleichmäßigen Takt, und ihr Körper sank schwer ins Sofa.
“Dreiundneunzig, zweiundneunzig, einundneunzig. Ihre Augen sind geschlossen. Sie sind jetzt ganz entspannt. Können Sie mich hören, Autumn?”
“Ja …”
Die Taschenlampe ging aus. “Neunzig, neunundachtzig. Sie schlafen jetzt tief und fest, Autumn, und während Sie daliegen, wandern Sie
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